© Ducati - Vittoriano Guareschi kann die technischen Aussagen der Fahrer interpretieren

Ducati hat eine andere Teamstruktur als die großen japanischen Hersteller Honda und Yamaha. Speziell Vittoriano Guareschi fällt aus der Rolle, denn der Italiener ist Teammanager, aber zugleich auch Testfahrer. Diese Doppelfunktion gibt es im professionellen Rennsport nirgendwo sonst. Nun ist es seine Aufgabe Ducati aus der Krise zu führen. Da er selbst unzählige Versionen der Desmosedici gefahren ist, weiß er genau, mit welchen Problemen Valentino Rossi und Nicky Hayden zu kämpfen haben.

„In diesem Jahr habe ich zwölf Testtage absolviert. Ich werde auch weiterhin auf dem Motorrad sitzen, denn wir haben viel Material zu testen. Ein Testfahrer ist da nicht genug. Franco Battaini ist der offizielle Testfahrer. Wenn wir aber mehr Kräfte brauchen, dann springe ich ein“, wird Guareschi von der ‚GPWeek‘ zitiert. „Mein erster Job ist aber der des Teammanagers. Meine Aufgabe ist anders, als jener der meisten anderen im Fahrerlager.“

„Ich konzentriere mich zu 80 Prozent auf die Technik. Nach Trainingsende ruft mich immer Filippo (Preziosi, der Konstrukteur; Anm. d. Red.) zu sich und ich erkläre ihm, was passiert ist und welche Modifikationen wir vornahmen. Ich bin der Link von Filippo auf die Strecke. Um die Angelegenheiten außerhalb der Garage kümmert sich Alessandro Cicognani.“ Die regulären Stammfahrer dürfen während der Saison und im Winter kaum testen. Diese Beschränkung wurde eingeführt, um Kosten zu sparen.

Um wirklich vernünftig etwas testen und Teile miteinander vergleichen zu können, muss das Motorrad am Limit bewegt werden, damit Verbesserungen oder Verschlechterungen spürbar werden. Wenn ein Testfahrer mehrere Sekunden langsamer als die Stammfahrer ist, dann können nur begrenzt Erkenntnisse gezogen werden, wie beispielsweise bei Ausdauertests. „Ich vergleiche prinzipiell neue mit alten Teilen“, sagt Guareschi, der in seiner aktiven Karriere unter anderem für Yamaha in der Superbike-WM gefahren ist. Zwei Podestplätze hat er in den Jahren 1999 und 2000 erreicht.

„Ich habe in meinem Kopf viele Erinnerungen über alte Teile, zum Beispiel beim Elektronikpaket. Ich arbeite als Testfahrer seit 2003 damit und habe viele Informationen gespeichert. Nach so vielen Jahren als Testfahrer kann ich mich mit den Piloten auch über ihren Fahrstil unterhalten. Ich kann den Stil kopieren. Es ist nicht leicht und ich bin eineinhalb bis zwei Sekunden langsamer. Das reicht aber, um einiges zu verstehen.“

„Die Ducati-Fabrik hat vielleicht zehn verschiedene Lösungsvorschläge. Wir suchen dann die zwei besten Sachen heraus, denn man kann nicht zehn verschiedene Teile an das Motorrad bauen. Zu 80 Prozent teste ich Elektronik. Speziell in der 800er-Ära und der Tankkapazität von maximal 21 Litern. Dafür braucht man viel Elektronik und daran haben wir viel gearbeitet. Prinzipiell haben wir von 2007 bis jetzt zu 80 Prozent nur die Elektronik getestet.“

Wenn Guareschi die Fahrstile anderer Piloten kopieren kann, wie vergleicht er dann Casey Stoner mit Rossi? „Vale ist ein neunfacher Weltmeister und verfügt über sehr viel Erfahrung. Für Vale ist es sehr wichtig, das Motorrad zu verbessern, damit die Resultate kommen. Casey hat eine fantastische Kontrolle, speziell beim Gas. Die Hand und der Motor sind für Casey gleich. Er ist ein großes Talent.“

„Vielleicht ist er aber noch zu jung und braucht mehr Erfahrung. Man könnte sagen, dass Vale ein Professor ist, aber Casey ist kein normaler Student – er ist ein Genie! Es war nicht leicht seinen Fahrstil zu kopieren. Nach zwei Jahren habe ich mir ein paar seiner Techniken abgeschaut.“

Text von Gerald Dirnbeck

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