Freddie Spencer, 500-ccm-Weltmeister der Jahre 1983 und 1985 auf Honda, ist sich bewusst, dass Rekordweltmeister Valentino Rossi eine schwierige Premierensaison auf der Ducati bevorsteht. Gleichzeitig ist der US-Amerikaner allerdings überzeugt, dass Rossi mittelfristig gesehen Erfolg haben wird.
Gegenüber ‚Sport Rider‘ formuliert Spencer seine Einschätzung des diesjährigen Kräfteverhältnisses in der MotoGP wie folgt: „Dass die Yamaha funktioniert, wissen wir.“ Einer der Gründe für die überragende Performance von Jorge Lorenzo im vergangenen Jahr war laut Spencer nicht zuletzt die Tatsache, dass „die YZR-M1 in der letzten Runde eines Rennens noch genauso komfortabel zu fahren ist, wie in der ersten.“
Seinen ehemaligen Arbeitgeber aus Japan hat der Ex-Weltmeister ebenfalls ganz oben auf der Rechnung: „Die Honda lässt sich präzise lenken. Casey ist zudem ein Fahrer, der früh ans Gas geht. Diese Kombination ist brandgefährlich“, schätzt er die Chancen des von Ducati zu Honda gewechselten Australiers ein.
Rossi braucht ein versöhnliches Bike
Die Ducati Desmosedici hingegen gilt allgemeinhin als „Biest“ in der MotoGP-Szene. Die Leistungsfähigkeit der Maschine aus Bologna war in der Vergangenheit oft abhängig von der jeweiligen Strecke. „So etwas kannst du nicht brauchen, denn dann bist du nur auf gut Glück unterwegs“, so Spencer und präzisiert: „Unter diesen Umständen könnte Valentino das eine oder andere Rennen gewinnen, mehr aber auch nicht. Das kann es nicht sein.“
In seinen ersten Äußerungen über sein neues Arbeitsgerät ließ Rossi verlauten, dass die Desmosedici für ihn wesentlich anstrengender zu fahren ist. Der Schlüssel für Rossi und Ducati wird also sein, die Maschine für ihn komfortabel zu trimmen. „Valentino mag ein Motorrad, das versöhnlich ist, ihm Rückmeldung gibt – so wie es die Honda seinerzeit war und zuletzt auch die Yamaha.“ Wenn es dem Italiener in Ducati-Diensten gelingt, die italienische Maschine dahingehend zu verändern, dann wird der siebenfache Weltmeister der Königsklasse sehr bald zu gewohnter Stärke finden.
Spencer, zu seiner aktiven Zeit ein Meister, wenn es darum ging, ein rutschendes Vorderrad über den Gasgriff zu kontrollieren, weiß, dass Balance und Komfortlevel auf dem Motorrad das A und O sind: „Das geht immer nur bis zu einem gewissen Grad. Wenn das Bike nicht ausbalanciert ist, kannst du auch am Gas nicht viel ausrichten.“
Von Spies schon seit Jahren überzeugt
Angesprochen auf Rossis Nachfolger im Yamaha-Werksteam, den Superbike-Weltmeister und besten MotoGP-Rookie des Jahres 2010, Ben Spies, hat Spencer nicht die geringsten Zweifel an den Qualitäten seines Landsmanns. „Ich wusste von Beginn an, dass er alle Zutaten mitbringt, um erfolgreich zu sein. Bei Ben habe ich seit jeher den Eindruck: Je mehr Leistung das Motorrad hat, desto besser für ihn.“
Was den Yamaha-Werkspiloten zudem auszeichnet, ist die Begabung, die Dinge auf seine Weise und mit seiner Geschwindigkeit anzugehen. „Man braucht sich nur einmal anzuschauen, wie er Mat Mladin in der AMA Jahr für Jahr geschlagen hat. Ben ist ein harter Junge und er wird sich durchsetzen – kein Zweifel“, lobt Spencer den dreifachen Champion der Amerikanischen Superbike-Meisterschaft (AMA).
Vor allem die Fähigkeit, die vor ihm stehenden Aufgaben realistisch anzugehen, ist es, was Spies nach Meinung Spencers ausmacht. „Wenn er die Chance hat zu gewinnen, dann gewinnt er“, so der Ex-Weltmeister. Der Titel ist angesichts der versammelten Weltelite in der MotoGP ein anderes Thema. „Wenn er die Chance hat, um den Titel mitzufahren, könnte es sein, dass ihm in diesem Jahr noch ein anderer Fahrer zuvor kommt“, urteilt Spencer, für den eines allerdings felsenfest steht: „Er wird sich ganz sicher nicht selbst schlagen, und das ist eine großartige Gabe“, so der zweifache Weltmeister der Königsklasse abschließend.
Text von Mario Fritzsche
Quelle, Infos, Hintergrundberichte
und Fotos auf: » www.motorsport-total.com
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