(Motorsport-Total.com) – Die Entscheidung von Ducati, wer in der kommenden Saison der Teamkollege von Francesco Bagnaia wird, lähmt derzeit den MotoGP-Fahrermarkt.
Nach dem Grand Prix von Frankreich verriet General Manager Gigi Dall’Igna, dass man „in Mugello“ etwas wissen wird, also am Rennwochenende Ende Mai und Anfang Juni.
Am vergangenen Wochenende wurde im Rahmen des Formel-1-Grand Prix in Imola eine limitierte Edition einer Ducati Monster im Ayrton-Senna-Design präsentiert. Neben Francesco Bagnaia und Enea Bastianini war auch das komplette Management dabei.
Ducati-CEO Claudio Domenicali, Sportdirektor Mauro Grassilli und Teammanager Davide Tardozzi hatten der Formel 1 einen Besuch abgestattet. In diesem Rahmen hat sich auch Domenicali zur Fahrerentscheidung geäußert.
„Es ist eine komplexe Situation, aber auf eine gute Art. Die Arbeit mit unseren Fahrern in der Vergangenheit hat große Talente hervorgebracht. Und jetzt ist auch Marquez mit einem unserer Motorräder zurück.“
„Er hat die Zweifel ausgeräumt, dass man ihn nach seinem schweren Sturz nicht mehr fit sehen würde“, lobt Domenicali den sechsmaligen MotoGP-Weltmeister. Dem Italiener ist auch klar, dass Ducati vor einer schwierigen Entscheidung steht.
„Welche Entscheidung wir auch immer treffen, es wird daran Kritik geben. Aber es muss getan werden. Wir werden das aus Respekt vor unseren Fahrern nicht verzögern. Es ist aber auch irgendwie eine unmögliche Entscheidung.“
„Für Martin ist es schwierig, noch mehr zu zeigen. Marquez verbessert sich unglaublich gut. Bastianini ist in der WM zwar nicht ganz vorne, aber in Le Mans ist er ein starkes Rennen gefahren und war trotz Long-Lap-Strafe nur zwei Sekunden hinter dem Sieger.“
Außerdem hält Domenicali fest, dass es keine Situation wie vor wenigen Jahren mit Andrea Dovizioso und Danilo Petrucci geben wird: „In der Vergangenheit hatten wir den Weg gewählt, einen Nummer-1-Fahrer und einen Nummer-2-Fahrer zu haben.“
„Aber das hat sich nicht ausgezahlt. Interner Wettbewerb hilft auch, das Motorrad zu verbessern. Zwei starke Fahrer helfen dabei, das Level hochzuhalten. Heute sehen wir den besten ‚Pecco‘, den besten Jorge, den besten Marc und den besten Enea.“
Also, für wen entscheidet sich Ducati? Steht Jorge Martin als WM-Führender in der Poleposition? „Ich denke“, sagt Martin am Donnerstag vor seinem Heimrennen in Barcelona, „die Ergebnisse von Le Mans, Jerez oder was auch immer hier passieren wird, werden die Entscheidung nicht verändern.“
„Ich verstehe Ducati. Sie müssen verstehen, was sie brauchen und wie sie alles zusammenstellen. Wir müssen abwarten. In den nächsten zwei Wochen wird sich meine Zukunft entscheiden, denn dann werde ich die Entscheidung von Ducati wissen.“
Marc Marquez: „Ich bin clever“
Oder bekommt doch Marc Marquez den Vorzug? „Meine Situation hat sich im Vergleich zum Vorjahr verändert“, sagt Marquez. „Für dieses Jahr habe ich geschaut, dass ich wieder Spaß habe und das Gefühl wiederfinde. Schritt für Schritt komme ich zurück auf ein gutes Level.“
„Das ist super wichtig. Ich bin sehr glücklich, dass ich mit diesen Jungs kämpfen kann. Wenn man um den WM-Titel kämpfen will, dann kann man das dieses Jahr schaffen. Wenn man auf der Strecke ein einfacheres Leben hat, dann hilft das.“
„Deswegen sucht jeder Fahrer das Beste. Ich kenne meine Idee“, sagt Marquez kryptisch und ergänzt lächelnd: „Ich war im Vorjahr clever und ich bin auch für nächstes Jahr clever, was ich machen will und was ich brauche, um schnell zu sein.“
„Wir werden sehen, ob ich es auf der Strecke gut machen kann, um mehr Optionen für meine Zukunft zu haben.“ Und wie ist seine konkrete Idee? „Auf der Strecke schnell sein und mit diesen Jungs kämpfen“, lautet seine Antwort mit einem Lachen.
„Wie ich in Jerez und Le Mans gesagt habe, bin ich super glücklich, dass ich mit ihnen (Martin und Bagnaia; Anm. d. Red.) bis zu den letzten Kurven gekämpft habe. Sie sind die zwei Jungs, die im Vorjahr um die WM gekämpft haben und auch jetzt die beiden stärksten Gegner sind.“
Und was sagt Bastianini aus seiner Sicht zu der ganzen Situation? „Es ist für Ducati die im Moment wahrscheinlich schwierigste Entscheidung“, so der Italiener. „Wir sind die Top 4 in der Weltmeisterschaft. ‚Pecco‘ hat schon seinen Vertrag.“
„Ich habe mich im Vergleich zum Vorjahr verbessert. Ich kenne natürlich auch den Speed von Jorge und Marc. Ich bin zuversichtlich, dass ich bleiben kann, aber warten wir ab.“ Denn die Entscheidung liegt nicht in Bastianinis Hand.
Ist der Platz im Aprilia-Werksteam eine gute Alternative?
Nach dem Medien-Donnerstag in Barcelona ist nun offiziell klar, dass es im nächsten Jahr einen freien Platz im Aprilia-Werksteam geben wird. Aleix Espargaro hat seinen Rücktritt erklärt. Wäre dieser Platz die Alternative Nummer 1 für jenen Fahrer, der von Ducati nicht berücksichtigt wird?
„Ich freue mich natürlich“, sagt Martin, „dass viele Werke an meine Türe klopfen, denn das heißt, dass ich gut arbeite. Warten wir die Entscheidung ab, dann sehen wir weiter. Es gibt natürlich konkurrenzfähige Optionen.“
„Momentan macht es keinen Sinn darüber nachzudenken, was eine gute Option wäre. Wir müssen abwarten. Die europäischen Marken sind in guter Form, auch Aprilia und KTM. Honda und Yamaha werden mit der Zeit auch wieder kommen.“
Marquez bestätigt, dass die drei europäischen Marken derzeit auf einem sehr guten Level sind, aber er sagt auch: „Für mich ist die Ducati das beste Motorrad. Dieses Motorrad hat auf allen Strecken das beste Potenzial. Deshalb habe ich mich im Vorjahr für Ducati entschieden.“
Den Gerüchten zufolge wird am ehesten Bastianini mit einem Wechsel zu Aprilia in Verbindung gebracht. Sein Manager Carlo Pernat hat bestätigt, dass er mit Aprilia spricht, aber auch mit KTM. Ein italienischer Fahrer wäre für Aprilia natürlich interessant.
„Das kann eine Option für die Zukunft sein“, sagt Bastianini konkret über Aprilia. „Sie haben in den vergangenen fünf Jahren gute Fortschritte gezeigt. Aber warten wir noch etwas ab.“ Am Barcelona-Wochenende könnten auch schon die Weichen für Verkündungen in Mugello erfolgen.
Wie oft wurde dieses Trio in den vergangenen Wochen nach der Zukunft befragt? „Es ist unmöglich, das zu zählen“, lacht Martin. Und Marquez ergänzt ebenfalls lachend: „Aber im Endeffekt ist es Teil der Show!“ Nachsatz von Bagnaia: „Das ist wie in einer Seifenoper.“
Text von Gerald Dirnbeck
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