Aprilia hat auch in Misano ein sehr schwieriges Wochenende erlebt

(Motorsport-Total.com) – Nach dem Debakel in Aragon hatte sich Aprilia für das MotoGP-Heimrennen in San Marino mehr erhofft.

Aber auch das Misano-Wochenende wurde zu einem Desaster. Warum? „Ich habe die gleiche Frage, denn normalerweise habe ich in Misano ein gutes Gefühl“, rätselt Maverick Vinales.

„Wir haben große Probleme. Das Motorrad ist sehr inkonstant. Man bremst in einer Runde eine Kurve so an. Macht man in der nächsten Runde das gleiche Manöver, reagiert das Motorrad ganz anders. Uns fehlt diese Konstanz.“

„Wenn man sich die Rundenzeiten ansieht, muss man realistisch sein. Unsere Gegner sind KTM und einige 2023er-Ducati. Wir brauchen in der Bremsphase mehr Konstanz, damit man immer präzise fahren kann. Das hat mich im Sprint viel Speed gekostet.“

„Wir müssen uns verbessern und härter arbeiten. Wir wissen nicht, warum wir nicht mehr auf dem Level vom Saisonbeginn sind. 2023 war ich hier in Misano viel schneller. Ich habe wirklich erwartet, hier konkurrenzfähig zu sein. Wir müssen uns fragen, was wir besser machen müssen.“

Ein ähnliches Problem in der Bremsphase macht auch Miguel Oliveira aus. Der Trackhouse-Fahrer schildert: „Die Hauptsache ist immer noch der Kurveneingang. Dort passt der Bodenkontakt des Hinterreifens nicht richtig.“

„Es ist schwierig, wenn man wirklich schnell in die Kurve fahren und das Motorrad im letzten Moment verzögern will. Wir scheinen zu viel zu rutschen und haben nicht den richtigen Kurvenspeed.“

„Wir können die Stärke des Motorrads, nämlich Turning und Kurvenspeed nicht nutzen. Die Sache ist, dass alle vier Fahrer am Samstag in eine andere Richtung gegangen sind und niemand etwas gefunden hat.“

Auch Routinier Aleix Espargaro steht vor einem Rätsel. „Das einzige Motorrad, das in einem größeren Temperaturfenster mit den Reifen funktioniert, ist die Ducati. KTM und Aprilia sind ganz anders“, so der Spanier. „Einmal ist eine Marke schneller, dann die andere.“

„Wir versuchen eine Balance zu finden. Für uns Fahrer ist das nicht einfach. Es ist schwierig zu akzeptieren. Ich gebe hier genauso mein Bestes wie in Barcelona oder in Silverstone und Aragon. Es liegt nicht an den Fahrern. Wir müssen verstehen, was mit dem Motorrad passiert.“

Regenpoker: Nur Miguel Oliveira macht es richtig
Im Sprint kamen Vinales und Espargaro auf den Plätzen elf und zwölf ins Ziel. Das Trackhouse-Duo hatte weitere zehn Sekunden Rückstand. Im vom Wetter beeinflussten Grand Prix am Sonntag wurde die Situation nicht besser.

Nur Oliveira profitierte, denn er machte keinen Flag-to-Flag-Wechsel auf das zweite Bike. Sowohl Vinales als auch Espargaro und Raul Fernandez wechselten zweimal das Motorrad und kamen überrundet ins Ziel.

„Als es zu regnen begonnen hat, war das Motorrad sehr kompliziert zu fahren“, berichtet Vinales. „Deshalb bin ich an die Box gefahren, weil ich kein Gefühl für das Motorrad hatte. Ich glaube, meinen Kollegen ging es genauso, weil auch sie an die Box gefahren sind.“

„Das Problem ist, dass es schwierig zu fahren war. Es war so, als könnte ich jede Runde stürzen. Ich bin mit dem Medium-Reifen gefahren, vielleicht war er noch nicht auf Temperatur.“ Als 16. sammelte Vinales keinen WM-Punkt.

Über die Aussagen des Spaniers kann Oliveira nur den Kopf schütteln. „Man wechselt auf das Motorrad mit Regenreifen, aber das Gefühl wird nicht kommen, weil man mit Regenreifen fährt“, hält er die Vinales-Aussagen für absurd.

„Ich hatte auch kein Gefühl, weil ich mit dem Medium-Hinterreifen gestartet bin. Aber ich dachte mir, das Rennen ist lang und irgendwann wird der Reifen funktionieren. Der Regen machte es dann sehr kompliziert.“

„Ich wollte zumindest noch ein, zwei Runden abwarten. Auch die Boxengasse ist super lang. Deshalb musste ich mir sichergehen, dass die Strecke wirklich nass ist. Wenn ich wechseln würde, dann würde ich es nicht selbst bereuen dürfen.“

„Ich bin super langsam gefahren. Ein Sturz wäre ziemlich unwahrscheinlich gewesen“, lacht Oliveira. Seine Einschätzung wurde belohnt. Der Portugiese sah als Elfter die Zielflagge. Aber sein Rückstand auf die Spitze betrug 46 Sekunden.

Raul Fernandez folgte einfach Espargaro an die Box
Espargaro entschied sich dagegen so wie Vinales für den Poker. „Ich bin an die Box gefahren, weil ich weit hinten war und keine Pace hatte“, nennt er den Grund für seine Entscheidung. „In diesem Moment regnete es ziemlich stark, aber leider hat sich das nicht ausgezahlt.“

„Ich habe einige Stürze gesehen, ich war langsam. Wenn ich nicht diesmal etwas riskiert hätte, wann dann? Ich verstehe nicht, was los ist. Wir haben keinen Grip. In Silverstone und Österreich war es nicht so schlecht, aber in Aragon und hier hatten wir große Probleme.“

„Wir verstehen nicht, wo wir den Weg verloren haben“, lautet die Einschätzung der aktuellen Aprilia-Situation von Espargaro. Fernandez ist dem 35-Jährigen in die Box gefolgt, weil dieser die meiste Erfahrung bei Flag-to-Flag-Situationen hat. Es war die falsche Entscheidung.

„Wir müssen von Marc [Marquez] lernen, denn er macht es immer richtig“, hält Fernandez fest. „Wir haben mit dem Motorradwechsel einen großen Fehler gemacht. Man muss in diesem Moment auch Glück haben, denn es hat ziemlich stark geregnet.“

Text von Gerald Dirnbeck

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