(Motorsport-Total.com) – Scott Redding und Alvaro Bautista sind nicht gut aufeinander zu sprechen.
In der Vergangenheit lieferten sich die beiden Ausnahmekönner bereits den einen oder anderen verbalen Schlagabtausch. Im Rahmen des zurückliegenden WSBK-Wochenendes in Misano wurde das nächste Kapitel im Duell Redding vs. Bautista aufgeschlagen.
In seiner Medienrunde sprach Weltmeister Alvaro Bautista Klartext, was er von der Situation bei BMW hält und stellte vor allem Scott Redding damit in kein gutes Licht. Seit 2022 versucht Redding, BMW zum Erfolg zu führen. Doch bisher erlebte der ehemalige Ducati-Pilot mehr Tiefen als Höhen, während Toprak Razgatlioglu sofort mit der BMW harmonierte, bereits sechs Rennen gewann und aktuell die Meisterschaft anführt.
„Ich erwartete, dass Toprak mit der BMW schnell sein wird“, bemerkt Bautista und fügt hinzu: „Wenn ich in den vergangenen Jahren hinter den BMWs fuhr, dann erkannte ich, dass das Motorrad keine grundlegenden Probleme hat. Es wirkte von außen, als wäre es ein gutes Motorrad.“
„Für mich war das Motorrad nicht das Problem. Die Fahrer waren das Problem“, präzisiert Bautista und stuft die Razgatlioglu als Spitzenfahrer ein, während er die anderen BMW-Piloten als durchschnittlich ansieht: „Das Level der anderen Fahrer reicht nicht aus, um richtig schnell zu sein.“
Michael van der Mark nimmt er allerdings in Schutz. „Er hatte innerhalb kurzer Zeit viele Verletzungen. Er verfügt über ein gutes Potenzial, konnte das aber auf Grund seiner Verletzungen nicht zeigen“, so Bautista.
Doch an Redding lässt er kein gutes Haar, obwohl der Brite in seiner WSBK-Karriere bereits zwölf Siege feierte. „Scott kam zu Ducati, als sie weit vorne lagen. Doch bereits in seiner zweiten Saison bei Ducati hatte er stärker zu kämpfen. Es ist ein Unterschied, ob man mit einem sehr guten Motorrad fährt oder ob man auf einem Motorrad sitzt, an dem man arbeiten muss“, schießt Bautista gegen Redding.
„Wenn man Redding mit Toprak vergleicht, dann wird schnell klar, dass Toprak der mit Abstand bessere Fahrer ist“, teilt Bautista seine klare Meinung mit und setzt fort: „Es betrifft alle Bereiche, nicht nur das eigentliche Fahren. Es geht auch um die Arbeitsweise und das, was man abseits der Strecke von sich gibt (lacht; Anm. d. Red.).“
„Toprak ist als Fahrer konzentrierter. Das ist wichtig. Die Einstellung ist wichtig. Redding ist manchmal stark, doch dann wieder nicht“, vergleicht der Superbike-Weltmeister der beiden vergangenen Jahre und wird von Ducati-Teamkollege Nicolo Bulega bestätigt, der seine Sichtweise allerdings etwas diplomatischer zum Ausdruck bringt.
„Toprak macht auf der BMW den Unterschied aus“, erklärt WSBK-Rookie Bulega. „Die anderen BMW-Piloten sind nicht so stark wie Toprak. Sie sind nicht nah an Toprak dran. Deshalb sieht man einen so großen Unterschied.“
Alvaro Bautistas Kommentare lassen Scott Redding kalt
Wir haben Redding auf die Äußerungen von Bautista angesprochen. Was Bautista gesagt hat, bekam Redding durch die Medien mit. „Ja, ich wurde von einigen darauf hingewiesen. Ich weiß nicht, was sein Problem ist“, grübelt Redding gegenüber Motorsport-Total.com.
„Er war in seiner Karriere sehr oft ein Mittelfeld-Fahrer. Ich weiß nicht, offensichtlich mag er mich nicht wegen dieser Gewichtsdebatte. Doch das interessiert mich nicht“, bemerkt Redding und fügt hinzu: „Er benimmt sich wie ein Kind.“
Mit Bautista stieß Redding in den zurückliegenden Jahren immer wieder aneinander. „Ich muss nicht jeden Fahrer mögen, gegen den ich fahre“, stellt Redding klar und erinnert sich an die Zeit, in der Bautista mit Honda nur im Mittelfeld der Superbike-WM fuhr: „Er sagte solche Dinge nicht, als es umgedreht war und er bei Honda fuhr und zu kämpfen hatte.“
Nach einer kuriosen WSBK-Debütsaison mit Ducati und vielen Siegen zu Saisonbeginn zog es Bautista Ende 2019 überraschend zu Honda. „Er hatte das beste Bike und wechselte. Jetzt, wo die Situation wieder anders ist, versucht er, gegen andere zu sticheln. Es ist ein bisschen kindisch und unreif für einen Vater und erwachsenen Mann, derartige Kommentare von sich zu geben“, stellt Redding fest.
Redding wäre es lieber, wenn Bautista im direkten Austausch seine Meinung präsentiert. „Er spricht immer nur in den Medien über mich, weil er weiß, dass ich momentan Schwierigkeiten habe, gute Ergebnisse zu erzielen“, ärgert sich der Brite über das Verhalten seines Vorgängers und Nachfolgers bei Ducati.
Gegenangriff von Scott Redding: „Was ist seine Ausrede?“
Als Redding in der WSBK-Saison 2020 zu Ducati kam, fand er mit der Panigale V4R ein gutes, aber noch nicht besonders ausbalanciertes Motorrad vor. Was sagt der Brite zu der Theorie, dass die Ducati damals das beste Bike im Feld der Superbike-WM war?
„Ich würde sagen, dass es ein gutes Bike war, doch ich war andererseits auch einer der schwersten Fahrer im Feld. Er schaffte es im Jahr davor noch nicht einmal, auf dem Motorrad sitzen zu bleiben. Was ist seine Ausrede? Er war damals so schnell, dass er mit zwei Fingern in der Nase hätte fahren können“, schießt Redding gegen Bautista.
In der Saison 2020 war Redding der größte Herausforderer von Serien-Weltmeister Jonathan Rea und hielt die WM bis zum Saisonfinale in Estoril offen. „Ich würde behaupten, dass ich gute Arbeit geleistet habe. Ich kämpfte zwei Jahre gegen einige der besten Fahrer der Superbike-WM um die Titel. Er war zu der Zeit im Mittelfeld“, vergleicht Redding.
Text von Sebastian Fränzschky
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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