Maverick Vinales - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Maverick Vinales nach P2 im Silverstone-Rennen hinter Francesco Bagnaia

(Motorsport-Total.com) – Während sich Aprilia-Teamkollege Aleix Espargaro unter den Schmerzen des Vortags auf dem neunten Platz ins Ziel gekämpft hat, ist Maverick Vinales beim Grand Prix von Großbritannien 2022 in Silverstone um weniger als eine halbe Sekunde an seinem ersten Sieg als Aprilia-Pilot vorbeigeschrammt.

Im finalen Duell gegen Francesco Bagnaia (Ducati) hatte Vinales zwar knapp das Nachsehen. Mit dem zweiten Platz aber hat der Spanier dennoch sein bisher bestes Ergebnis eingefahren seit er für Aprilia fährt. Zuletzt Zweiter geworden war Vinales am berühmt-berüchtigten Assen-Wochenende 2021, als es zum Bruch zwischen ihm und Yamaha gekommen war.

Am Sonntag in Silverstone übernahm Vinales nach einer Aufholjagd durch das vordere Feld schließlich in der vorletzten Runde die Führung. Bei seinem Manöver, das er in Village Corner gegen Bagnaia vortrug, konnte der Aprilia-Pilot die Linie zwar einigermaßen halten, wurde aber trotzdem direkt wieder vom Ducati-Piloten kassiert.

Eine Chance in vorletzter Runde genutzt – dann kam keine mehr
„Zwei Runden vor dem Ziel habe ich es probiert, denn ich fühlte mich in der Schlussphase sehr stark. ‚Pecco‘ ist es aber irgendwie gelungen, sich wieder vor mich zu setzen und die Tür zuzumachen. Anschließend hatte ich dann keine Chance mehr“, so Vinales. Bagnaia sprach davon, dass er in diesem Moment direkt sehen konnte, wie Vinales‘ Hinterreifen „komplett am Ende war“.

Und in der letzten Runde, die wenige Sekunden nach dem Manöver begann, hatte Vinales dann gleich drei Rutscher, die er zwar abfangen konnte, die ihm aber endgültig eine letzte Chance auf eine Schlussattacke nahmen. In den Kurven Copse, Stowe und Vale des finalen Umlaufs hatte er mit dem Grip der RS-GP sichtlich zu kämpfen. Trotz des um weniger als eine halbe Sekunde verpassten Sieges überwiegt bei Vinales die Freude.

„Wir müssen zufrieden sein, denn unser Potenzial ist offensichtlich. Ich fühle mich auf diesem Motorrad von Mal zu Mal wohler. Ich spüre einfach, wie es vorwärts geht. Bei Aprilia arbeiten wir fantastisch zusammen. Ich hatte jetzt drei Rennen hintereinander, in denen wir um das Podest mitgefahren sind“, spricht Vinales die Rennen auf dem Sachsenring, in Assen und eben am Sonntag in Silverstone an und sagt: „Darum geht es.“

Hinterrad-Device am Start absichtlich nicht benutzt
Eine Schrecksekunde erlebte Vinales direkt zu Beginn. Vom zweiten Startplatz aus der Mitte der ersten Reihe kam er nicht optimal weg und verlor direkt ein paar Positionen. Zudem kam es auf den ersten Metern zu einer Berührung mit dem von P4 gestarteten Fabio Quartararo (Yamaha). Die aber war laut Vinales kein Problem.

„Überhaupt nicht“, antwortet er auf die Frage, ob er rückblickend glaubt, das Rennen aufgrund der frühen Berührung mit Quartararo verloren zu haben. „Ja, er zog rüber auf meine Linie und ich musste kurz Gas wegnehmen. Das ist aber in der Startphase etwas ganz Normales. Wäre ich besser gestartet, wäre es nicht dazu gekommen“, so Vinales.

Das größere Problem, das Vinales am Start hatte war nämlich ein anderes. Er fuhr ohne die Absenkvorrichtung für das Hinterrad los. Grund dafür war aber kein Defekt, sondern eine bewusste Entscheidung.

„Gemeinsam mit dem Team hatte ich entschieden, nur das Device für das Vorderrad zu aktivieren. Weil aber alle anderen das Device [für das Hinterrad] aktiviert hatten, sind sie nur so an mir vorbeigeflogen“, erinnert sich der Aprilia-Pilot, der die erste Runde nur als Sechster beendete.

Reifen am Schluss zu stark beansprucht
Auf seiner Jagd zurück in Richtung Spitze hat er die Reifen „vielleicht ein bisschen zu stark“ beansprucht, räumt Vinales ein und denkt an seine Slides in der Schlussphase: „Ab zehn Runden vor Schluss bin ich 1:59er-Zeiten gefahren. Ich habe einfach alles gegeben. Vielleicht habe ich die Reifen ein bisschen zu hart rangenommen. Vier Runden vor Schluss begann mir das Hinterrad wegzurutschen. Ganz am Schluss hatte ich dann fast keinen Gummi mehr auf dem Reifen.“

Wenngleich er seinen ersten Sieg als Aprilia-Pilot knapp verpasst hat, so ist der zweite Platz in Silverstone für Vinales der zweite aufeinanderfolgende Podestplatz, nachdem er Ende Juni in Assen Dritter geworden war. Eben dieser dritte Platz beim letzten Rennen vor der Sommerpause war für ihn der erste Podestplatz seit er für Aprilia fährt. In der MotoGP-Gesamtwertung 2022 ist Vinales nun in die Top 10 vorgerückt.

Text von Mario Fritzsche

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