Jorge Martin bei seinem ersten Testtag mit der Aprilia RS-GP

(Motorsport-Total.com) – Noch hat sich Jorge Martin öffentlich nicht entschieden, ob in der MotoGP-Saison 2025 die Startnummer 1 seine Aprilia zieren wird, oder ob er bei seiner 89 bleiben wird.

Beim Nachsaisontest in Barcelona fuhr der neue Weltmeister mit der 89. Aprilia überlässt Martin diese persönliche Entscheidung.

Fakt ist, dass die italienische Marke nun den amtierenden Weltmeister im Stall hat. Martin hat seine Klasse unter Beweis gestellt. Nun liegt es an den Aprilia-Ingenieuren, die RS-GP so weiterzuentwickeln, damit Martin wieder im Spitzenfeld mitmischen kann.

Gelingt das im Laufe der nächsten beiden Jahre nicht, könnte in der Öffentlichkeit der Tenor heißen, dass Aprilia nicht gut genug ist. Setzt das die Ingenieure zusätzlich unter Druck? Denn nun müssen sie zeigen, was sie können.

„Nicht mehr Druck, aber die Startnummer 1 ist natürlich eine mächtige Nummer“, sagt Rennmanager Paolo Bonora gegenüber Motorsport-Total.com. „Denn sie bedeutet, dass man den besten Fahrer auf seinem Motorrad hat. Es gibt keine Ausreden.“

„Man muss korrekt arbeiten und seinen Aussagen folgen. Im nächsten Jahr kommen einige Leute neu zu uns ins Team. Sie bringen Erfahrung von der Konkurrenz mit. Es wird aufregend werden. Der Druck ist wie immer groß.“

Denn laut Bonora ändern sich die prinzipiellen Ziele der Ingenieure nicht: „Wir werden unser Bestes geben, um den Aussagen von Jorge und Marco zu folgen, um ihnen das bestmögliche Motorrad zur Verfügung zu stellen.“

Warum Aprilia nicht mehr auf Stabilität setzt
Hinter den Kulissen hat Aprilia einige Änderungen angestoßen. Es ist praktisch der dritte Neuanfang, seit die Marke 2015 in die Königsklasse zurückgekehrt ist. 2020 wurde ein neues Motorrad gebaut, das die Basis für erste Siege war.

Aber die abgelaufene Saison hat gezeigt, dass Aprilia auf einem Plateau angekommen ist und Änderungen notwendig geworden sind, um weitere Schritte im Feld zu erreichen und regelmäßig um Podestplätze kämpfen zu können.

„Diesmal haben wir viele Änderungen vorgenommen“, sagt Motorsportchef Massimo Rivola gegenüber Motorsport.com Spanien, einer Schwesterplattform von Motorsport-Total.com im Motorsport Network.

„Über viele Jahre lautete unsere Nachricht, dass wir gleich bleiben, weil wir gedacht haben, dass Stabilität zu Performance führen wird. Aber wir sind mit unserer Struktur wahrscheinlich so weit gekommen, wie möglich war.“

Martin hat von Pramac-Yamaha seinen Crewchief Daniele Romagnoli mitgebracht. Marco Bezzecchis Crew wird von Francesco Venturato betreut, der bisher als Elektronikingenieur für Maverick Vinales gearbeitet hat.

Das sind nur zwei der offensichtlichen personellen Änderungen. „Die Änderungen im technischen Team sind eine große Herausforderung und eine große Motivation“, sagt Rivola. „Das gilt auch für unsere neuen Fahrer.“

Rivolas Hoffnung: Mit Sterlacchini schneller zum Erfolg
Fabiano Sterlacchini ist als neuer Technikdirektor die größte Änderung. Mit seiner Erfahrung von Ducati und KTM soll er die Entwicklung in die richtige Richtung lenken. Vor allem das Thema Datenanalyse ist elementar, wie Bonora bereits im Detail erklärt hat.

„Ich denke“, hofft Rivola, „dass uns Fabiano mit seiner Erfahrung bei anderen Marken hilft, Zeit zu sparen, weil wir nicht Wege ausprobieren müssen, die er schon in anderen Phasen erlebt hat. Er wird uns bestimmt helfen, den richtigen Weg schneller zu finden.“

Das gilt auch für die generelle Organisation des Teams: „Mir gefällt auch seine menschliche Seite“, so Rivola über Sterlacchini. „Wir dürfen nicht vergessen, dass das Team aus Menschen besteht.“ Das gilt auch für das Satellitenteam.

Mit Saisonende hat Teammanager Wilco Zeelenberg Trackhouse verlassen. Ein Nachfolger wurde bisher nicht vorgestellt. Die Fäden hält Davide Brivio in der Hand, der Anfang des Jahres zum US-Team gestoßen ist.

Trackhouse hat mit Ai Ogura den amtierenden Moto2-Weltmeister im Stall. Der Japaner arbeitet mit Crewchief Giovanni Mattarollo zusammen, der bisher Miguel Oliveira betreut hat. Die einzige stabile Konstante bei Aprilia ist Raul Fernandez.

Er bleibt wie gehabt mit Noe Herrera zusammengespannt. Schon im Herbst richtete sich der Fokus auf Fernandez, um mit ihm Entwicklungen und Ideen zu probieren. Zur Ankunft von Weltmeister Martin kann er „nicht viel sagen“, nur: „Willkommen bei Aprilia! Wir haben viel Arbeit zu erledigen.“

Text von Gerald Dirnbeck, Co-Autor: Oriol Puigdemont

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