Petrucci - © Barni Racing

© Barni Racing – Als Sechster war Petrucci am Sonntag der beste Fahrer eines Kundenteams

(Motorsport-Total.com) – Danilo Petrucci kehrte nach seinem schweren Motocross-Sturz, bei dem er sich mehrere Verletzungen zugezogen hat, in Misano in die Superbike-WM zurück.

Vor heimischer Kulisse lieferte der Italiener vom Barni-Team mit seiner Ducati ein Feuerwerk ab.

Es gab Fragezeichen bezüglich seiner Fitness, aber „Petrux“ biss die Zähne zusammen. In der Superpole eroberte er den zwölften Startplatz. Im Samstagsrennen fuhr er als Neunter in die Top 10. Dieses Ergebnis wiederholte Petrucci im Superpole-Rennen.

Und im Sonntagsrennen erkämpfte sich der 33-Jährige den sechsten Platz. Nach der Zieldurchfahrt flossen Tränen, denn Petrucci war von Schmerzen, aber auch von den Emotionen überwältigt. Die italienischen Fans feierten seine heroische Leistung.

„Danilo hat etwas Außergewöhnliches vollbracht“, lobt Teamchef Marco Barnabo, „weil er körperlich in einer schwierig Verfassung war. Vom ersten Tag an bestand die Frage, ob er die nächste Session überhaupt fahren kann. Aber er ist immer über sein Limit gegangen.“

Als Petrucci nach dem Motocross-Unfall im Krankenhaus lag, gab es Zweifel, ob er überhaupt wieder auf höchstem Niveau Rennen fahren wird können. Aufgrund der langen Pausen im Superbike-Kalender verpasste er nur das Assen-Wochenende.

„95 Prozent meines Körpers sind okay, aber ich habe starke Schmerzen in meiner rechten Schulter“, meinte er vor dem Misano-Wochenende. „Das sorgt für Probleme, wenn ich bremse. Wenn ich nicht bremsen muss, habe ich auf der Geraden keine Schmerzen.“

Im Laufe des Wochenendes wurden die Schmerzen in der Schulter größer. Deshalb ließ Petrucci am Freitag die erste Hälfte des Nachmittagstrainings aus. Er hatte zu diesem Zeitpunkt Zweifel, ob er am Samstag nach der Superpole das erste Rennen überhaupt bestreiten würde können.

„Das Rennen habe ich dann gut begonnen, aber in der zweiten Rennhälfte konnte ich meine rechte Hand nicht mehr benutzen“, schildert Petrucci den Samstag. „Ich hatte sehr starke Schmerzen in der Schulter. Mit den Beinen habe ich mich auf dem Motorrad festgehalten.“

„Ich war wirklich steif und überrascht, dass ich das Rennen überhaupt beenden konnte – noch dazu in den Top 10.“ In langen Sonntagsrennen lieferte er sich ein enges Duell mit Kawasaki-Fahrer Axel Bassani und konnte sich durchsetzen.

Dieser sechste Platz fühlte sich wie ein Sieg an. „Als ich am Morgen aufgewacht bin, wusste ich nicht, wie ich zwei Rennen schaffen könnte. Im Superpole-Rennen war mein Start nicht gut. Ich hatte Angst zu stürzen.“

„Viele haben mich überholt, aber sie waren so aggressiv, dass sie gegeneinander gecrasht sind. Plötzlich fand ich mich auf Platz neun wieder. Als ich für Rennen zwei die Boxengasse verlassen und das erste Mal gebremst habe, spürte ich starke Schmerzen.“

In der Startaufstellung sagte Petrucci deshalb zu seinem Team, dass er womöglich nach wenigen Runden aufgeben muss. „Es fühlte sich wie ein Messer in der Schulter an“, schildert der Italiener. „Mein Start war sehr gut, die ersten Kurven waren okay.“

„Ich konnte die Pace halten, obwohl es sehr schmerzhaft war. Bassani war nicht weit vor mir, also bin ich mit ihm gefahren, um die Fahrer dahinter abzuschütteln. Dann bekam er Probleme und ich konnte ihn überholen.“

„Aber die letzten vier Runden waren ein Albtraum. Ich habe versucht, das auszublenden, aber als ich über die Ziellinie fuhr, fühlte es sich an als hätte mir jemand ein Messer in meine rechte Schulter gerammt. Ich hatte starke Schmerzen.“

„Nach meinem Sturz hat der Doktor zu mir gesagt, dass er nicht weiß, ob ich jemals wieder fahren werde können. Jetzt bin ich zwei Monate später Sechster geworden. Es sind Gefühle zwischen Schmerzen und Freude. Darüber kann ich weinen!“

Nun hat Petrucci ein weiteren Monat Zeit, die Entzündung in der Schulter auszuheilen. Denn die Superbike-WM gastiert erst Mitte Juli im Donington Park (Großbritannien).

Text von Gerald Dirnbeck

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