Die sogenannte Rookie-Rule ist derzeit wohl die am heftigsten diskutierte Passage im sportlichen Reglement der MotoGP-WM. Die Regel besagt, dass ein MotoGP-Pilot im ersten Jahr nicht direkt in einem Werksteam unterkommen darf. Stattdessen sind für den Einstieg die Satellitenteams der drei Hersteller Honda, Yamaha und Ducati vorgesehen.
Über diesen Weg gelang in den zurückliegenden Jahren unter anderem Ben Spies (2010 Rookie bei Tech-3-Yamaha) und Cal Crutchlow (2011 Rookie im selben Team) der Aufstieg. Spies selbst hält die Regel für fragwürdig, plädiert aber auf Einhaltung dieser: „Ich glaube nicht, dass es wirklich notwendig ist, aber sie haben diese Regel eingeführt und müssen sich daran halten“, sagte der US-Amerikaner vor wenigen Tagen in Barcelona. In diesem Jahr sitzt der amtierende Moto2-Weltmeister Stefan Bradl auf einer Honda des Satellitenteams LCR.
Für die kommende MotoGP-Saison gilt Marc Marquez – Bradls letztjähriger Konkurrent um den Moto2-Titel – als heißer Kandidat für die Werks-Honda des zum Jahresende zurücktretenden Casey Stoner Erst recht, seitdem feststeht, dass Jorge Lorenzo für zwei weitere Jahre Yamaha-Werksfahrer bleibt. Für einen sofortigen Einstieg von Marquez beim HRC-Werksteam müsste allerdings eben jene Rookie-Rule gelockert werden, was Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta inzwischen nicht mehr ausschließt.
„Diese Regel wurde erschaffen, um den Satellitenteams zu helfen“, wird Ezpeleta von ‚Motosprint‘ zitiert. „Sie sollte ihnen junge und talentierte Fahrer garantieren, bevor diese unweigerlich ihren Weg in ein Werksteam finden.“ Nach Aussage des Dorna-Chefs sollte die im Vorfeld der Saison 2010 eingeführte Regel vor allem dazu dienen, „die Lücke zwischen den Werksteams und den Satellitenteams in einem vertretbaren Rahmen zu halten“.
Rossi als Vorbild für Marquez?
Nicht zuletzt unter dem Druck von Honda gibt sich Ezpeleta inzwischen kompromissbereit: „Es ist wie mit jeder Regel. Es muss nicht zwingend starr an ihr festgehalten werden. Sollte sie als schlecht erachtet werden, kann sie einer Prüfung unterzogen werden.“ Anhand dieser Aussagen des Dorna-Chefs scheint der Weg für Marquez frei.
Selbst für den Fall, dass er nicht direkt im Werksteam unterkommt, so wird der Spanier mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schon im ersten Jahr ein den Werksmotorrädern ebenbürtiges Bike erhalten. Ezpeleta erinnert in diesem Zusammenhang an das Debüt von Valentino Rossi in der Königsklasse in der Saison 2000: „Es gibt einen Weg, die Regel zu umgehen und Honda kennt diesen. Auf welcher Art Motorrad saß denn Valentino als er sein Debüt in der 500er-Klasse gab?“
Rossi bestritt seine Debütsaison zwar nicht im offiziellen HRC-Werksteam, sehr wohl aber mit Werksmaterial. Damals gab es die Rookie-Regel freilich noch nicht. Für Ezpeleta spielt das jedoch keine Rolle. „Wenn Honda gewillt ist, dauert es nur einen kurzen Moment und sie finden einen Weg, Marquez auf eine Werksmaschine zu setzen. So oder so bin ich bereit, über die Regel zu diskutieren“, so der Dorna-Chef abschließend.
Text von Mario Fritzsche
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Artikel veröffentlicht von: Klaus Nägler
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