(Motorsport-Total.com) – Ducati-Pilot Danilo Petrucci hat das erste Kräftemessen in Sepang mit der Testbestzeit beendet.
Der Nachfolger von Jorge Lorenzo bei Ducati nutzte die guten Bedingungen am Freitagvormittag, um einen neuen inoffiziellen Rundenrekord zu fahren.
Ducatis war am Freitag zweifellos der dominante Hersteller, denn die Piloten des Werksteams und die des Pramac-Satellitenteams gaben den Ton an. Zudem sah man bei allen Herstellern neue Teile.
Der finale Testtag begann mit einem Paukenschlag. Zuerst war es Yamaha-Pilot Maverick Vinales, der nach gut einer halben Stunde eine neue Rekordrunde fuhr. Er unterbot seine eigene Donnerstags-Bestzeit und Jorge Lorenzos inoffiziellen Rundenrekord vom Test im Vorjahr. Doch der Spanier durfte sich nur wenige Minuten lang über den Platz an der Spitze freuen. Wenig später unterbot Ducati-Pilot Danilo Petrucci nicht nur die Zeit von Vinales sondern pulverisierte auch den inoffiziellen Rundenrekord.
Petrucci nutzte genau wie Vinales die kühlen Bedingungen zu Beginn des Tests und umrundete den Sepang International Circuit in 1:58.239 Minuten. Damit war der Italiener mehr als eine halbe Sekunde schneller als Lorenzo vor einem Jahr.
Ich bin sehr glücklich, aber die Zeit zählt sehr wenig“, bremst Petrucci die Erwartungen. „Ich bin vor allem mit der gestrigen Rennsimulation zufrieden. Heute Vormittag bin ich einmal auf Zeitenjagd gegangen, es war eine sehr schnelle Runde. Dann haben wir mit einem gebrauchten Reifen gearbeitet und neue Dinge probiert.“
Ducati-Markenkollege Francesco Bagnaia sorgte wenig später für eine weitere Überraschung. Der MotoGP-Rookie übernahm mit seiner 2018er-Ducati die zweite Position und scheiterte um lediglich 0,063 Sekunden an Petruccis Zeit. Besonders beeindruckend: Zwei der vier Sektorbestzeiten gingen auf Bagnaias Konto. Auch auf den beiden folgenden Positionen hinter Petrucci und Bagnaia behauptete sich Ducati: Pramac-Pilot Jack Miller übernahm Platz drei, Ducati-Werkspilot Andrea Dovizioso war Vierter.
Neue Aero-Verkleidungen bei Ducati und Yamaha
Die Ducati-Piloten machten aber nicht nur mit guten Rundenzeiten auf sich aufmerksam. Gleich zu Beginn des Testtages rückte Dovizioso mit einer neuen Verkleidung aus und zog das Interesse der Fotografen auf sich. Und auch Danilo Petrucci und Jack Miller probierten die neue Aero-Verkleidung. Das neue Aerodynamikpaket der Desmosedici ist eine Evolution der bisher verwendeten Version. An der Seite gibt es jeweils zwei Elemente und an der Kanzel ein weiteres.
Das neue Aerodynamik-Paket war nicht die einzige Neuerung an der Ducati Desmosedici. Am finalen Testtag wurden auch eine neue Schwinge und ein neues Chassis gesichtet. Auch die Drehmomentstütze am Hinterrad kam erneut zum Einsatz. Bereits bei den Tests im November 2018 zog das auffällige Bauteil die Blicke auf sich. Die auffälligste Veränderung am Freitag in Sepang war aber zweifellos die neue Verkleidung.
Später sah man auch bei Yamaha eine neue Aero-Verkleidung. Die Japaner bleiben aber weiterhin dabei, die Aero-Elemente lediglich an der Unterkante der Kanzel anzubringen. Auf Flügelprofile an der Seitenverkleidung verzichtet Yamaha weiterhin.
Danilo Petrucci stürzt mit der neuen Aero-Verkleidung
Nach dem Feuerwerk zu Beginn wurde es gegen Mittag wieder ruhiger. An Zeitenverbesserungen war bei den heißen Bedingungen sowieso nicht zu denken. Spitzenreiter Petrucci musste einen kleinen Rückschlag verkraften, als er mit der neuen Aero-Verkleidung fuhr. Er stürzte kurz vor der Halbzeit des Testtages in Kurve 5 und beklagte leichte Schmerzen.
„Als ich die neue Verkleidung montiert hatte, bin ich leider sofort in Kurve 5 gestürzt. Das war schade. Meine Hand schmerzt etwas. Deshalb haben wir uns dazu entschieden, den Test zu beenden. Wir sind mit der Pace und den Rundenzeiten zufrieden“, kommentiert „Petrux“.
Der Zwischenstand zur Halbzeit um 14:00 Uhr Ortszeit (7:00 Uhr MEZ): Danilo Petrucci vor Francesco Bagnaia (+0,063 Sekunden), Jack Miller (+0,1227), Andrea Dovizioso (+0,299), Maverick Vinales (+0,405), Cal Crutchlow (+0,541), Aleix Espargaro (+0,783), Franco Morbidelli (+0,902), Takaaki Nakagami (+0,909), Valentino Rossi (+0,916), Marc Marquez (+0,931), Alex Rins (+0,941) und Stefan Bradl (+1,129).
Was ist mit Andrea Iannone los?
Im Lager von Aprilia gab es kontroverse Meldungen über Neuzugang Andrea Iannone. Nach zwei enttäuschenden Tagen verzichtete der MotoGP-Laufsieger auf den finalen Testtag und wurde durch Aprilia-Testpilot Bradley Smith ersetzt. Bereits vor dem IRTA-Test in Sepang kommunizierte Aprilia, dass Iannone auf Grund einer Zahnentzündung beim Shakedown-Test nicht fahren wird.
Paddock-Insider vermuten, Iannone hätte sich im Winter einige Gesichtsfalten beseitigen lassen. Das Tragen seines Helmes soll ihm daraufhin Probleme bereitet haben. Am Donnerstag wurde Iannone mit 1,613 Sekunden Rückstand auf Position 18 geführt, am Mittwoch war er 21. und lag 1,628 Sekunden zurück. Teamkollege Aleix Espargaro demonstrierte eindrucksvoll, dass die 2019er-Maschine Potenzial hat. Zur Halbzeit des Tests lag der Spanier auf der siebten Position.
Der Weltmeister bricht erneut vorzeitig ab
Auch am dritten Testtag verzichtete Marc Marquez auf die finalen Stunden. Kurz nach der Halbzeit de finalen Tages beendete der Titelverteidiger das Testprogramm. Eine gute Platzierung in der Wertung war für den Spanier nebensächlich. Marquez lag mit 0,931 Sekunden Rückstand auf der elften Position, als er den Sepang-Test für beendet erklärte.
Insgesamt 39 Runden drehte Marquez am dritten Tag in der Hitze von Sepang. Fotografen beobachteten, wie sich der Honda-Pilot beim Fahren an die operierte Schulter fasste. Bereits an den beiden Tagen zuvor verzichtete Marquez auf das Fahren nach der Mittagshitze. Am Mittwoch gab sich der MotoGP-Champion von 2013, 2014, 2016, 2017 und 2018 mit 29 Runden zufrieden und wurde als Schnellster gewertet. Den zweiten Tag beendete Marquez auf der achten Position.
Auch Aprilia und KTM beenden den Test vorzeitig
Auf Grund der Zugeständnisse im Reglement durften KTM und Aprilia auch mit ihren Stammpiloten am Shakedown-Test vor dem eigentlichen IRTA-Test fahren. Beide Hersteller nutzten diese Chance und waren deshalb beim Testbeginn am Mittwoch bestens gerüstet. Für die Fahrer waren die zusätzlichen Tage eine große körperliche Belastung. Deshalb fuhren die Aprilia- und KTM-Piloten nicht bis zum Testende um 18:00 Uhr Ortszeit.
KTM brachte viele neue Teile nach Sepang, doch unterm Strich waren die Österreicher nur sechste Kraft. Neuzugang Johann Zarco lag mit 1,4 Sekunden Rückstand auf der 17. Position, als er den Test beendete. Eine Zehntelsekunde dahinter folgte Teamkollege Pol Espargaro, der in Sepang diverse Stürze verdauen musste. Rookie Miguel Oliveira zog ein positives Fazit und lag 1,7 Sekunden zurück. Teamkollege Hafizh Syahrin fiel die Umstellung von der Yamaha zur KTM schwer. Er lag mehr als zweieinhalb Sekunden zurück.
Aleix Espargaro hinterließ mit der 2019er-Aprilia einen sehr starken Eindruck. Die Saison 2018 war für Aprilia eine komplette Enttäuschung. „Das 2018er-Motorrad war völlig daneben“, bestätigt Espargaro und lobt die neue Maschine: „Das 2019er-Bike ist eine Evolution der 2017er-Maschine. Es geht in die Richtung, die ich mag. Es ist das Motorrad, das ich 2018 erwartete. Ich fühle mich damit großartig. Ich kann damit aggressiv fahren, auch mit gebrauchten Reifen.“
Espargaro scheiterte nur knapp an einer 1:58er-Runde. Im elften Umlauf benötigte der ehemalige CRT- und Open-Champion 1:59.022 Minuten für den 5,5 Kilometer langen Sepang International Circuit – ein sehr erfreuliches Signal für Aprilia.
Endspurt: Viel Fahrbetrieb in der finalen Stunde
Michelins Reifen kamen mit den Bedingungen gut zurecht. Der MotoGP-Alleinausrüster brachte Reifen nach Sepang, die auf Grund eines anderen Herstellungsverfahrens größere Temperaturbereiche abdecken sollen. Piero Taramasso von Michelin ließ aber durchblicken, dass Petrucci seine Bestzeit mit dem 2018er-Reifen fuhr.
Als die Temperaturen wieder nach unten gingen, wurde es auf dem Kurs wieder lauter. Eineinhalb Stunden vor Testende nahm der Fahrbetrieb wieder spürbar zu. In der Mittagshitze wurden erneut mehr als 60°C Asphalttemperatur gemessen. Die kühleren Bedingungen am Abend ermöglichten Maverick Vinales am Vortag in letzter Sekunde eine neue Bestzeit. Sollte Petruccis Bestzeit noch einmal gefährdet werden?
Nicht mit dabei bei der Zeitenjagd waren die Top 3 – Petrucci, Bagnaia und Miller, die den Tag vorzeitig beendeten. Miller absolvierte einen Longrun, bei dem er stürzte. Der Sepang-Test ging für den Australier trotz der Fabelzeit am Vormittag unglücklich zu Ende. An allen drei Testtagen kam der Pramac-Pilot zu Sturz. Mit der neuen Ducati-Verkleidung war Miller zufrieden, die Drehmomentstütze kam an der Desmosedici mit der Nummer 43 nicht zum Einsatz.
Schlussendlich gab es keine weiteren Zeitenverbesserungen. Weder Maverick Vinales, noch Valentino Rossi oder Alex Rins konnten sich beim finalen Versuch steigern.
Der zweite und finale MotoGP-Vorsaisontest 2019 findet vom 23. bis zum 25. Februar auf dem Losail International Circuit statt.
Ergebnis Tag 3 Sepang MotoGP-Test
Text von Sebastian Fränzschky, Co-Autor: Oriol Puigdemont
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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