Lucio Cecchinello - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Lucio Cecchinello lobt die Einstellung seines neuen Fahrers Johann Zarco

(Motorsport-Total.com) – Nachdem sechs Jahre lang Cal Crutchlow die Speerspitze von LCR-Honda gebildet hat, wechselte dieser Platz in den vergangenen Jahren zwischen mehreren Fahrern.

Auf Crutchlow folgte zunächst Alex Marquez, dem in zwei Jahren kein Podestplatz gelang.

Anschließend kam Alex Rins, der den bisher letzten Sieg für Honda erringen konnte. Eine schwere Beinverletzung machte weitere Highlights unmöglich. Da sich Rins von Honda zu wenig beachtet fühlte, wechselte er zu Yamaha.

Nun folgte Johann Zarco, der nach 2024 auch im kommenden Jahr im LCR-Team fahren wird. Schon im Herbst 2019 hat der Franzose drei Rennen für LCR bestritten. Damals als Ersatzfahrer für den verletzten Takaaki Nakagami. Man kennt sich also bereits.

Wie beschreibt Lucio Cecchinello Zarco jetzt, seit er Vollzeit in seinem Team fährt? „Für mich ist Johann wie ein Künstler, weil er sich in seine Aufgaben sehr vertieft“, sagt der Teamchef im Gespräch mit Motorsport-Total.com.

„Es ist bemerkenswert und sehr schön zu sehen, wie es ihm gefällt, so konzentriert zu arbeiten. Ihm gefällt es, von Profis umgeben zu sein. So wie er mit den Mitarbeitern spricht, will er auch daran arbeiten, sich selbst zu verbessern und sich nicht ständig nur über das Motorrad zu beschweren.“

Denn Zarco hat bewusst die Herausforderung angenommen, Honda beim Aufholprozess zu helfen. Von Beginn an hielt er fest, dass sich die RC213V prinzipiell nicht so schlecht anfühlt. Aber es gibt klarerweise technischen Rückstand.

Dennoch ist seine Einstellung ganz anders als noch Anfang 2019, als er von KTM als neue Speerspitze geholt worden war. Damals scheiterte die Partnerschaft. KTM und Zarco trennten sich vorzeitig nach 13 Rennwochenenden.

Im Rückblick hat der mittlerweile 33-Jährige festgehalten, dass er damals bei KTM noch nicht bereit dafür war, ein Projekt zu entwickeln. Er glaubt aber nicht, dass er jetzt bei Honda so wie damals bei KTM scheitern wird.

Cecchinello sieht Reifeprozess
Diese Reife sieht auch Cecchinello in seinem neuen Fahrer: „Definitiv. Es ist natürlich ein persönlicher Reifeprozess. Ich kann sagen, dass er viel an sich selbst gearbeitet hat. Er hat jetzt ein größeres Bild über seine Karriere.“

„Er versucht es immer besser zu machen, indem er versucht, sich auch besser auszudrücken. Es ist sehr schön zu sehen, wie er mit den Mechanikern arbeitet und interagiert. Denn er versucht die Probleme zu lösen, indem er verschiedene Dinge mit dem Motorrad versucht.“

„Deshalb ist er für mich wie ein Künstler“, findet Cecchinello. „Ich habe mit vielen Profirennfahrern gearbeitet und er ist einer der größten Profis, die ich je getroffen habe. Denn er konzentriert sich sehr darauf, was er macht.“

Trotz der Bemühungen läuft es sportlich nicht erfolgreich. An den ersten sieben Rennwochenenden fuhr Zarco dreimal in die WM-Punkteränge. Zwei zwölfte Plätze (Katar, Frankreich) waren seine besten Einzelergebnisse.

„Natürlich leidet auch er und man spürt Frustration. Aber bisher war seine Einstellung immer positiv, denn er weiß, dass er Honda hinter sich hat, die volles Engagement zeigen, um das Motorrad zu verbessern. Er weiß, dass er geduldig sein muss.“

Wie Cecchinello trotz fehlender Ergebnisse motivieren will
Als ehemaliger Rennfahrer weiß Cecchinello aus eigener Erfahrung, wie es sich anfühlt, wenn man alles in die Waagschale wirft und trotzdem keine guten Ergebnisse dabei herauskommen. Der Italiener versucht die Motivation hochzuhalten.

„Ich sage Johann sehr oft, dass es mir egal ist, wo wir im Ergebnis sind. Denn es ist mir wichtiger, dass du immer, wenn zu zurück an die Box kommst, stolz darauf bist, wie du das Motorrad gefahren bist. Das ist für mich sehr wichtig.“

„Ich habe zu ihm gesagt, dass ich verstehe, dass wir ihm kein konkurrenzfähiges Motorrad zur Verfügung stellen können. Aber um mit dieser Situation umzugehen ist es am besten, dass du immer stolz auf deine Leistung bist, wenn du zurück an die Box kommst.“

„Wenn man davon überzeugt ist, dass man mehr als das Maximum gegeben hat, muss man stolz auf sich sein. Denn dann sind wir auch stolz auf ihn“, findet Cecchinello. Mit Zarco hat das Team einen der erfahrensten Fahrer an Board. Im nächsten Jahr ist er der älteste Fahrer im Feld.

Zarco wurde zweimal Moto2-Weltmeister, aber in der MotoGP hat er erst ein Rennen gewonnen. Zu wenig für sein Talent? „Natürlich wäre es fantastisch, wenn er mehr Rennen gewinnen könnte. Es wäre ein Traum, wenn wir das gemeinsam schaffen würden. Aber die Realität ist, dass vor uns noch ein weiter Weg steht, bevor wir wieder Rennen gewinnen können.“

Text von Gerald Dirnbeck

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