BMW M1000RR - © BMW Motorrad

© BMW Motorrad – BMW M1000RR: Noch nie war ein BMW-Superbike so radikal gezeichnet

(Motorsport-Total.com) – Ein radikal für den Einsatz im Rennsport entwickeltes Serien-Superbike ist eine große Hilfe, um in der seriennahen Meisterschaft erfolgreich zu sein.

Allen voran Ducati zeigt, wie wichtig es ist, ein Serienmodell mit einem hohen Potenzial zu haben, um sich in der WSBK gegen die Herausforderer durchzusetzen.

Die Herangehensweise der Japaner und auch die von BMW war in der Vergangenheit deutlich konservativer. Um in der Superbike-WM erfolgreich zu sein, hat BMW die eigene Strategie über die Jahre etwas angepasst. Die aktuelle M1000RR ist das mit Abstand radikalste Superbike, das BMW jemals entwickelt hat.

Die BMW S1000RR stand immer für einen sehr guten Kompromiss aus Straßenbetrieb und Einsatz auf der Rennstrecke. BMW war es wichtig, in erster Linie ein erfolgreiches Serienmodell zu bauen und damit am Rennsport teilzunehmen. Die hohen Stückzahlen belegen, dass in München viele richtige Entscheidungen getroffen wurden. Jedoch blieben die großen Erfolge in der Superbike-WM bisher aus.

Über die Jahre wurden die Freiheiten der WSBK-Teams immer weiter limitiert. Das führte dazu, dass Serien-Superbikes mit radikalen Lösungen im Vorteil waren. BMW stellte sich darauf ein und präsentierte für die WSBK-Saison 2021 ein stärker für den Renneinsatz entwickeltes Superbike. Die Marke M debütierte im Zweiradbereich.

In diesem Jahr starten die Münchner mit der zweiten Generation der M1000RR, die vor allem optisch deutlich mehr auf Racing getrimmt ist als die erste Serie, die 2021 und 2022 eingesetzt wurde.

Ein großes Aero-Element unterhalb des Lufteinlasses erinnert an die MotoGP. Und auch die homologierte Aero-Verkleidung des Vorderrads erinnert an die Motorräder aus der Königsklasse. Gepaart mit dem gewohnt kräftigen Reihen-Vierzylinder-Motor ergibt sich ein Superbike mit hohem Potenzial.

Von der Straße auf die Rennstrecke: Oder umgekehrt?
BMW betonte in der Vergangenheit immer wieder, wie wichtig es ist, Motorräder zu bauen, die von den Kunden auch gekauft werden. Hochspezielle Homologationsmodelle in geringen Stückzahlen waren nicht der Weg, den BMW einschlagen wollte. Doch hat sich das bei der M1000RR geändert, die den Fokus stark auf den Rennsport legt?

„Das M-Modell hat natürlich Bestandteile, die für den Einsatz im Rennsport gedacht sind. Allerdings legen wir großen Wert darauf, dass diese Entwicklungen für die Kunden, die das Motorrad auf der Straße nutzen, keine Nachteile haben“, erklärt BMW-Motorradsport-Direktor Marc Bongers im Exklusiv-Interview mit ‚Motorsport-Total.com‘.

Obwohl die M-Version deutlich teurer und spezieller ist als das S-Modell, besteht seitens der Kunden eine hohe Nachfrage. „Die Verkaufszahlen zeigen, dass wir den Spagat gut hinbekommen“, bemerkt Marc Bongers. Pro Jahr setzt BMW 1.500 bis 2.000 Einheiten der M1000RR ab. Parallel dazu werden etwa 8.000 – 10.000 Einheiten der S1000RR verkauft. Von solchen Zahlen können einige Mitbewerber nur träumen.

Welche Bereiche BMW bei der 2023er-Version verbessern wollte
Die Erfahrungen der S1000RR von 2019/2020 sowie die der ersten Generation der M1000RR von 2021/2022 waren die Basis für die Entwicklung der 2023er-Maschine. Neben der auffälligen Aerodynamik wurden viele Details verbessert.

„Beim neuen Motorrad haben wir Themen adressiert, die uns in der Vergangenheit Probleme bereiteten, wie zum Beispiel den Topspeed und die Kühlung. Die Änderungen helfen uns ohne Zweifel. Natürlich spielten aber einige Faktoren eine Rolle, die zur Folge hatten, dass wir nicht die Ergebnisse erreichen konnten, die wir uns gewünscht haben“, kommentiert Marc Bongers.

Der Start in die WSBK-Saison 2023 verlief für BMW alles andere als optimal. Auf Phillip Island (Australien) suchten die vier BMW-Piloten vergeblich nach dem Anschluss. Marc Bongers verweist auf die harten Reifenmischungen von Pirelli, die vor allem BMW zurückwarfen.

„Bereits in den zurückliegenden Jahren hatten wir bei schlechten Gripverhältnissen größere Schwierigkeiten als bei viel Haftung“, bemerkt der BMW-Verantwortliche. Beim zweiten Event in Mandalika (Indonesien) sah man bereits einen Aufwärtstrend, der sich später in Assen (Niederlande) fortsetzte. In Barcelona (Spanien) konnte zumindest Garrett Gerloff für einige erfreuliche Ergebnisse sorgen.

Was bringt das neue Aero-Paket wirklich?
Bei der ersten Generation der M1000RR verbaute BMW erstmals Winglets. Die Aero-Elemente an der neuen M1000RR sind deutlich größer. „Wir haben jetzt 8 kg mehr Abtrieb als mit dem Paket zuvor. Zudem wurde der Luftwiderstand reduziert, obwohl der Abtrieb gesteigert wurde“, berichtet Marc Bongers stolz.

Zudem hat BMW bei der 2023er-Version Verkleidungen des Vorderrads homologieren lassen, die an die MotoGP erinnern. Diese kamen bisher aber nur selten zum Einsatz. Warum verzichtete BMW auf die Aero-Radverkleidungen?

„Beim schnellen Umlegen reagiert das Motorrad mit den Abdeckungen empfindlicher auf Wind. Doch der Luftwiderstand ist mit den Abdeckungen geringer“, verrät Marc Bongers. „Wir haben die Abdeckungen getestet. Sie wurden also zum Teil eingesetzt.“

„Wir haben beide Modelle homologieren lassen, also die M1000RR mit und ohne Competition-Paket. Da die Radabdeckungen ein Teil des Competition-Pakets sind, können wir sie je nach Strecke verwenden“, erklärt der BMW-Motorradsport-Direktor.

Nach einem Drittel der WSBK-Saison 2023 ist Garrett Gerloff vom Bonovo-Team aktuell bester der vier BMW-Piloten. Der BMW-Neuzugang liegt auf der 13. Position der Fahrerwertung.

Werkspilot Scott Redding blieb einiges schuldig und ist nur 15. der Gesamtwertung. Teamkollege Michael van der Mark und Bonovo-Pilot Loris Baz wurden durch Verletzungen zurückgeworfen.

Für die kommende Saison hat BMW bereits einen großen Coup gelandet. Ex-Weltmeister Toprak Razgatlioglu wechselt nach seiner vierten Saison mit Yamaha zu BMW und wird im Werksteam eine M1000RR pilotieren.

Text von Sebastian Fränzschky

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