(Motorsport-Total.com) – Der 25. Februar 2025 war ein entscheidender Tag für die KTM AG.
Im Landesgericht Ried im Innkreis (Oberösterreich) stimmten am Vormittag die Gläubiger über den vorgelegten Sanierungsplan ab. Am frühen Nachmittag stimmten die Gläubiger der vorgeschlagenen Quote von 30 Prozent zu.
Die Höhe der Forderungen lag bei 2,25 Milliarden Euro. Rund zwei Milliarden Euro waren davon anerkannt. Der Sanierungsplan sah eine Barquote von 30 Prozent vor, die bis Ende Mai ausgezahlt werden sollte. Es handelt sich dabei um rund 600 Millionen Euro.
Zudem sind rund 150 Millionen Euro notwendig, um die Produktion im Stammwerk in Mattighofen schrittweise ab Mitte März wieder hochzufahren. Damit wäre der Betrieb des Unternehmens mit rund 2.000 Mitarbeitern bis Ende Mai gesichert.
Die Verhandlung begann um 9:00 Uhr und war zunächst für drei Stunden angesetzt, da es 3.847 Forderungsanmeldungen von Gläubigern gab. Der Schwurgerichtssaal im Landesgericht war mit rund 100 Personen voll besetzt.
Anwesend waren auch KTM-CEO Gottfried Neumeister und Co-CEO Stefan Pierer. Die Abstimmung begann gegen 10:15 Uhr. „Wir haben hier im Prinzip zwei Faktoren zu berücksichtigen „, sagte Karl-Heinz Götze vom KSV1870 vor der Abstimmung dem ORF.
„Einerseits brauchen wir die Stimmenmehrheit und andererseits die Kapitalmehrheit. Stimmenmehrheit heißt, dass die Dienstnehmer sowie die vielen Gläubiger ein wesentlicher Faktor sind. Bei der Kapitalmehrheit kommt es darauf an, wie sich die Banken entscheiden.“
Die KTM AG steht allein bei rund 180 Banken mit 1,3 Milliarden Euro in der Kreide. Die Banken hatten sich im Vorfeld für eine höhere Barquote ausgesprochen. Daher war offen, ob der Sanierungsplan angenommen würde.
Produktion soll wie geplant hochgefahren werden
Kurz vor 14:00 Uhr wurde bestätigt, dass die Gläubiger dem Sanierungsplan zugestimmt haben. „Dieser sieht vor, dass die Gläubiger eine Barquote in Höhe von 30 Prozent ihrer Forderungen durch eine Einmalzahlung erhalten“, heißt es in einer Ad Hoc-Mitteilung der Pierer Mobility AG.
„Für die Erfüllung der Quote in Höhe von 30 Prozent muss die KTM AG einen Betrag in Höhe von 548 Millionen Euro bis längstens 23. Mai 2025 beim Sanierungsverwalter erlegen. Anschließend wird das Gericht Anfang Juni 2025 den Sanierungsplan bestätigen.“
„Nach Eintritt der Rechtskraft ist das Sanierungsverfahren der KTM AG beendet.“ Außerdem wurde bestätigt, dass die finanziellen Mittel für das Hochfahren der Produktion Mitte März gewährleistet sind. Aus dem erweiterten Aktionärskreis werden 50 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
Damit sind die Kosten für den Monat März 2025 gedeckt. „Die geplante Vollauslastung der vier Produktionslinien im Einschichtbetrieb soll innerhalb von drei Monaten erreicht werden“, lautet der weitere Plan der Pierer Mobility AG.
Investor weiterhin unbekannt
Die gerichtliche Bestätigung des Sanierungsverfahrens ist laut dem Alpenländischen Kreditorenverband (AKV) davon abhängig, dass die bis zum 23. Mai 2025 entstehenden Fortführungskosten in Höhe von 150 Millionen Euro hinterlegt sind.
Die erste Tranche, nämlich jene 50 Millionen Euro für den Monat März, sind bereits am Montag auf einem Treuhandkonto des Sanierungsverwalters eingelangt. Bis zum 23. Mai müssen insgesamt rund 750 Millionen Euro (600 für die Barquote und 150 für die Fortführung) hinterlegt sein.
Laut AKV ist der Name des finanzierenden Investors weiterhin unbekannt. Die ersten 50 Millionen Euro stammten von Bajaj. Außerdem hielt die Pierer Mobility AG in einer weiteren Aussendung fest, dass frisches Kapital in Höhe von 800 Millionen Euro benötigt werde.
Dieses Kapital wird zur Finanzierung der Barquote und der weiteren Produktion benötigt. Mit der Begleitung dieses Investmentprozesses wurde die Citygroup Gobal Markets Europa AG beauftragt, damit dieser Prozess strukturiert und transparent abläuft.
Es könnte dem KTM-Management aber noch von anderer Seite Ungemach drohen. Laut Medienberichten in Österreich soll es Hinweise geben, dass das Insolvenzverfahren zu lange hinausgezögert worden sei. Es ist zu prüfen, ob Insolvenzverschleppung vorliegt.
Bereits Ende Januar hat die Pierer Mobility AG bekannt gegeben, dass die Mehrheitsanteile von 50,1 Prozent an der MV Agusta Motor S.p.A. für einen Betrag im mittleren zweistelligen Millionenbereich an die Art of Mobility S.A., einer Gesellschaft von Timur Sardarov, verkauft hat.
Am Nachmittag finden im Landesgericht Ried im Innkreis noch zwei Gläubigerabstimmungen über die Tochtergesellschaften KTM Components GmbH und KTM Forschungs- & Entwicklungs GmbH statt. Dabei geht es um geringere Summen. Es wird erwartet, dass dem Sanierungsplan zugestimmt wird.
Text von Gerald Dirnbeck
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