Enea Bastianini - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Vieles deutet darauf hin, dass Bastianini Miller im Werksteam beerben wird

(Motorsport-Total.com) – Beim Grand Prix von Frankreich hat Enea Bastianini seinen dritten Sieg in dieser MotoGP-Saison eingefahren und sich in der Gesamtwertung bis auf acht Punkte an WM-Leader Fabio Quartararo herangepirscht.

Der nächste Ducati-Fahrer Jack Miller liegt schon 40 Punkte zurück, Francesco Bagnaia sogar 46.

Bastianini ist also aktuell das heißeste Eisen von Ducati im Kampf um den Titel – und das mit dem Vorjahresmotorrad. Kein Wunder also, dass er als Favorit für den Aufstieg ins Werksteam 2023 gilt. In Le Mans bestätigte sein Manager Carlo Pernat bereits, dass Bastianini 2023 und 2024 mit einem Ducati-Werksmotorrad fahren wird. Zwischen Mugello und Barcelona soll sich entscheiden, in welchem Team.

Bastianini selbst betonte nach Sieg Nummer drei: „Ich bin glücklich, bei Ducati zu bleiben, denn ich fahre dieses Motorrad sehr gut und ich denke, dass es im Moment die beste Option für mich ist. Aber ich weiß im Moment nicht, wo meine Zukunft liegt.“

Bastianini: Wäre er traurig, Gresini zu verlassen?
„Ich denke, wir werden das in den nächsten Rennen besser verstehen. Aber ich bin glücklich, weil Ducati mir ein gutes Paket bietet. Außerdem können wir auch mit dem unabhängigen Team gewinnen.“ Auf die Frage, ob er traurig wäre, Gresini 2023 zu verlassen, sagt er: „Ich denke noch nicht so sehr darüber nach.“

„Ich konzentriere mich lieber auf die Meisterschaft. Ich denke, wir können gut abschneiden. Aber es wird eine Zeit kommen, in der auch ich eine Entscheidung treffen muss. Ich fühle mich mit diesem Motorrad, der Ducati, sehr gut. Hier haben wir erneut den Beweis erbracht, dass ein Satellitenteam gewinnen kann, also ist das mit dem richtigen Paket nichts, worüber ich mir große Sorgen mache“, so „La Bestia“.

Trotzdem sieht er sich für den Werksaufstieg in einer guten Position: „Ich bin nicht der Ducati-Boss. Aber ich denke, meine Situation ist besser als die der anderen Ducati-Fahrer.“

„Pecco hat zwar gesagt, dass Jack als Teamkollegen am liebsten behalten würde. Ich weiß allerdings nicht, ob Ducati auf ihn hören wird. Aber auch, wenn ich bei Gresini bleibe oder in einem anderen Team mit einem Werkspaket fahre, kann ich schnell sein.“

Bagnaia würde lieber mit Miller weitermachen
Auf die Frage, warum er glaubt, dass Bagnaia lieber Miller als Teamkollegen behalten würde, meint Bastianini: „Ich denke, er bevorzugt Miller, weil er (Bagnaia; Anm. d. R.) der Teamleader von Ducati ist und das Potenzial von mir kennt – und ich denke auch das an Martin. Das kann ein Problem für ihn sein.“

Darauf angesprochen, entgegnet Bagnaia: „Jack ist mein Teamkollege seit 2019 und ich kenne ihn sehr gut. Es ist also normal, dass, wenn man sich jemanden aussuchen müsste, mit dem man seine Box teilt, es der Mann ist, mit dem man mehr Gespräche führt, mit dem man mehr Zeit verbringt. Jack ist also meine erste Wahl, weil er ein Freund ist, ein guter Teamkollege, mit dem ich gerne zusammenarbeite.“

„Aber es ist etwas, das die Mannschaft entscheiden muss. Wenn es Enea wird, wenn es Martin wird, ist es für mich das Gleiche. Ich hatte immer ein gutes Verhältnis zu all meinen Teamkollegen. Ich denke, Enea hat den Platz verdient, denn in Austin war er so konkurrenzfähig und hier hat er das Rennen wieder gewonnen.“

Miller ist sich bewusst: „Das macht absolut Sinn“
Miller scheint sich derweil schon damit abgefunden zu haben, seinen Platz im Werksteam zu verlieren. „Ich weiß nicht, was ihr von mir hören wollt“, sagt er auf die Frage nach seiner Zukunft bei Ducati und die Konkurrenz mit Bastianini.

„Zählt zwei und zwei zusammen. Er hat dieses Jahr drei Rennen gewonnen und er macht einen fantastischen Job. Er ist Italiener, also macht es absolut Sinn“, räumt Miller ein.

Auch Jorge Martin, der noch zu Beginn dieser Saison als beste Option auf den zweiten Ducati-Werksplatz gehandelt wurde, steht momentan im Schatten von Bastianini. In Le Mans schrieb der Pramac-Pilot seinen fünften Nuller im siebten Rennen. Nur einmal, in Argentinien, gelang ihm mit Rang zwei ein Podestplatz.

„Es ist klar, dass Enea sehr stark ist, auch Jack Miller ist auf einem guten Niveau“, schätzt Martin die Lage ein. „Ich denke, dass ich persönlich an diesem Wochenende eine gute Leistung gezeigt habe. Es ist klar, dass wir sie im Rennen nicht zeigen konnten, aber ich bin mit dem Niveau, das ich im Training hatte, zufrieden.“

Trotz des erneuten Sturzes und der allgemeinen Situation will Martin nicht von Frustration sprechen: „Am Ende fühlte ich mich das ganze Wochenende stark, der Speed ist da, und damit bin ich zufrieden. Das Problem ist, dass mir in jedem Rennen irgendetwas passiert, wie jetzt die Sache mit meinem Arm, und sobald wir das Problem gelöst haben, weiß ich, dass wir wieder dabei sein werden.“

Das sagt die Führungsetage von Ducati zur Lage
Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti lässt sich noch zu keiner klaren Aussage hinreißen, wer 2023 neben Bagnaia fährt: „Wir haben immer gesagt, wir wollen Jorge und Enea halten.“

„Und wir wollen natürlich auch sehen, ob wir mit Jack weitermachen können. Er ist ein großartiger Fahrer und wir lieben ihn. Wir werden ihm etwas anbieten, das er aber womöglich nicht als gut genug ansieht. Er könnte also eine andere Richtung einschlagen.“

Mit Blick auf die bisherigen Saisonergebnisse analysiert Ciabatti: „Martin macht eine schwierige Phase durch, aber er hat bereits fantastische Dinge erreicht. Enea kämpft um die Meisterschaft. Zarco zeigt konstante Rennen, auch wenn noch der gewisse Funke fehlt, um regelmäßig auf dem Podest zu stehen.

„Zum Glück haben wir mehr als zwei Motorräder im Feld und eine sehr gute Beziehung zu unseren Satellitenteams, um eine Lösung zu finden. Wir müssen uns die Lage genau ansehen und werden zwischen Mugello und Assen hoffentlich ein finales Line-up haben.“

Sorgen darum, dass Fahrer abwandern könnten, macht er sich nicht. „Ich denke, jeder unserer Fahrer wird sich zweimal überlegen, woanders hinzugehen“, sagt Ciabatti. „Nicht nur, weil das Motorrad sehr konkurrenzfähig ist, sondern das Gesamtpaket stimmt. Der technische Support ist ein allen Kundenteams hoch, wir kümmern uns um alle Fahrer gleichermaßen – und das wissen sie zu schätzen.“

„Andererseits glaube ich, dass es nicht so viele gute Alternativen gibt. Wir müssen abwarten, was Honda macht. Aktuell sieht es so aus, als würden sie mit Pol nicht weitermachen wollen. Aber das ist nicht unsere Sache. Und bei Aprilia wird man sehen müssen, ob sie etwas ändern wollen, was ich momentan nicht glaube.“

Text von Juliane Ziegengeist

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