Marc Marquez - © LAT

© LAT – Wird Marc Marquez Ducati auch in dieser Saison einen Schritt voraus sein?

(Motorsport-Total.com) – Wie die meisten Italiener ist auch Ducati-Renndirektor Gigi Dall’Igna in diesen Tagen an sein Haus gefesselt.

Er lebt in Schio etwa 180 Kilometer nördlich von Bologna entfernt, wo der Hersteller seinen Hauptsitz hat und der Betrieb aufgrund der Corona-Krise aktuell nur begrenzt weiterlaufen kann.

„Ich bin zu Hause, bei meiner Familie“, erzählt Dall’Igna im Interview mit den Kollegen von ‚Sky Sport Italia‘. „Die Stimmung ist gedrückt und die Situation nicht einfach. Ich hätte es vorgezogen, dass alles normal wäre, da die Weltmeisterschaft bereits im Gange ist, aber wir können nichts anderes tun, als es zu akzeptieren.“

Da sich der Saisonstart für die MotoGP weiter hinauszögert und frühestens am 3. Mai in Jerez stattfinden wird, haben die Werke die Möglichkeit, weiter an ihren Prototypen zu arbeiten. Denn erst vor dem ersten Rennwochenende erfolgt die technische Abnahme, dann werden Motor und Aerodynamik homologiert.

Ducati feilt im „Home-Office“ an der Aerodynamik
In den besonders vom Coronavirus betroffenen Regionen stellt sich diese Arbeit aber freilich als schwierig dar. So verrät Dall’Igna: „Ich arbeite von zu Hause aus, wo ich kann. Wir versuchen, etwas zu beheben, was beim letzten Test nicht ganz richtig war, obwohl die meisten Techniker nicht arbeiten.“

„Wir konzentrieren uns auf die Dinge, die wir im ersten Rennen einfrieren müssen, vor allem auf die Aerodynamik, an der wir noch einige Änderungen vornehmen können“, ergänzt der Ducati-Rennchef. Insofern habe die Zwangspause auch etwas Gutes, einigen Konkurrenten komme sie gar besonders entgegen.

„Ich glaube, Marquez wird davon profitieren, denn er ist derjenige, der sich am meisten körperlich erholen musste“, verweist Dall’Igna auf die operierte Schulter des Weltmeister, die ihn während der Tests noch einschränkte. „Mit diesen Monaten der zusätzlichen Regeneration wird er besser vorbereitet sein.“

MotoGP-Rennen ohne Zuschauer „das kleinere Übel“
Was die technische Entwicklung angeht, nennt er zwei Werke als Profiteure: „Die Verschiebung lässt Raum für einige Hersteller, die Probleme mit der Performance und Zuverlässigkeit hatten. Ich beziehe mich da auf Honda, aber auch auf Aprilia.“ Beide reisten mit Fragezeichen vom finalen Test ab.

Wie lange die MotoGP noch ausharren muss, um wieder auf die Strecke gehen zu können, lässt sich aktuell mit Gewissheit nicht absehen. Natürlich hoffen alle, dass es in Jerez losgehen kann, notfalls auch ohne Publikum. „In einem solchen Fall muss man das geringere Übel akzeptieren“, sagt Dall’Igna zu der Option.

„Die Fans könnten sich die Rennen von zu Hause aus im Fernsehen anschauen. Es wird nicht dasselbe sein, die Atmosphäre wird seltsam und unnatürlich sein. Aber wir befinden uns in einem Notfall, also müssen wir mit Rennen hinter verschlossenen Türen leben.“ Hauptsache, es findet überhaupt eine Saison statt.

Das rät Gigi Dall’Igna jetzt seinem Ducati-Fahrerduo
Um den WM-Status zu erfüllen, sind mindestens 13 Grands Prix notwendig. Zwar räumt Dall’Igna ein: „Es ist dumm, jetzt einen Zeitplan zu machen, denn morgen kann sich die Lage ändern. Aber ich bin zuversichtlich, dass die 13 Rennen, die für eine Weltmeisterschaft notwendig sind, auch erreicht werden können.“

Auch in puncto Fahrermarkt zeigt sich der Ducati-Rennchef entspannt. „Was uns betrifft, steht der Markt absolut still“, betont er. Verhandlungen über potenzielle Verlängerungen oder Fahrerwechsel soll es also erst geben, wenn auch der Fahrbetrieb wieder rollt. Umso schneller wird sich das Karusell dann drehen.

Dem Ducati-Duo Andrea Dovizioso und Danilo Petrucci rät er deshalb, „dass sie so viel wie möglich trainieren, dass sie sich physisch vorbereiten, denn wenn die Saison beginnt, wird es keine Zeit geben, anzuhalten und sich umzuschauen. Es wird eine sehr verdichtete Meisterschaft sein, mehr denn je.“

Text von Juliane Ziegengeist, Co-Autor: German Garcia Casanova

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