Marco Melandri zählt seit vielen Jahren zu den bekanntesten und populärsten Motorradrennfahrern. Insgesamt gewann der Italiener fünf MotoGP-Rennen und wurde 2005 Vizeweltmeister.
Auch in der Superbike-WM drängten sich oft die meisten Fans hinter seiner Garage. Mit 19 Siegen in vier Jahren hat Melandri auch in dieser Serie seinen Fußabdruck hinterlassen. Das MotoGP-Comeback verlief dagegen bisher überhaupt nicht optimal.
Da sich Aprilia ein Jahr früher zum Comeback entschlossen hat, war von Beginn an klar, dass 2015 eine Entwicklungssaison wird und nicht mit Erfolgen gerechnet werden kann. Erst im nächsten Jahr soll ein komplett neuer Prototyp kommen. Bisher hat Aprilia eifrig gearbeitet. Motor, Getriebe und Chassis wurden kontinuierlich modifiziert. Die Rundenzeiten von Alvaro Bautista zeigen, dass er mit der RS-GP auf dem Bereich der Open-Bikes fahren kann.
Melandri kommt an diese Rundenzeiten nicht heran. Im Qualifying in Mugello war er um drei Sekunden langsamer als Bautista. Noch bedenklicher ist, dass Alex de Angelis, der praktisch die alte CRT-Aprilia fährt, deutlich schneller als Melandri ist. Zuletzt in Mugello und davor in Le Mans war Melandri in allen Trainings mit Abstand Letzter. Während Bautista den Rückstand auf die Spitze oft unter zwei Sekunden halten kann, fehlen Melandri oft mehr als vier Sekunden auf die schnellsten Zeiten.
Nach sechs Rennen hat sich die Situation nicht geändert. Melandri klagt weiterhin darüber, dass er das Motorrad nicht spürt. Trotz seiner Erfahrung stellt sich auch für Aprilia die Frage, wie es weitergehen soll, denn Rückschlüsse zur Entwicklung kann momentan nur Bautista liefern. Es mehren sich die Gerüchte, dass Melandri und Aprilia getrennte Wege gehen werden. Schon beim Michelin-Test am vergangenen Montag nach dem Grand Prix von Italien fehlte der Routinier in der Aprilia-Garage.
In den nächsten Tagen wird es zu einer Aussprache über die Zukunft kommen. „Wir kennen die Situation und werden in den nächsten Tagen mit Marco sprechen“, wird Aprilia-Motorsportchef Romano Albesiano von ‚GPone.com‘ zitiert. „Wir werden uns seine Meinung anhören.“
Die Schwierigkeiten hatten sich schon bei den ersten Wintertests angedeutet, Aprilia wollte dem eigenen Starfahrer Zeit geben. „Ich werte das Wochenende in Mugello aus technischer Sicht positiv, denn das Seamless-Getriebe hat gut funktioniert“, sagt Albesiano und ergänzt: „Die Leistung von Marco hat uns überrascht.“
Negativ überrascht. Melandri kam eine halbe Minute hinter Karel Abraham ins Ziel, obwohl der Tscheche wegen Frühstarts eine Durchfahrtsstrafe absolvieren musste. Offen ist, wie es im Falle einer Trennung von Melandri weitergehen wird. Kehrt der Italiener in die Superbike-WM zurück? Wen verpflichtet Aprilia für die MotoGP? Kandidaten wären Fahrer wie Alex de Angelis oder Mattia Pasini, der in Mugello in der Moto2 ein Comeback gegeben hat.
Text von Gerald Dirnbeck
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
Motorsport-Total auf Facebook
Motorsport-Total auf Twitter
Neueste Kommentare