(Motorsport-Total.com) – MotoGP-Champion Francesco Bagnaia (Ducati) hat mit dem Sieg beim Katar-Grand-Prix die Führung in der Fahrerwertung übernommen.
Nach einem etwas enttäuschenden Sprint am Samstag wurde Bagnaia seiner Favoritenrolle am Sonntag gerecht und fuhr einem kontrollierten Sieg entgegen.
Im Vergleich zum Sprintrennen änderte Bagnaia seine Herangehensweise und erhielt von seinen Ducati-Ingenieuren eine verbesserte Abstimmung für seine GP24. Diese beiden Faktoren waren der Schlüssel zum Erfolg.
„Gestern fiel es mir schwer, die Rundenzeiten vom Test zu erreichen“, gesteht Bagnaia. „Beim Test funktionierte es besser, weil die Haftung gleichmäßiger war. Doch das war an diesem Wochenende nicht mehr der Fall und ich spürte Chattering. Ich versuchte, runder zu fahren.“
„Ich änderte meine Fahrweise an und das half bei den Vibrationen. Lediglich in den beiden finalen Runden spürte ich in einer Kurve Vibrationen. Es funktionierte gut“, freut sich Bagnaia und schaut bereits auf den nächsten Grand Prix: „Vielleicht haben wir dieses Problem beim kommenden Rennen in Portimao nicht. Dort ist die Haftung ganz anders.“
Aggressiver Start: Francesco Bagnaias Plan geht auf
Aus der zweiten Startreihe gelang Bagnaia ein sehr guter Start. „Es war wichtig, die Strategie für die erste Runde zu ändern. Ich wollte aggressiver fahren“, berichtet der Italiener, der in der ersten Runde einige entschlossene Manöver zeigte.
„Es war wichtig, gleich zu Beginn des Rennens die Führung zu übernehmen. Mir war klar, dass wir schnell genug sind, um eine Lücke herauszufahren“, zeigt sich Bagnaia selbstbewusst. Der Plan ging auf. Bagnaia führte das Rennen rundenlang an und setzte sich leicht ab. Von da an kontrollierte er sein Tempo und verwaltete einen Vorsprung von etwa einer Sekunde auf Brad Binder (KTM).
Die Schwächen vom Sprint werden über Nacht beseitigt
„Das gestrige Rennen half mir dabei, das Potenzial des neuen Motorrads besser auszuschöpfen“, verrät Bagnaia. „Ich war am Samstag zwar auch schnell, doch es fiel mir schwer, die Reifen gleichmäßig zu nutzen. Ich wollte es heute genau umgekehrt machen und das funktionierte.“
Über Nacht erarbeiteten die Ducati-Ingenieure eine bessere Abstimmung für Bagnaias Desmosedici. „Gestern Abend tüftelten wir, welchen Weg wir bei der Abstimmung einschlagen sollen, um das Motorrad zu verbessern. Wir probierten im Warm-up eine Änderung, die gut funktionierte. Ich bin wirklich happy“, freut sich der Titelverteidiger.
Als Bagnaia das Rennen rundenlang kontrollierte, leistete er sich beinahe keine Fehler. Brad Binder staunte nach dem Rennen nicht schlecht und lobt Bagnaia: „Ich kam nah an ‚Pecco‘ heran, doch er leistete Unglaubliches. Er machte das gesamte Rennen über keinen einzigen Fehler. Hut ab vor seiner Leistung!“
Komplett perfekt lief Bagnaias Rennen aber nicht. „Ich leistete mir einen kleinen Fehler, als ich zu tief in Kurve 6 bremste“, gesteht der Sieger. „Ich kam leicht von der Linie ab. Der Rest war aber perfekt“, so Bagnaia.
Da das Motorrad deutlich mehr ermöglicht hätte, fiel es Bagnaia nicht schwer, wie ein Uhrwerk seine Runden zu drehen: „Das Potenzial hätte schnellere Rundenzeiten erlaubt. Das Motorrad war in der Lage, 1:52.1er- oder 1:52.2er-Runden zu fahren. Doch das wäre nicht sinnvoll gewesen, denn eine schnelle Runde kann sich auf alles auswirken“, verweist er auf das Reifen-Management, das in Katar sehr wichtig ist.
„Ich versuchte, zu reagieren, wenn Brad näher kam. Am Kurveneingang kontrollierte ich den Hinterreifen ziemlich gut. Dadurch war es einfacher, den Vorsprung zu verwalten. Es lief perfekt nach Plan“, freut sich der Ducati-Werkspilot.
Wie wichtig ist der Sieg für das Selbstvertrauen des Champions?
Nach der Niederlage im Sprint meldete sich Bagnaia im Hauptrennen eindrucksvoll zurück. Wie wichtig war der Sieg für das Selbstvertrauen? „Der Sieg ist natürlich sehr wichtig für den WM-Stand. Doch er war andererseits auch nicht grundlegend wichtig, weil wir noch 40 Rennen vor uns haben. Die Meisterschaft ist noch sehr lang“, relativiert er.
Für Bagnaia gab es in Katar einige Punkte, die deutlich wichtiger waren als die maximale Ausbeute. „Am wichtigsten war, dass wir besser verstehen konnten, wie das neue Motorrad mit gebrauchten Reifen funktioniert. In Malaysia und auch hier fanden wir sehr viel Grip vor“, spielt er auf die Wintertests an, die bei perfekten Bedingungen stattfanden und dadurch nicht allzu aussagekräftig waren.
Der Sieg in Katar hat gezeigt, dass der Titel in diesem Jahr wohl erneut über Bagnaia gehen wird. „Es ist immer wichtig, Rennen zu gewinnen und sich keine Fehler zu leisten. Doch die Saison ist noch sehr lang“, warnt Bagnaia.
„Ich will noch nicht darauf schauen, wer der Führende ist und wer der Verfolger ist. Ich will alles genießen und mich immer weiter verbessern. Das ist der beste Weg. Es gibt noch 40 Rennen. Die Saison ist also noch richtig lang“, ist sich der zweifache MotoGP-Champion bewusst.
Text von Sebastian Fränzschky
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
Motorsport-Total auf Facebook
Motorsport-Total auf Twitter
Neueste Kommentare