Kaum ist die Zielflagge zur MotoGP-Saison gefallen, schon nimmt das neue Rennjahr an Fahrt auf: In Valencia starteten die 17 Piloten der „Königsklasse“ im Zweiradsport in die Wintertests und spulten bei windigen Verhältnissen ihre ersten Proberunden ab. Jorge Lorenzo (Yamaha) markierte in 1:32.012 Minuten den Bestwert des ersten Tages, doch die Zeitenjagd stand nicht überall im Vordergrund.
Beim Aspar-Rennstall von Héctor Barberá ging es beispielsweise darum, die 2010 gesammelten Daten zu verifizieren und zu verbessern. „Mit dem zweiten Bike probierten wir eine andere Federeinstellung aus als am Wochenende. Das Rennmotorrad beließen wir in seinem Zustand, um einen Vergleich zu haben. Die Testarbeit verlief gut, ich konnte mein Gefühl für das Bike steigern.“
Elias ist wieder ein MotoGP-Fahrer
„Der Wind spielte aber eine gewisse Rolle, denn in manchen Kurven kam man dadurch komplett von der Linie ab“, berichtet der spanische Rennfahrer. „Ich bin dennoch zufrieden, denn die Änderungen machen sich bezahlt. Wir haben etwas besser verstanden, wie die Ducati funktioniert. Am Mittwoch geht es darum, weitere Setupvarianten auszutesten“, erläutert Aspar-Pilot Barberá in Valencia.
Mit 2,098 Sekunden Rückstand auf die Spitze hatte sich der Landsmann von MotoGP-Rückkehrer Toni Elias auf Rang 13 eingereiht, der amtierende Moto2-Weltmeister wurde mit 3,046 Sekunden Abstand auf Lorenzo auf Platz 16 geführt. Elias zeigt sich trotzdem zufrieden: „Ich war sehr aufgeregt, wieder eine MotoGP-Maschine zu fahren. Ich habe diese Power und diesen Sound vermisst.“
„Ich nahm mir aber die nötige Zeit, um mich an das Bike und an das Team zu gewöhnen. Dieses RCV-Motorrad ist anders und ich brauche ein bisschen, um das richtige Gefühl dafür zu entwickeln“, sagt der neue LCR-Fahrer und fügt hinzu: „Die Bedingungen waren nicht gerade großartig und speziell anfangs musste man mit Köpfchen fahren. Mein erster Eindruck ist aber positiv:“
Edwards hat viel Spaß mit der neuen Yamaha
„Das Team ist sehr gut organisiert und sehr freundlich. Wir haben noch viel Arbeit vor uns, doch ich bin zuversichtlich, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen.“ Ein ähnliches Statement gibt Colin Edwards von Tech 3 zu Protokoll: „Wir hatten einen guten Tag und konnten viel Arbeit leisten. Nach meinem Moto2-Test brauchte ich aber eine Weile, um wieder in den MotoGP-Modus zu schalten.“
„Danach war es jedenfalls ein positiver Nachmittag. Dieser halbe Tag war genug um zu sagen: Yamaha hat bei diesem Bike richtig gute Arbeit geleistet. Der Motor fühlt sich etwas weicher an als in der abgelaufenen Saison und das neue Chassis mag ich sehr. Beim Einlenken hatte ich 2010 so meine liebe Not, doch dieses neue Chassis hilft mir dabei, mich in diesem Bereich zu verbessern.“
„In der Kurve komme ich nun besser zurecht und habe mehr Vertrauen. Außerdem habe ich viel für Bridgestone gearbeitet. Ich probierte einige weitere Dinge für 2011 aus, die allesamt sehr interessant sind. Es war ein produktiver Start“, findet der US-Amerikaner, der 1,501 Sekunden hinter Lorenzo auf Position sieben gewertet wurde. Teamkollege Cal Crutchlow wurde acht Zehntel dahinter abgewinkt.
Crutchlow stürzt beim Testauftakt
„Es war gut, endlich ein Teil der MotoGP zu sein und etwas Zeit auf trockener Strecke zu verbringen. Der Regen behinderte meinen ersten Test in Japan doch erheblich. Es war kein einfacher Tag, denn es gab sehr viel zu lernen“, meint der MotoGP-Neuling. „Meine Geschwindigkeit war aber okay und ich bin zufrieden mit meinen Rundenzeiten. Auch das Team ist zufrieden. Es war ein guter Start.“
„An drei Stellend er Strecke verliere ich noch etwas an Boden, aber das ist eine Sache der Erfahrung. In der Linkskurve vor der Gegengeraden hatte ich noch einen kleinen Unfall. Ich denke, da war der Wind schuld daran, denn mein Kurventempo war geringer als davor. Bei einer so steilen Lernkurve werden solche Dinge aber vorkommen. Rundenzeiten interessieren mich eh noch herzlich wenig.“
„Ich brauche einfach weitere Umläufe, damit ich Erfahrung sammeln kann“, erklärt Crutchlow. Der britische Rennfahrer erzielte zum Auftakt in Valencia den 14. Rang und lag damit deutlich hinter Marco Simoncelli zurück, der bei 0,907 Sekunden Rückstand auf die Spitze als bester Privatier ankam. „Ich bin zufrieden mit den Updates, die uns Honda an die Hand gegeben hat“, sagt der Italiener.
Aoyama gibt seinen Einstand bei Gresini
„Alles hat prima funktioniert. Das neue Chassis verschafft uns eine bessere Traktion und ich fühle eine gute Verbesserung. Die neue Gabel funktionierte ebenfalls besser und ich hatte von Anfang an ein gutes Gefühl damit. Insgesamt ist das ein gutes Zeichen. Wir können weitere Fortschritte machen. Im Hinblick auf 2011 haben wir an einer neuen Strategie gearbeitet, die von Honda eingebracht wurde.“
„Sie haben uns einen weiteren Dateningenieur zur Verfügung gestellt, sodass sich Elvio Deganello mehr auf das Setup der Elektronik konzentrieren kann. Das stimmt mich sehr zufrieden. Ich schätze die Unterstützung von Honda. Das verschafft mir noch mehr Motivation für 2011“, hält der Gresini-Pilot fest. Neu-Stallgefährte Hiroshi Aoyama ist „zufrieden mit meinem ersten Testtag beim Rennstall.“
„Ich wurde sofort warm mit dem Team und der Arbeitsweise der Crew. Wir müssen uns zwar noch an einige Dinge gewöhnen, doch wir verstehen uns schon jetzt prächtig“, erläutert der Japaner. „Ich kenne das Bike, denn ich fuhr es ja schon während der Saison. Ich muss mich nun aber auf eine andere Herangehensweise einstellen. Trotzdem bin ich zufrieden. Wir wollen uns weiter verbessern.“
Capirossi gewöhnt sich wieder an die Ducati
Bei 1,941 Sekunden Abstand auf Lorenzo landete Aoyama nur vier Hundertstel hinter MotoGP-Routinier Randy de Puniet, der in Valencia erstmals für Pramac antrat und Elfter wurde. „Ich fand mich sehr gut auf der Ducati zurecht. Die Kraftübertragung schmeckt mir sehr und auch, wie ich das kontrollieren kann. Der einfache Kurveneingang hat mich am meisten überrascht“, gesteht de Puniet.
„Ich kann nun immer erst im letzten Moment in die Eisen steigen und in der ersten Phase der Kurve auf der Bremse bleiben. Löse ich die Bremse, ist das Bike mit unglaublicher Geschwindigkeit unterwegs. Nun arbeiten wir weiter daran, mein Gefühl für das Motorrad zu verbessern“, fasst der Franzose seine Eindrücke vom Testauftakt zusammen. Teamkollege Loris Capirossi wurde 15.
Der Rückstand von 2,619 Sekunden sei aber nicht beunruhigend, wie Technikchef Fabiano Sterlacchini von Pramac hinzufügt: Loris setzte sich mit seiner neuen Ducati auseinander und hatte einen guten ersten Eindruck. Die Rundenzeiten sind noch nicht so wichtig. Wir müssen erst einmal sicherstellen, dass er das totale Vertrauen in das Bike bekommt. Er wollte auch nichts erzwingen.“
Text von Stefan Ziegler
Quelle, weitere Infos und Fotos auf: » www.motorsport-total.com
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