Warum hat sich BMW zu diesem Schritt entschlossen? „Im Moment gibt es aus BMW-Sicht zwei Teams und vier Motorräder in der Superbike-WM. Es war nie die Strategie von BMW, zwei Teams, vier Fahrer und Motorräder zu haben. Das kam zustande, weil es an Alternativen mangelte“, erklärt Andrea Buzzoni, der Manager von BMW Italia. „Durch die Popularität der Superbike-WM in Italien hat man da aus Sicht des Sponsorings mehr Möglichkeiten als in anderen Ländern.“
„Dadurch kam es dazu, dass es vier Fahrer in zwei Teams gibt, ohne die Muttermarke finanziell zusätzlich zu belasten. Die neue Strategie für die zukünftige Aufstellung basiert auf einem neuen Layout: BMW hat sich innerhalb der Firma neu strukturiert. Damit soll eine starke und stabile Präsenz in der Superbike-WM ermöglicht werden.“ Die Kräfte werden gebündelt und es soll ein neues starkes Team entstehen. Die Erfolge von Marco Melandri unterstreichen, dass die S1000RR absolut konkurrenzfähig geworden ist.
Deshalb will man „auf den bestehenden Werten des Werksteams aufbauen, die unter Bernhard Gobmeier entstanden sind. Das ist eine unserer Prioritäten“, streicht Buzzoni hervor. „Wir möchten diese Basis nutzen und darauf aufbauen. Die Wettbewerbsfähigkeit des Motorrades ist bereits sehr hoch. Wir möchten das weiter steigern und stabilisieren. Die Forschung und Entwicklung wird weiterhin in München stattfinden, wechselt aber von alpha-Technik ins BMW-Hauptquartier.“
Das aktuelle Werksteam hat in dieser Saison den Sprung an die Spitze geschafft. Besteht die Gefahr, dass man den positiven Trend durch eine Umorganisation zerstört? „Es gibt bei der Forschung und Entwicklung keine großen Veränderungen. Die Motoren und die Elektronik, die beiden wichtigsten Elemente, werden weiterhin in München entwickelt werden“, meint Buzzoni diesbezüglich und sieht keinen Bruch. „Marco Melandri und seine Crew werden ein wichtiger Teil sein. Seine Crew wird im neuen Teamlayout integriert werden.“
Buzzoni ist der neue starke Mann im neuen BMW-Team und trägt die Verantwortung für den Superbike-Einsatz. „Andrea wird die Leitung bei BMW Italia haben und direkt in München berichten, wie ich es auch gemacht habe“, sagt Gobmeier, der Direktor von BMW Motorrad Motorsport ist. „Wer die Entscheidungen treffen wird, hängt in erster Linie von der jeweiligen Entscheidung ab, die gefordert wird. Einige werden von Andrea getroffen werden, einige von der Zentrale in München.“
Es gibt weiterhin ein Werksteam
Durch die enge Verbindung zu München wird auch das neue Team praktisch ein Werksteam sein. „Wir haben klargestellt, dass wir 2013 weiterhin ein Werksteam sind. Ob man ein Werksteam oder kein Werksteam ist, hängt meiner Meinung nach von ein paar Eckpfeilern ab“, findet Buzzoni. „Zuerst einmal sollte man die Kontrolle über die Finanzen haben. Zweitens hat man die Kontrollen über die Ausgaben. Drittens steuert man die Geschicke des Rennteams und des gesamten Projekts.“
„Und viertens findet innerhalb des Unternehmens die Forschung und Entwicklung statt. All diese Dinge sind sowohl in diesem als auch im kommenden Jahr gegeben. Wir sind ein reines Werksteam.“ Finanziell gesehen hat man einen Hauptsponsor an der Hand: „Wir werden unsere bestehenden Sponsorenverträge erfüllen. GoldBet wird der Titelsponsor bleiben. Das finale Farbschema ist noch nicht fix. Es wird aber sicher ein Kompromiss aus beiden Welten, den Farben des Sponsors und den Farben von BMW“, so Buzzoni.
Derzeit werden Überlegungen angestellt, wie man sich personell am besten aufstellt, denn aus vier Motorrädern werden künftig zwei. „Wir müssen eine gute Mischung finden. Man muss im Hinterkopf behalten, dass wir auch ein Testteam aufbauen wollen. Das wird zusätzliche Bedürfnisse haben. Die meisten Leute werden also auch in der Zukunft an Bord bleiben.“
Da das Personal in etwa gleich bleiben wird, ändert sich auch an den Gesamtkosten des Superbike-Engagements nicht viel. „Die Größe und das Ausmaß des Projektes haben sich nicht verändert. Die Gesamtausgaben werden sich also nicht unterscheiden. Wir müssen durch den vorhandenen Sponsor wahrscheinlich weniger Geld investieren.“ Eine weitere Einnahmequelle könnte ein Leasingmodell sein, denn denn es werden nur noch zwei statt vier BMW in der Startaufstellung stehen – wenn man Grillini außer Acht lässt.
Leasingmodell noch ungeklärt
Diesbezüglich ist aber noch alles offen, wie Buzzoni bestätigt: „Das ist ein noch ungeklärtes Thema. Wir werden das sicher im September entscheiden. Im Moment ist es vollkommen offen. Es stellt eine Möglichkeit dar. Wenn wir diesen Weg verfolgen, werden wir sowohl den Kauf als auch das Leasing in Betracht ziehen – je nachdem, wer mit BMW fahren möchte.“
Ob es überhaupt Kundenmotorräder geben wird, bezweifelt Gobmeier aus einem einfachen Grund: „Das Level in der Superbike-WM ist durch die hoch entwickelte Maschinerie und die komplexe Elektronik momentan sehr hoch. Man sieht in anderen Serien welche Probleme Leute haben, die ausschließlich den Motor benutzen“, spricht er die Suter-BMW in der MotoGP an. „Ohne Werksunterstützung ist es vermutlich nicht so leicht, das Niveau des Werksteams zu erreichen.“
Die MotoGP ist derzeit kein Thema bei BMW. „Wir haben ein Fünfjahres-Programm aufgestellt. Als wir in die Meisterschaft kamen, war allen klar, dass wir Zeit benötigen und von Null beginnen. Deswegen haben wir einen langfristigen Plan gemacht. BMW bekennt sich zur Superbike-WM“, stellt Gobmeier klar. „Das ist ein Fakt. Es gibt keine anderen Entscheidungen. Momentan kann man nicht mehr sagen.“
Dennoch genießt die Superbike-WM nicht die Reichweite wie die MotoGP. Gobmeier hofft aber auf Besserung. „Die Berichterstattung wird im kommenden Jahr besser, wie wir von Infront gehört haben. In Spanien und Deutschland wird die Serie besser übertragen. Das ist aber nicht der Hauptgrund für unsere Entscheidung. Wir verfolgen eine Langzeitstrategie. BMW möchte die Bemühungen bündeln. Wir hoffen, dass wir das Know-how bestmöglich vom alten ins neue Werksteam transformieren können. Wir hoffen, dass wir so viel Kontinuität haben werden, wie möglich.“
Text von Gerald Dirnbeck
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Artikel veröffentlicht von: Klaus Nägler
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