(Motorsport-Total.com) – Als Valentino Rossi vor rund zehn Jahren seine VR46-Akademie gründete, wollte er damit den italienischen Nachwuchs fördern.
Mit Erfolg, denn Franco Morbidelli und Francesco Bagnaia wurden Moto2-Weltmeister und in der MotoGP Vizeweltmeister.
Derzeit treten vier VR46-Fahrer in der Königsklasse an. Das sind neben Morbidelli und Bagnaia noch Luca Marini und Marco Bezzecchi im neuen VR46-Team. Mit Enea Bastianini und Fabio di Giannantonio haben es zwei Italiener in die MotoGP geschafft, die nie Teil der Akademie waren.
Vor allem Bastianini hat in diesem Jahr seinen Durchbruch erzielt und zwei Rennen gewonnen. „Der Rücktritt von Valentino hat in Italien eine große Lücke hinterlassen“, sagt der Gresini-Fahrer im Interview mit der spanischen Edition von ‚Motorsport.com‘.
„Es ist logisch, dass man danach schaut, wer seinen Platz einnehmen kann. Aber was er erreicht hat, ist einzigartig und kann nicht wiederholt werden. Ich möchte nicht sagen, dass ich seinen Platz einnehmen möchte, aber ich möchte der italienische Fahrer sein, der die Referenz ist.“
Es gab ein Angebot von Valentino Rossi
Bastianini stammt aus Rimini und ist nur einen Steinwurf von Tavullia entfernt aufgewachsen. Warum war er trotz der geographischen Nähe nie ein Fahrer, der von Rossi und der Akademie unterstützt worden ist?
„Als ich in die Weltmeisterschaft kam (2014) war die Akademie noch am Anfang. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich dabei sein muss, denn ich war bereits in der Weltmeisterschaft“, blickt der 24-Jährige zurück. 2013 hat er den Red Bull Rookies-Cup als Vierter beendet.
Ex-Weltmeister Fausto Gresini brachte das Talent in die Moto3. Damit war Bastianini von Beginn an in einem Topteam. „Ich kannte Fausto und sein Team. Ich fühlte mich dort wohl und wollte alleine trainieren.“
„Es war vielleicht etwas seltsam so zu denken, denn es gab Valentinos Angebot für ihn zu fahren. Aber ich bevorzugte es, meinen eigenen Weg zu verfolgen. Als ich jung war, war ich sehr starrköpfig. Jetzt bin ich erwachsen und habe mich verändert.“
Unterstützung von Fausto Gresini
Hat er diese Entscheidung jemals bereut? „Nein. Ich denke, ich habe die richtige Entscheidung getroffen“, meint Bastianini. „In Wirklichkeit war es aber schwierig. VR46 ist in der Weltmeisterschaft eine Macht.“
„Dass ich alleine trainiert habe und nicht Valentinos Rat bekommen habe, machte es für mich sicherlich schwieriger. Es war aber kein Problem für mich. Der Verdienst war meiner sowie auch von den Leuten, die vom ersten Moment an an mich geglaubt haben, wie Fausto es getan hat.“
Drei Jahre fuhr Bastianini für Gresini Moto3. Er wurde WM-Dritter (2015) und Vizeweltmeister (2016). Dann wechselte er ins Topteam Estrella Galicia 0,0, blieb aber hinter den Erwartungen. Auch 2018 spielte er im Leopard-Team keine Rolle im WM-Kampf.
Bei Italtrans in der Moto2 Reife gefunden
Bastianini stieg 2019 in die Moto2 auf. Das änderte alles. Im Italtrans-Team machte er einen Schritt und wurde 2020 Weltmeister. Das brachte ihm einen Ducati-Vertrag für die MotoGP. Bei Italtrans fand er die Reife, um für die Königsklasse bereit zu sein.
„Ich habe mein wahres Potenzial realisiert und mehr an mich geglaubt. „Ich habe verstanden, dass man mit Talent alleine nirgendwohin kommt. Man braucht auch andere Dinge. Ich habe daheim meine Arbeitsweise geändert und auch die Herangehensweise in der Box.“
Schon in der Moto3 galt Bastianini als talentierter Fahrer. Aber er hatte den Ruf, nicht der fleißigste Arbeiter zu sein. „Ja das stimmt“, gibt er im Rückblick zu. „Ich habe Motorradsport immer als Spaß gesehen. Ich wollte so wenig wie möglich arbeiten, weil ich dachte, dass ich das nicht brauche.“
„Dann habe ich realisiert, dass das so nicht stimmt. Glücklicherweise habe ich mich in meiner Karriere weiterentwickelt. Vor zwei oder drei Jahren habe ich verstanden, was wichtig ist, um ein wichtiger und konkurrenzfähiger Fahrer zu sein.“
Mit zwei Siegen in den ersten sechs Rennen mischt Bastianini aktuell im WM-Kampf mit. Könnte er mit der Vorjahres-Ducati im Privatteam Gresini tatsächlich Weltmeister werden? „Ich glaube, dass es möglich ist, aber es wird sehr schwierig, weil das Level so hoch ist.“
„Mein Ziel ist es, immer in den Top 5 zu sein. Aber das ist nicht einfach. In Portimao hätte ich mit Platz sechs oder sieben glücklich sein sollen und nicht etwas probieren sollen, was ich nicht konnte“, denkt der Italiener an seinen bisher einzigen Rennsturz in diesem Jahr.
Text von Gerald Dirnbeck, Co-Autor: German Garcia Casanova
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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