(Motorsport-Total.com) – Mit 15 Weltmeistertiteln und 122 Grand-Prix-Siegen ist Giacomo Agostini der erfolgreichste Motorradrennfahrer aller Zeiten.
Valentino Rossi hat neun Weltmeistertitel und insgesamt 115 Rennen gewonnen. Marc Marquez steht bei acht Weltmeistertiteln und hat 90 Siege.
Das sind die Zahlen aller Klassen addiert. In der Königsklasse führt Rossi die Siegerliste mit 89 Triumphen an. Agostini gewann 68 Mal und Marquez steht bereits bei 64 Siegen. In dieser Statistik könnte der Spanier bald die Nummer zwei sein.
„Kompliment! Marc will beweisen, dass er der Stärkste von allen ist“, zollt Agostini im Interview mit der La Repubblica seinen Respekt über die jüngsten Marquez-Erfolge. „In diesem Jahr will er seinen neunten WM-Titel gewinnen und damit Rossi einholen.“
„Wenn ihm das gelingt, wird das nächste Ziel der zehnte Titel sein – an etwas anderes wird er nicht denken“, ist Agostini überzeugt und kennt dieses Gefühl aus seiner eigenen Karriere. „In seiner Lage würden wir alle dasselbe tun. Gewinnen ist etwas Wunderschönes.“
Setzt Marquez seine Erfolgsserie fort, sind die Weltmeistertitel in diesem und im nächsten Jahr möglich. Dann wäre er Ende 2026 zehnmaliger Weltmeister und hätte vermutlich mehr als 100 Grands Prix gewonnen. Dann wäre nur noch Agostini in der ewigen Bestenliste vor ihm.
Ist auch dieser Rekord von 15 WM-Titeln eines Tages in Reichweite? „Hoffen wir nicht“, lacht der 82-jährige Italiener. „Ich wünsche ihm gewiss nicht, dass er das schafft. Sollte es im schlimmsten Fall doch so weit kommen, werde ich ganz und gar nicht erfreut sein.“
„Aber ich werde ihm gratulieren“, betont Agostini. „Er hätte es sich verdient. Ich drücke allen Fahrern die Daumen, die mir Freude bereiten. Den Champions. Ihm genauso wie Valentino.“ Agostini beschreibt Marquez aus mentaler Sicht „wie einen Teufel“.
Mentalitätswechsel bei Marc Marquez
Aber die Verletzungen und die schwierigen Jahre haben den Spanier auch geprägt. Er tritt jetzt anders auf und kontrolliert die Rennen bewusster. Diesen Mentalitätswechsel erkennt auch Agostini, vor allem im Vergleich zum jungen Marquez von vor zehn, zwölf Jahren.
„Als er in die MotoGP kam, war Marquez 21 Jahre alt – mit dem jugendlichen Leichtsinn, dem es egal ist, zu stürzen. Das hat über viele Jahre hinweg gut funktioniert, ohne Probleme. Aber Jesus hat immer ein Auge auf dich.“
„Nur: Irgendwann dreht sich Jesus weg – ein einziger Moment genügt. Das lernt man mit der Zeit, mit dem Älterwerden.“ Vergleiche mit anderen Fahrern und auch mit sich selbst will er nicht ziehen. Fakt ist, dass Agostini, Rossi und Marquez die Geschichte des Motorradrennsports geprägt haben.
Rossi war ein Ausnahmekönner und ein geborener Entertainer“, sagt Agostini über seinen Landsmann. „Marquez imitiert ihn manchmal, aber ich glaube, seine Obsession gilt dem Wunsch, alle anderen hinter sich zu lassen.“
„Das sind zwei Fahrer, die Geschichte geschrieben haben – sehr verschieden im Charakter und auf dem Motorrad. Aber jeder Fahrer ist einzigartig, angefangen beim Fahrstil. Für mich zählt am Ende nur die Strecke. Die Ergebnisse. Marc ist ein Ausnahmetalent.“
„Und ich verstehe nicht, warum ihm so viel Hass entgegenschlägt“, findet Agostini. „Die Kritik, die Kontroversen – hat er sich mit Rossi gestritten? Aber das sind persönliche Angelegenheiten, die sollten nichts auf der Rennstrecke zu suchen haben.“
Die meisten Siege in der 500er/MotoGP-Klasse:
01. Valentino Rossi (Italien) – 89 Siege
02. Giacomo Agostini (Italien) – 68
03. Marc Marquez (Spanien) – 64
04. Mick Doohan (Australien) – 54
05. Jorge Lorenzo (Spanien) – 47
06. Casey Stoner (Australien) – 38
07. Mike Hailwood (Großbritannien) – 37
08. Eddie Lawson (USA) – 31
08. Dani Pedrosa (Spanien) – 31
10. Francesco Bagnaia (Italien) – 29
Die meisten Siege in allen Klassen:
01. Giacomo Agostini (Italien) – 122 Siege
02. Valentino Rossi (Italien) – 115
03. Ángel Nieto (Spanien) – 90
03. Marc Marquez (Spanien) – 90
05. Mike Hailwood (Großbritannien) – 76
06. Jorge Lorenzo (Spanien) – 68
07. Mick Doohan (Australien) – 54
07. Dani Pedrosa (Spanien) – 54
09. Phil Read (Großbritannien) – 52
10. Jim Redman (Rhodesien) – 45
10. Casey Stoner (Australien) – 45
(Stand: nach dem Grand Prix von Argentinien 2025)
Text von Gerald Dirnbeck
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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