Marc Marquez - © Dorna

© Dorna – Seit 2013 fährt Marc Marquez für das Honda-Werksteam

(Motorsport-Total.com) – Im Februar 2020 gab Honda bekannt, dass man den Vertrag mit Marc Marquez bis Ende 2024 verlängert hat.

Nach dem sechsten WM-Titel innerhalb von sieben Jahren freute man sich auf eine weitere erfolgreiche Zukunft, doch es kam alles anders.

Die schwere Oberarmverletzung von Jerez 2020 hatte insgesamt vier Operationen zur Folge. Während Marquez lange pausierte, verlor Honda technisch den Anschluss an die Konkurrenz. Der Tiefpunkt wurde 2022 erreicht. Kein Saisonsieg und letzter Platz bei den Konstrukteuren.

Honda hat ein Entwicklungsprogramm angeworfen, aber die Früchte des Erfolges lassen noch auf sich warten. Nach dem Wintertest in Malaysia war Marquez ernüchtert. „Wir sind momentan nicht in der Lage, in den Top 5 zu kämpfen“, lautete seine Momentaufnahme.

Am vergangenen Sonntag wurde in Madrid die neue Dokuserie „ALL IN“ von Amazon Prime präsentiert. Dabei wird Marquez auf seinem langen Rehabilitationsweg begleitet und es gibt Einblicke hinter die Kulissen. Eine Szene war dabei bemerkenswert.

Im vergangenen Sommer besuchte der Spanier nach seiner vierten Operation das Paddock in Spielberg. Dabei hat er den Honda-Topmanagern Tetsuhiro Kuwata und Shinichi Kokubo die Narben am rechten Oberarm gezeigt.

„Das ist, um zu gewinnen“, lauteten die Worte von Marquez. Er schob nach: „Ich möchte das mit Honda schaffen. Aber wenn es nicht möglich ist, werde ich mir etwas anderes suchen.“ Es ist klar, dass er damals den Druck auf Honda erhöhen wollte, damit es Änderungen gibt.

Das hat Honda auch umgesetzt. Zum Beispiel mit der Verpflichtung von Ken Kawauchi von Suzuki als neuen Technikdirektor. Jüngst wollte Marquez wieder die Schärfe aus seinen Worten nehmen. Momentan konzentriert er sich auf die Entwicklung der Honda.

Aber seine Frustration über die aktuelle Situation kann er nicht immer verbergen. Die Frage ist, welche Alternativen er hätte. Logisch wäre ein Wechsel zu Klassenprimus Ducati. Bruder Alex Marquez hat Honda bereits Richtung Gresini-Ducati verlassen.

Warum Marc Marquez für Ducati nicht (mehr) interessant ist
Aber bei Ducati steht Marc Marquez derzeit nicht zur Debatte. „Es ist nicht so, dass Ducati kein ‚Alien‘ wie Marc brauchen könnte, aber wir haben schon unsere eigenen“, hält Sportdirektor Paolo Ciabatti gegenüber der spanischen Edition von ‚Motorsport.com‘ fest.

Ducati hat sich mit acht Maschinen breit aufgestellt. Die Tests in Malaysia haben gezeigt, dass Ducati den Großteil der Top 10 belegt. „Aber nur einer hat die Weltmeisterschaft gewonnen. Er hat mehr als 270 Runden angeführt.“

„Das waren 200 mehr als der zweite Fahrer – Quartararo“, spricht Ciabatti Weltmeister Francesco Bagnaia an. „Man darf niemals nie sagen, aber Marquez ist jetzt 30 Jahre alt. Wir haben Fahrer, die fünf, sechs Jahre jünger sind und noch Potenzial haben, sich zu verbessern.“

„Ich glaube nicht, dass Ducati Marc braucht. Und ich sage das mit dem allerhöchsten Respekt“, betont der Sportdirektor. „Wir haben genug Fahrer, die es ins Werksteam schaffen wollen. Wir brauchen nicht daran denken, ihn unter Vertrag zu nehmen.“

„Aber sollte er uns morgen anrufen und nach einem Treffen fragen, dann würden wir nicht auflegen. Aber der Zeitpunkt, um Marc für Ducati zu verpflichten, war vor einigen Jahren. Jetzt ist nicht mehr der Zeitpunkt dafür.“

Damit spricht Ciabatti den Zeitraum von 2016 an, als Ducati wieder Rennen gewinnen konnte. Damals wollte man einen Superstar verpflichten, der den letzten Schritt bringen sollte, damit man wieder Weltmeister wird.

So wurde Jorge Lorenzo für viel Geld eingekauft. Nach zwei Jahren verließ der Spanier Ducati wieder. Seither hat Ducati die Strategie geändert. Investiert wird in die Technik. Das Budget für die Fahrer wurde deutlich gesenkt. Sollte Marquez theoretisch eines Tages zu Ducati wechseln, dann würde er im Vergleich zu seinem Honda-Gehalt deutliche Einbußen akzeptieren müssen.

Text von Gerald Dirnbeck, Co-Autor: Oriol Puigdemont

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