(Motorsport-Total.com) – Mit seinem Sieg beim Grand Prix von Spanien in Jerez hat Jack Miller seine persönliche MotoGP-Saison 2021 auf Kurs gebracht.
Nachdem er die ersten drei Saisonrennen mit zwei neunten Plätzen und einem Sturz abgeschlossen hatte, war am Sonntag sein erster Podestplatz als Ducati-Werkspilot direkt der Sieg.
Und: Auf einer Ducati in Jerez zu gewinnen, das hat nicht mal Casey Stoner geschafft. Der bislang letzte Ducati-Sieg in Jerez gelang Loris Capirossi beim MotoGP-Saisonauftakt 2006.
Entgegen kam Miller, dass der lange führende Yamaha-Werkspilot Fabio Quartararo mit körperlichen Problemen zurückfiel. Am Ende musste sich Miller gegen seinen Ducati-Teamkollegen Francesco „Pecco“ Bagnaia behaupten. Das gelang ihm auch deshalb, weil Bagnaia auf der Verfolgung des Spitzenreiters kurz vor Schluss eine Schrecksekunde hatte.
„Auf der Boxentafel sah ich, wie er seinen Rückstand von 1,8 auf 1,2 Sekunden reduziert hatte und“, so Miller, „ich dachte mir schon, ‚Ach komm, nicht in der letzten Runde noch‘. Wie dicht er in der letzten Runde hinter mir war, wusste ich gar nicht. Ich habe aber die letzte Kurve angefahren wie in einem Moto3-Rennen mit drei Bikes direkt hinter mir. Dabei war ich allein unterwegs.“ Im Ziel waren die beiden Ducati-Werkspiloten durch 1,9 Sekunden getrennt und dem Sieger fiel mehr als nur ein Stein vom Herzen.
Nachdem Miller direkt im Parc Ferme von einer „Flut an Gefühlen“ gesprochen und auch die eine oder andere Träne verdrückt hatte, erklärt er mit etwas zeitlichem Abstand nach dem Rennen: „Seit Kurve 12 der letzten Runde fahre ich Achterbahn. Und es hört einfach nicht auf. Mal könnte ich weinen wie ein Baby, dann wieder die Faust ballen und jubeln vor Freude. Ich kann es einfach nicht in Worte fassen, was ich heute fühle.“
Erlösung nach langer Durststrecke
Der erste MotoGP-Sieg ist es für Miller nicht, aber der erste auf trockener Piste. Seinen Premierensieg hatte der Australier in der Saison 2016 beim Regenrennen in Assen eingefahren. Damals fuhr er für Marc-VDS-Honda. Anschließend zeigte er in den Jahren 2018 bis 2020 starke Rennen für Pramac-Ducati. Auf seinen zweiten MotoGP-Sieg aber musste „Jackass“ bis zum Sonntag in Jerez warten.
Mit Blick auf seinen harzigen Saisonstart 2021 sagt Miller: „Sobald es mal nicht so richtig läuft, hagelt es Kritik. So ist das nun mal. Ich habe einfach versucht, mich auf das zu konzentrieren, was ich kontrollieren kann, nämlich auf mich selbst, mein Training und meine Herangehensweise an die Rennen.“
Und während er „all denen, die mich unterstützt und an mich geglaubt haben, gar nicht genug danken kann“, denkt Miller auch an Doktor Mir in Barcelona, der ihn nach dem zweiten Katar-Rennen aufgrund eines Armpump-Problems operiert hat: „In Jerez war es für mich mit Armpump immer am schlimmsten. Diesmal fühlte sich der Arm großartig an. Ich konnte die 25 Runden ohne Einschränkungen abspulen.“
Warum es auf dem Podium keinen „Shoey“ gab
Angesprochen auf seine Tränen im Parc Ferme direkt im Anschluss an seinem erlösenden Sieg entschuldigt sich Miller beinahe: „Tut mir leid, dass ich alle zum Heulen gebracht habe und selber wie ein riesiger Softie dastand. Ich konnte es einfach nicht zurückhalten, erst Recht nicht, als mir in der Boxengasse alle applaudiert haben.“
Übrigens: Den für Australier in Mode gekommenen „Shoey“ hat Miller auf dem Podium nicht gemacht. Warum? „Wenn wir uns an das erinnern, was Fabio gesagt hat, dann hat Ricciardo den Shoey erfunden“, sagt Miller mit Verweis darauf, dass Fabio Quartararo kürzlich die Feierzeremonie von Formel-1-Pilot Daniel Ricciardo als seine persönlich liebste bezeichnete. „Deshalb lasse ich ihm [Ricciardo] das. Ich werde irgendwann etwas Neues erfinden“, grinst Miller.
Und mit Blick auf den am Montag für alle MotoGP-Teams in Jerez stattfindenden Testtag merkt der Rennsieger vom Sonntag mit einem noch breiteren Grinsen noch an: „Heute Abend werde ich ungefähr 30 Bier trinken, um dann morgen früh mit einem Brummschädel aufzuwachen und den Test nicht fahren zu müssen.“
Ergebnisse MotoGP Race Jerez 2021 – SpanishGP
Text von Gerald Dirnbeck, Co-Autor: Lewis Duncan
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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