(Motorsport-Total.com) – „Ohne Concessions wäre es ein Desaster gewesen“, blickt Fabio Quartararo auf die MotoGP-Saison 2024 zurück.
Yamaha hat mit dem neuen Technikdirektor Massimo Bartolini einen aggressiveren Entwicklungsansatz verfolgt. Es kamen im Laufe des Jahres verschiedene Motorspezifikationen zum Einsatz. Auch an den Elektronikstrategien wurde viel gearbeitet.
Allerdings blieb ein grundsätzliches Problem. Denn mit nur zwei Motorrädern konnte Yamaha an einem Rennwochenende deutlich weniger Daten als die Konkurrenz sammeln. Vor allem Ducati hatte mit acht Bikes schon nach dem Freitag viel mehr Informationen zu Verfügung.
„Uns haben Fahrer gefehlt“, sagt Quartararo deshalb. „Cal [Crutchlow] hatte eine Armverletzung, weshalb wir keinen Testfahrer hatten. Wir waren prinzipiell alleine. Das war in diesem Jahr, meiner Meinung nach, das größte Problem.“
„Im nächsten Jahr haben wir ein zweites Team und auch das Testteam wächst deutlich.“ Das neue Satellitenteam Pramac-Yamaha setzt auf die Erfahrung von Miguel Oliveira und Jack Miller. Neuer Testfahrer wird Augusto Fernandez.
Trotz des Handicaps gelangen Yamaha im Laufe des Jahres Fortschritte, die vor allem im Herbst zu sehen waren. Quartararo eroberte sechste Startplätze in Mandalika und Buriram, Startplatz acht in Sepang und Platz zehn beim Finale in Barcelona.
Der Ex-Weltmeister mischte regelmäßig in den Top 10 mit. Höhepunkt war in Malaysia Platz fünf im Sprint sowie Platz sechs im Grand Prix. Davor gelangen ihm schon siebte Positionen in beiden Misano-Rennen und in Indonesien.
„Ich denke, seit Misano 2 war es viel besser. Das sieht man auch an den Ergebnissen. Es ist nicht fantastisch, aber zumindest wird es Schritt für Schritt besser. Seit Misano 1 haben wir nur einmal Q2 verpasst. Es gibt also Fortschritte und ich denke, nächstes Jahr werden sie schneller passieren.“
Trotz schlechtestem WM-Platz sieht Quartararo Fortschritte
Rang 13 im WM-Endergebnis war dennoch das schlechteste MotoGP-Jahr von Quartararo. Erstmals gelang dem Franzosen kein einziger Podestplatz. Yamaha und Quartararo sind seit Sommer 2022, seit dem Sachsenring damals, komplett sieglos.
Trotzdem findet der 25-Jährige: „Bezüglich meiner Fahrweise und der Arbeit mit dem Team war es die beste Saison. Bezüglich Ergebnissen war es klarerweise die schlechteste. Ich habe gelernt, ruhig zu bleiben und zu versuchen, das Motorrad so gut wie möglich zu verbessern.“
„Natürlich gibt es auch Momente, in denen man sich wirklich ärgert. Aber das hält nur kurz an. Wir haben in diesem Jahr unglaublich gut gearbeitet. Natürlich hätte ich mir rascher Fortschritte erhofft, aber wir haben einen Weg gefunden.“
„Aus persönlicher Sicht und bei meiner Fahrweise habe ich es geschafft, etwas extra zu finden. Ich denke, in den schwierigen Momenten lernt man am meisten“, so Quartararo. Im Frühling hat er seinen Vertrag bis Ende 2026 verlängert.
Alex Rins braucht anderes Set-up als Quartararo
Teamkollege Alex Rins erlebte eine erste Yamaha-Saison mit Höhen und Tiefen. In Assen zog sich der Spanier Verletzungen zu und musste zwei Rennen pausieren. Sein bestes Ergebnis war ein achter Platz in Sepang.
„Die Fortschritte und meine Adaption an das Motorrad waren zunächst recht gut“, blickt der Spanier zurück. „Dann bekam ich bei Saisonhälfte Mühe, auch weil ich die Verletzung in Assen hatte. Dabei habe ich etwas Vertrauen verloren.“
„Ich brauchte einige Rennen, um wieder auf mein volles Level zu kommen. Es war eine Saison mit vielen Höhen und Tiefen. Mit meiner Arbeit bei Yamaha bin ich recht zufrieden, weil ich das Motorrad verbessern und meine Erfahrung einbringe konnte. Wir arbeiten gut.“
Rins beendete die Saison auf WM-Platz 18. Während Quartararo 113 WM-Punkte sammelte, kam Rins auf 31 Zähler. „Der echte Unterschied zwischen ihm und mir ist das Motorrad“, glaubt Rins. „Wir haben beide Talent, aber er ist schon seit 2019 bei Yamaha.“
„Dieses Motorrad ist seines. Ich muss erst mein eigenes Motorrad zusammenstellen. Diesbezüglich war es in diesem Jahr etwas schwierig. Es braucht Zeit, aber ich bin zufrieden, weil die Ingenieure meiner Meinung zugehört haben.“
„Es ist klar, dass wir nicht das gleiche Set-up verwenden können. Mit seiner Abstimmung bin ich nicht schnell. Unsere Fahrstile unterscheiden sich. Deshalb habe ich mit meinem Team Zeit benötigt, um das zu verstehen.“
„Wenn das Motorrad nicht besonders konkurrenzfähig ist, dann wird das noch schwieriger. Aber ich bin mit meinen Fortschritten zufrieden und denke, Yamaha ist das auch. Ich bin zufrieden, wie ich das Motorrad verbessert habe. Deshalb freue ich mich auf das nächste Jahr.“
Auch wenn Rins das teaminterne Duell klar verloren hat, misst er dem aufgrund der Umstände keiner zu großen Bedeutung bei: „Gut ist, dass wir uns gegenseitig antreiben. Wenn ich etwas schneller bin, will er noch mehr geben, um wieder schneller zu sein als ich. Ist er schneller als ich, dann versuche ich mehr zu geben.“
Text von Gerald Dirnbeck
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