(Motorsport-Total.com) – Die Hinterreifen-Konstruktion, die MotoGP-Reifenlieferant Michelin für die Saison 2020 bereitstellt, treibt zahlreichen Piloten Sorgenfalten auf die Stirn.
Allen voran Ducati-Werkspilot Andrea Dovizioso hat sich im bisherigen Saisonverlauf wiederholt über den Hinterreifen beklagt und sieht diesen als Hauptgrund dafür, dass er bei weitem nicht so schlagkräftig ist wie in den vergangenen drei Jahren, als er jeweils erster Herausforderer von Weltmeister Marc Marquez war.
Zwar führte Dovizioso die MotoGP-Gesamtwertung 2020 vorübergehend an. Dies war aber mehr dem stetig pendelnden Kräfteverhältnis und diversen Stürzen anderer Piloten geschuldet als seiner eigenen Performance. „Wir haben keine Kontrolle über die Situation“, seufzte der Ducati-Pilot kurz nach seinem bislang einzigen Saisonsieg 2020.
2020er-Hinterreifen nur für „bestimmte“ Hersteller besser
Das Hauptproblem, das Dovizioso moniert, ist das Bremsen mit dem diesjährigen Hinterreifen. LCR-Honda-Pilot Cal Crutchlow geht es ganz ähnlich. „Ich habe beim Verzögern des Bikes genau das gleiche Problem wie ‚Dovi'“, bemerkt Crutchlow und hinterfragt: „Sie sagen, der neue Hinterreifen wäre beim Beschleunigen besser [als der alte]. Das trifft aber wohl nur auf bestimmte Hersteller zu.“
Insbesondere Suzuki scheint vom diesjährigen Hinterreifen zu profitieren. Die GSX-RR ging schon in den vergangenen Jahren gut mit den Michelin-Gummis um. In diesem Jahr ist der Vorteil, den Joan Mir und Alex Rins auf die Renndistanz haben, sogar noch größer geworden.
Mir fuhr bei den fünf zurückliegenden Rennen viermal auf das Podium ist Zweiter der aktuellen MotoGP-Gesamtwertung 2020. Rins fuhr zuletzt in Barcelona – einer Strecke, auf der die Reifen besonders stark beansprucht werden – erstmals in dieser Saison auf das Podium.
Crutchlow sieht Nakagami im Vorteil, aber der widerspricht
Von solchen Vorstellungen kann Crutchlow derzeit nur träumen. Der Routinier im LCR-Honda-Team fuhr in Barcelona mit Platz zehn zum ersten Mal in dieser Saison überhaupt in die Top 10. Deutlich besser läuft es bei Teamkollege Takaaki Nakagami, der als einziger Pilot im gesamten MotoGP-Feld 2020 bei allen acht bisherigen Saisonrennen in die Top 10 gefahren ist.
Über den Japaner, der im LCR-Team bekanntlich eine 2019er-Honda fährt, sagt Crutchlow: „Ich glaube, der neue Hinterreifen passt besser zu seinem Bike als zu unserem Bike. Das können wir anhand der Datenaufzeichnungen sehen.“
Nakagami selbst kann dies allerdings nicht bestätigen: „‚Dovi‘ hat ja schon oft gesagt, dass der 2020er-Hinterreifen von Michelin ein bisschen seltsam ist und er deshalb seinen Fahrstil umstellen muss. Da stimme ich zu. Auf der Honda ist der 2020er-Reifen sogar in Kombination mit dem 2019er-Motor ziemlich empfindlich. Das gilt vor allem für das Bremsen und den Kurveneingang.“
Aus diesem Grund muss Nakagami an den Rennwochenenden regelmäßig viel Trainingszeit dafür aufwenden, die Motorbremse richtig auf den Hinterreifen abzustimmen. Anderenfalls falle es auch ihm schwer, das Bike richtig zu verzögern, wie er sagt.
Text von Mario Fritzsche, Co-Autoren: Gerald Dirnbeck, Lewis Duncan
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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