Fabio Quartararo - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Fabio Quartararo sieht Yamaha in der Entwicklung seit Jahren auf der Stelle treten

(Motorsport-Total.com) – Sah es zu Beginn des MotoGP-Sprintrennens in Austin noch so aus, als könnte Fabio Quartararo zumindest um ein Top-5-Ergebnis kämpfen, zerschlug sich diese Hoffnung nach nur wenigen Runden.

Erst verlor der Yamaha-Pilot im Zweikampf Positionen. Dann stürzte er zu Beginn der fünften Runde.

Zwar nahm der Franzose die Fahrt wieder auf, jagte dem Feld aber hoffnungslos hinterher und belegte am Ende Platz 19. Wieder gab es keine Punkte. Seine Ausbeute aus den bisherigen drei Sprintrennen beläuft sich auf einen mageren Zähler.

Entsprechend groß ist der Frust des 23-Jährigen, der mit stumpfen Waffen kämpfen muss. „Es ist frustrierend, denn wenn ich allein bin, fühlt es sich viel einfacher und schneller an. Aber in der Gruppe ist es schwierig für uns, weil wir auf eine ganz andere Art und Weise fahren, die uns nicht hilft“, erklärt er.

„Ich war zu Beginn hinter ein paar Fahrern, die ich einfach nicht überholen konnte. Ich konnte noch nicht einmal versuchen, mit ihnen zu kämpfen“, beschreibt er ein altbekanntes Problem, über das er sich schon im vergangenen Jahr immer wieder beklagte.

„Es gelingt mir, einen sehr guten Rhythmus zu fahren, aber sobald wir hinter den anderen sind, können wir den Rhythmus, den wir das ganze Wochenende gefahren sind, nicht mehr fahren. Es gibt einfach zu viele Unterschiede in der Fahrweise.“

Yamaha M1 hat sich nicht weiterentwickelt
Das liege vor allem an den Schwächen der M1, die laut Quartararo seit vier Jahren im Prinzip dieselben sind und sich seither potenziert haben, weil die Konkurrenz im Gegensatz zu Yamaha Fortschritte machen konnte. „Sie kommen ganz anders auf ihre Rundenzeit. Sie nutzen viel mehr Leistung mit weniger Wheelie und der gleichen Traktion und ziehen damit einfach davon“, erläutert er den Unterschied.

„Auf der Bremse ist im Grunde unsere einzige Möglichkeit, Rundenzeit gutzumachen. Aber wenn man derart mit dem Limit spielt, passieren Fehler. Und genau das ist (mit dem Sturz; Anm. d. R.) passiert. In der Beschleunigung verlieren wir so viel Zeit. Auf der Bremse war der einzige Punkt, wo ich kämpfen konnte.“

Um das zu ändern, sieht er Yamaha und die Ingenieure in der Pflicht. „Ich spüre nach vier Jahren keine große Verbesserung des Motorrads“, mahnt der Weltmeister von 2021.

Er habe zwar mehr Erfahrung mit dem Motorrad, weshalb er sich damit insgesamt besser fühle als früher. Aber das Motorrad selbst habe kaum Fortschritte gemacht. Und Quartararo fürchtet, dass sich das kurzfristig auch nicht nachholen lassen wird.

Angesprochen auf den nächsten offiziellen Test in Jerez am 1. Mai und die dort zu erwartenden Teile von Yamaha, sagt er: „Die Dinge, die wir ändern müssen, sind viel größer als ein Auspuff oder eine Kleinigkeit am Motorrad. Für mich muss es eine große Veränderung sein, und das kann schwierig sein. Aber wenn wir eine Verbesserung garantieren wollen, denke ich, dass wir es tun müssen.“

Sollte Yamaha sein Motorenkonzept ändern?
Könnte sie darin bestehen, das Konzept des Reihenmotors aufzugeben? Schließlich werden alle anderen Motorräder im aktuellen Feld von V4-Motoren angetrieben. „Das kann ich nicht sagen, weil ich nie einen V4 gefahren bin“, betont Quartararo.

„Ich bin immer die Yamaha gefahren und ich möchte nicht nach etwas fragen, das ich nie ausprobiert habe. Aber letztendlich fahren die anderen damit. Ich denke, dass der Plan für das nächste Jahr das nicht vorsieht. Ich weiß es noch nicht, aber wir werden wohl wieder von ziemlich weit hinten starten müssen.“

Denn nicht nur beim Motor, auch bei der Aerodynamik ist die Konkurrenz Yamaha gleich mehrere Schritte voraus. Quartararo fährt noch immer mit einer älteren Aero-Variante, nachdem man am letzten Tag der Vorsaisontests zurückgerüstet hatte.

Doch allein die Flügel von Ducati oder Aprilia zu kopieren, würde nichts bringen, weiß der Franzose. „Das Problem ist, dass man einen Motor braucht, um diese Menge an Aerodynamik zu nutzen. Diese Motorräder sehen nicht einmal wie Motorräder aus, sondern wie Raketen. Sie haben Flügel oben, unten, in der Mitte und am Heck.“

„Wenn man das nutzen will, muss man viel Leistung haben und sie so einsetzen, dass sie beim Beschleunigen Abtrieb bringt, aber auch beim Einlenken hilft. Ich denke, wir liegen in diesem Bereich um Jahre zurück“, räumt der Yamaha-Pilot ein.

Yamaha-Duo mit weniger Topspeed in Austin
Und so grübelt Yamaha in Austin über die Tatsache, dass der zumindest geringfügig bessere Topspeed „nicht so hoch wie in den ersten Rennen“ war. „Wir müssen also herausfinden, warum das so ist und ob wir eine Lösung finden können“, sagt Quartararo.

Diesen Eindruck bestätigt auch sein Teamkollege Franco Morbidelli: „Der Ausgang von Kurve 11 und Kurve 20 kommt unserem Motorrad nicht gerade entgegen. Deshalb konnten wir die Fortschritte auf der Geraden hier nicht so sehen wie in Argentinien.“ Dort wurde Morbidelli vor zwei Wochen zweimal starker Vierter. In Austin hatte der Italiener jedoch wieder mit größerem Rückstand zu kämpfen.

Anders als Quartararo ist er schon mit einem V4-Motor gefahren – 2018 auf Honda. Doch ob ein Wechsel des Konzepts Yamaha helfen könnte, vermag auch er nicht zu sagen.

„Ich kann mich nicht mehr erinnern“, gibt Morbidelli mit Blick auf seine Zeit als Rookie bei Marc-VDS-Honda zu. „Und ich weiß nicht, ob es helfen würde (auf einen V4-Motor umzusteigen). Das kann ich wirklich nicht sagen. Ich bin ein Fahrer, kein Ingenieur.“

Text von Juliane Ziegengeist, Co-Autor: Oriol Puigdemont

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