Marc Marquez - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Nähert sich die Zusammenarbeit zwischen Marquez und Honda

(Motorsport-Total.com) – Entscheidet sich in den kommenden Tagen beim Grand Prix von Japan die Zukunft von Marc Marquez?

Wird er seinen Honda-Vertrag auch 2024 erfüllen, oder einigt er sich mit den Honda-Chefs auf ein Ende der Zusammenarbeit und wechselt zu Gresini-Ducati?

Am Montag beim Misano-Test erklärte Marquez, dass er die Pläne A und B hat. Gegenüber den spanischen Journalisten ergänzte er noch Plan C. „Niemand ist in meinem Kopf“, hielt er zuletzt in Indien bezüglich der Gerüchte um seine Zukunftfest.

„Ich habe bereits beim Misano-Test gesagt, dass nur ein, zwei, drei Personen um mich herum wissen, was ich denke. Ich bin sehr clever und ich weiß, was ich brauche und was ich will. Ich schaue nach dem Besten für alle, nicht nur für mich.“

Auf die Nachfrage, was er damit genau meint, antwortete Marquez: „Wir sind ein Team und in einem Team ist man nicht alleine. Man darf nicht nur an sich selbst denken. Man muss an alle denken. An Honda, was wir geschafft haben, wo wir stehen und wo wir ankommen werden.“

„Was ich denke, ist in meinem Kopf. Aber diese wichtige Entscheidung kann man nicht von einem Tag auf den anderen treffen. Es ist ein Prozess.“ Meint er mit dem Team Honda generell oder seine Crew? „Alle bei Honda“, betonte Marquez.

Das Ducati-Management hält sich aus der Angelegenheit heraus. „Wir verhandeln mit niemandem“, bekräftigte Sportdirektor Paolo Ciabatti in Indien gegenüber MotoGP.com. „Wir haben vier Fahrer unter Vertrag, zwei im Werksteam und zwei bei Pramac. Das ist es.“

„Was Gresini betrifft, denke ich, dass es offensichtlich diese Möglichkeit gibt und sie auf die Entscheidung von Marquez warten. Wir hören, was ihr hört. Er wird in Japan mit dem Honda-Management sprechen und eine Entscheidung treffen. Es liegt an ihm und dem Team.“

„Das ist das, was wir hören. Ich denke, es gibt nur noch diese einzige Option, denn es ist das einzige Motorrad ohne Fahrer. Marquez sagt, dass er drei Optionen hat. Eine ist bei Honda zu bleiben. Die anderen beiden können wir nur raten.“

Marquez ist bereits in Japan angekommen. Am Mittwoch besuchte er mit seinem Teamkollegen Joan Mir Hondas Ingenieursschule in Tokio. Erst im Laufe des Wochenendes wird er in Motegi an der Strecke mit dem Topmanagement zusammentreffen.

„Mit Honda arbeiten wir seit Mugello sehr viel“, meinte Marquez zuletzt in Indien über die Gespräche mit dem Management. „In Mugello hatten wir schon ein schönes Meeting – ein wichtiges, aber es war schön. Auch in Österreich war es wichtig und schön.“

„Wir versuchen das Projekt aufzubauen, um die besten Lösungen für das Projekt und die Zukunft zu finden. Für Hondas Zukunft, für meine Zukunft – um zu versuchen besser zu sein. Das ist das Hauptziel.“

Marquez will ersten 2024er-Prototyp nicht mehr testen
Interessant waren in diesem Zusammenhang die Reaktionen zum ersten Prototypen für 2024. Mir hatte sich gewünscht, dieses Motorrad bereits in Indien fahren zu können. Er hofft, dass es für Motegi diese Möglichkeit geben könnte.

Marquez war anderer Meinung und will diese Version nicht mehr fahren. Der Motor ist gleich, nur Chassis, Geometrie und Gewichtsverteilung sind bei diesem ersten Prototypen für 2024 anders. Marquez sah darin keine wesentlichen Fortschritte.

„Beim Test waren wir gespalten. Nakagami und ich haben das bisherige Motorrad bevorzugt, Mir und Bradl die neue Version. Es reicht nicht, um mit diesem Motorrad im nächsten Jahr an der Spitze zu kämpfen. Es ist vielleicht ein wenig besser, aber wir suchen nicht nach einer Zehntelsekunde.“

„Natürlich gab es Unterschiede. Die Sitzposition war anders und ich habe mich anders gefühlt. Aber bei der Performance gab es keinen Unterschied. Wir müssen vor allem von der Kurvenmitte bis zum Kurvenausgang arbeiten. Dort würden wir Rundenzeit finden.“

„Wir müssen sechs, sieben Zehntelsekunden pro Runde finden. Für mich macht es keinen Sinn, ob ich jetzt ein Motorrad fahre, das um ein Zehntel schneller oder langsamer ist. Wir brauchen viel mehr. Das ist meine Meinung.“

Teamchef Alberto Puig konnte jüngst gegenüber DAZN Spanien die Enttäuschung von Marquez nachvollziehen: „Ich verstehe perfekt den Frust, den Marc hat, und dass er mit anderen Marken spricht. Es liegt an Honda, Marc zu überzeugen. Aber nicht mit Worten, sondern mit Fakten.“

„Es ist klar, dass unsere Situation sehr schlecht ist. Es ist wichtig, ihm ein Motorrad zu geben, dem er im nächsten Jahr vertrauen kann. Aus technischer Sicht sind wir weit von einer Lösung entfernt. Deshalb denken wir über eine radikale Änderung nach.“

Wie entscheiden sich die Honda-Bosse?
Dass Marquez Gespräche mit dem Gresini-Team geführt hat, ist bekannt. Das italienische Team übt sich seit Wochen in Verschwiegenheit. Weder Teamchefin Nadia Padovani, Teammanager Michele Masini noch Carlo Merlini, der kaufmännische Direktor, äußerten sich dazu.

Prinzipiell sollen sich Marquez und Gresini einig sein. Allerdings wünscht sich das italienische Team einen Zweijahresvertrag. Marquez soll sich nur für 2024 binden wollen, denn Ende 2024 laufen fast alle Fahrerverträge im Feld aus. Dann gäbe es andere Möglichkeiten.

Damit dieser Wechsel tatsächlich zustande kommen könnte, müsste das Honda-Management der Vertragsauflösung zustimmen. Anders war die Situation bei Dani Pedrosa oder Pol Espargaro. Ihre Verträge wurden Ende 2018 beziehungsweise Ende 2022 nicht verlängert. Sie waren frei, um zu einer anderen Marke zu wechseln.

Unterschied zur Situation von Jorge Lorenzo Ende 2019
Die letzte Vertragsauflösung im Honda-Team gab es Ende 2019, als Jorge Lorenzo seine Karriere beendet hat. Honda stimmte seinem Wunsch problemlos zu, wie sich sein damaliger Manager Albert Valera erinnert.

„Honda war für Jorges Situation immer sehr verständnisvoll“, so Valera gegenüber Motorsport.com Spanien. „Sie haben ihm keine Steine in den Weg gelegt, denn das hätte niemandem geholfen.“ Kurz nach dem Rücktritt kehrte Lorenzo als Testfahrer zu Yamaha zurück.

Er hatte sich damals auch bei Honda bedankt. Denn für das zweite Vertragsjahr hätte man ihm einen Wechsel zu einer anderen Marke untersagen können. Da er ursprünglich zurücktreten wollte, hatte Honda darauf verzichtet, so eine Klausel bei der Trennung geltend zu machen.

Wie sich die Situation mit Honda und Marquez letztendlich herausstellen wird, könnten die kommenden Tage in Motegi entscheiden. Allerdings könnte sich die Öffentlichkeit noch länger gedulden müssen, um die Tatsachen zu erfahren.

„Ich werde meine Entscheidung nicht in Motegi bekannt geben, denn dort muss ich mich zu 100 Prozent auf die Strecke konzentrieren“, sagte Marquez am Sonntag nach dem Indien-Rennen bei Sky Sport Italien.

Text von Gerald Dirnbeck

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