© Ducati - Vittoriano Guareschi und Ducati haben sich für einen Neuanfang entschieden

Ducati vertröstete die Fachleute und Fans beim Wrooom-Event mit der Präsentation der Desmosedici für 2012. Nach der nüchternen Saison 2011, in der Valentino Rossi und Nicky Hayden viele Tief- und wenig Höhepunkte erleben durften, hat man beim italienischen Motorradhersteller einen klaren Entschluss gefasst und das Konzept der Vorgängermaschine verworfen.

Gemeint ist die Rahmen-Motor-Konstruktion, die in der MotoGP einzigartig war, denn anders als bei der Konkurrenz stellte bei Ducati der Motor einen Teil des Rahmens dar. 2012 gehen Rossi und Hayden mit einem konventionellen Alu-Rahmen an den Start, der auch bei Honda und Yamaha zum Einsatz kommt.

Philosophiefrage

Diese Entscheidung dürfte Ducati alles andere als einfach gefallen sein. Im Spätherbst präsentierte das Traditionsunternehmen sein neuestes Straßen-Superbike, die 1199 Panigale, die wie die GP11 ohne einen klassischen Rahmen auskommt. In der anstehenden Superbike-WM-Saison 2012 wird das innovative Superbike nicht eingesetzt werden. Weltmeister Carlos Checa vertraut weiterhin auf die ausgereifte 1198 mit dem charakteristischen Gitterrohrrahmen aus Stahl.

In der MotoGP ist man von einem Weltmeistertitel deutlich weiter entfernt als bei den Superbikes. „Dieses Jahr brauchen wir klarerweise Resultate“, fordert Teammanager Vittoriano Guareschi. Den Kollegen von ‚GPone‘ gibt er einen Einblick in die Zielsetzung für den Saisonbeginn: „Vielleicht werden wir nicht sofort gewinnen. Um Podestplätze sollten wir aber kämpfen.“

„Mit der GP11.1 haben wir jeden möglichen Test absolviert. Dadurch haben wir eine riesige Menge an Daten gesammelt, um ein komplett neues Motorrad zu konstruieren“, schildert Guareschi und deutet auf das Problem der Vorjahresmaschine: „Mit dem alten Motorrad haben wir beim Setup die Grenzen erreicht. Wir mussten weiter gehen. Deshalb kam es zu einigen wichtigen Änderungen.“

„Möglich wurde das nur, indem wir das gesamte Motorrad neu konstruierten. Einfache Änderungen reichten nicht mehr aus.“ Hintergrund: Da der Motor im Fall der GP11 den Rahmen darstellte, war die Position des Aggregates vorgegeben und eine Veränderung des Schwerpunktes folglich nicht so einfach möglich.

Ducati in der Sackgasse

„Wenn wir mehr Freiheiten für Änderungen wollten, mussten wir die Motorhalterungen ändern. Mit der Sitzposition war es ähnlich“, erinnert sich Guareschi. „Valentino fragte in der ganzen Saison nach einer Änderung. Um die Situation zu verbessern, mussten wir entscheidende Änderungen vornehmen. Es war viel komplizierter als eine einfache Änderung.“

Ende Januar erhält das Ducati-Team einen ersten Anhaltspunkt, wie sich die Neukonstruktion auf der Strecke verhält. Doch vor den offiziellen Tests in Sepang reist man nach Jerez, um die grundlegenden Funktionen zu checken: „Ich werde in Jerez sein, um die Tests mit Battaini und Checa zu leiten. Es geht zuerst um die Zuverlässigkeit und später um die Performance“, so Guareschi.

„Franco wird Longruns fahren, damit wir sicherstellen können, dass die Motorräder sauber zusammengebaut sind und die Temperaturen in den normalen Bereichen liegen. Carlos wird verschiedene Einstellungen am Chassis testen“, berichtet der Ducati-Teammanager.
Rossi will siegen

Sollte Ducati auch 2012 hinterherfahren, wird Rossi sicher schwer zu halten sein. Der Superstar erklärte beim Wrooom-Event, dass er gerne mit Ducati Erfolg haben möchte, eine Alternative aber nicht undenkbar sei. „Bis zur letzten Saison zählten Valentino und seine Crew zu unseren Rivalen“, berichtet Guareschi. „Es hat ein ganzes Jahr gedauert, sie besser kennenzulernen und auch wenn wir zusammen schwierige Zeiten hatten, sind wir nun stärker und vertrauter. Abgesehen von den Resultaten auf der Strecke haben wir das gut gemeistert.“

„Ich wäre enttäuscht, wenn sich unsere Crew wieder auflösen würde. Im Augenblick sieht es bei uns vielleicht nicht gerade fantastisch aus, aber wenn die Ergebnisse kommen, wird niemand das Team wechseln wollen“, ist er sich sicher. Wie konkurrenzfähig Ducati mit der neuen GP12 sein wird, lässt sich schwer voraussagen. Sollte der Abstand bei den Tests in Sepang ähnlich groß wie im Vorjahr sein, dürfte man aber auch dieses Jahr keine Rolle um den WM-Titel spielen.

Text von Sebastian Fränzschky

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