(Motorsport-Total.com) – Hondas Start in die WSBK-Saison 2024 verlief desaströs. Als einziger Hersteller brachte Honda ein neues Homologationsmodell an den Start.
Die Erwartungen waren groß. Nach vier durchwachsenen Jahren wollte man mit der überarbeiteten Fireblade endlich durchstarten.
Doch der erhoffte Aufschwung blieb aus. Stattdessen ging es einen Schritt zurück. Iker Lecuona und Xavi Vierge schafften es aus eigener Kraft nicht in die Top 10. Zuletzt aber wirkte das HRC-Werksduo wieder deutlich konkurrenzfähiger.
Nur warum waren Xavi Vierge und Iker Lecuona in Magny-Cours plötzlich so stark? „Die Realität ist, dass wir uns bereits bei den zurückliegenden Wochenenden stark verbessern konnten“, kommentiert Vierge nach seinen zwei siebten Plätzen in Frankreich.
Körperliche Probleme verhinderten bei den WSBK-Wochenenden in Großbritannien und Tschechien bessere Ergebnisse. „Leider kämpfte ich in Donington und Most mit starken Armpump-Problemen. Deshalb konnte ich die Fortschritte nicht zeigen. Ich ließ mich operieren und erlebte bereits in Portimao ein solides Wochenende.“
„Nach Portimao legten wir in Estoril einen Testtag ein. Dabei gelang uns ein weiterer kleiner Fortschritt“, berichtet der spanische Honda-Werkspilot, der Magny-Cours eigentlich nicht als gute Strecke für Honda ansieht. Aber in der Superpole setzte sich Vierge auf nasser Strecke stark in Szene und stellte einen Startplatz in der zweiten Reihe sicher. Der Spanier zeigte drei gute Rennen.
Klare Erkenntnis: Honda hat sich bei der Abstimmung verrannt
Honda versteht mittlerweile besser, wie man das Maximum aus dem Motorrad herausholt. Vierge weist darauf hin, dass die 2024er-Version der Honda CBR1000RR-R Fireblade ein komplett neues Modell war, auch wenn man das auf den ersten Blick nicht vermutet.
„Das Motorrad sieht dem aus dem Vorjahr sehr ähnlich. Doch in Realität unterscheiden sie sich sehr stark“, betont der ehemalige Moto2-WM-Pilot und erinnert sich an den holprigen Saisonstart: „Wir hatten nicht genug Zeit, um zu verstehen, welchen Weg wir einschlagen sollten.“
„Zu Saisonbeginn schlugen wir einen Weg ein, von dem wir dachten, dass er der richtige sei. Doch nach einigen Wochenenden realisierten wir, dass es der falsche Weg ist. Wir fanden eine neue Basis bei der Abstimmung des Motorrads. Dann haben wir und Schritt für Schritt verbessert“, begründet Vierge die Fortschritte bei Honda.
Für den Aufschwung waren keine neuen Teile notwendig. Die Fortschritte wurden dank der Änderungen an der Elektronik und der grundlegenden Motorradabstimmung erzielt. Damit wird klar, dass Honda im Winter zu wenig testete und sich dann bei der Abstimmung verrannte.
BMW als Vorbild: Warum betreibt HRC kein WSBK-Testteam?
BMW duellierte sich in den zurückliegenden Jahren mit Honda um P4 bei den Herstellern. Aktuell sind die Münchner die Spitzenreiter, was vor allem auf die Erfolge von Toprak Razgatlioglu zurückzuführen ist. Die gestärkte Basis war der Grundstein für die BMW-Erfolge.
Einer der Schlüssel war das WSBK-Testteam, das mit Ex-Suzuki-MotoGP-Testpilot Sylvain Guintoli und Ex-MotoGP-Stammfahrer Bradley Smith stark besetzt ist. Zuletzt testeten auch Markus Reiterberger und Hannes Soomer neue Entwicklungen.
Xavi Vierge übt Druck aus, dass auch Honda ein WSBK-Testteam in Europa betreibt, um die Entwicklung der Fireblade zu beschleunigen. „Die Hersteller, die Testteams in Europa haben, sammeln sehr viele Kilometer mit ihren verschiedenen Fahrern“, erkennt der Spanier.
„Dadurch können sie sich deutlich schneller verbessern. Es ist einer der Schlüssel, um besser zu performen“, ist Vierge überzeugt. Plant HRC ein Testteam? „Die Idee liegt auf dem Tisch. Wir pushen sehr hart, um das zu realisieren“, verrät der Honda-Werkspilot.
Denn auch wenn die Formkurve von Honda in der Superbike-WM nach oben zeigt, so gibt es nach wie vor noch viel Luft nach oben. Was fehlt noch, um sich mit der Spitze zu messen? „Fehlender Grip ist eines unserer Probleme“, erklärt Vierge. „Wir brauchen den Grip, um das Motorrad zu verzögern, es durch die Kurven zu bringen und zum beschleunigen.“
Laut Vierge können die Defizite bei der Haftung mit frischen Reifen kaschiert werden. Das führt allerdings zu Problemen bei der Reifenhaltbarkeit, wie man auch in Magny-Cours sah. Zu Rennbeginn von Lauf zwei behauptete sich Vierge rundenlang auf der dritten Position, verlor im Laufe des Rennens aber etwas den Anschluss und wurde auf P7 gewertet.
Text von Sebastian Fränzschky
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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