(Motorsport-Total.com) – Joan Mir steht bei Honda vor einem neuen Kapitel seiner Karriere. Dass das kein einfacher Schritt ist, hat die jüngere Vergangenheit gezeigt.
Jorge Lorenzo scheiterte 2019 kläglich. Alex Marquez erhielt schon vor seinem ersten Rennen 2020 die Nachricht, dass er im Jahr darauf ins LCR-Team abgeschoben wird. Und Pol Espargaro hat seine Ziele in den vergangenen beiden Jahren auch klar verfehlt.
Und nun steht Mir in den Startlöchern. Was von dem Suzuki-Weltmeister von 2020 erwartet wird, ist klar. „Ich denke, Mir ist Experte genug“, sagt Teamchef Alberto Puig. Mir wurde 2017 mit einer Honda im Leopard-Team Moto3-Weltmeister.
„Er wird wissen, wie er seine Rolle im Team spielen muss. Im Profisport muss man sehr an sich selbst denken. Man muss sich auf sich selbst konzentrieren und gegen die anderen Fahrer antreten“, meint Ex-Rennfahrer Puig. „Einer dieser Gegner ist Marc.“
„Die Geschichte zeigt uns, dass ein Team wie Honda zwei Fahrer braucht, die Rennen gewinnen können. Aber in den vergangenen Jahren hat das nur Marc geschafft. Dazu kommt der Umstand, dass er die vergangenen beiden Jahre mit eineinhalb Armen gefahren ist.“
„Wir wollen, dass unsere Fahrer gegeneinander antreten und wollen sichergehen, dass beide kämpfen können. Wann auch immer wir einen Fahrer verpflichtet haben, passierte das aus einem Grund. Jorge hatte eine beeindruckende Statistik.“
„Als er aufhörte, dachten wir, dass uns Pol viel Erfahrung bringen würde. Aber manchmal läuft es gut und manchmal schlecht. Jetzt glauben wir, dass Joan die gleiche Mentalität hat wie wir. Er ist zweimaliger Weltmeister. Es ist der richtige Zeitpunkt. Wir sind sehr zuversichtlich.“
Joan Mir: „Mit Druck muss man umgehen können“
Mir steht vor einer schwierigen Aufgabe. Einerseits ist die Honda RC213V nicht mehr so konkurrenzfähig wie vor 2020. Andererseits hat er Marc Marquez als Messlatte, der bisher alle seine Teamkollegen locker im Griff gehabt hat.
„Mit Druck muss ein Athlet umgehen“, hält Mir fest. „In einem Team wie diesem gibt es zusätzlichen Druck. Aber wenn man diese Siegermentalität hat und man Druck auf sich selbst ausübt, dann beeinflusst einen etwas von außen nicht.“
„Die Angst zu versagen gibt es immer, nicht nur in diesem Team. Aber ich habe Vertrauen in meine Fähigkeiten und zu diesem Team. Ich denke, wir werden ein konkurrenzfähiges Motorrad haben. Wenn wir an der Spitze sind, liegt es an uns, das zu managen. Ich bin zuversichtlich.“
„Es ist ein neues Kapitel meiner Karriere und die zweite Phase für mich in der MotoGP. Das ist sehr entscheidend. Wenn es nicht funktioniert, dann werden wir Dinge überdenken müssen. Aber ich befinde mich in einer guten Phase meiner Karriere, um mich dieser Herausforderung zu stellen.“
„Die Erwartungen sind hoch. Man will immer so schnell wie möglich sein. Ich weiß nicht, ob ich ab dem ersten Rennen um Podestplätze kämpfen kann, aber ich werde mein Bestes geben. Ich kann es mir nicht leisten, nicht an der Spitze zu sein. Das ist mein Ziel und das Ziel des Teams.“
Marc Marquez: „Mir ist sehr talentiert“
Mit 25 Jahren steht Mir vor seiner fünften Saison in der Königsklasse. Honda ist die erfolgreichste Marke in der Geschichte der Königsklasse. Das Werksteam zählt in der Historie zu den renommiertesten Adressen im Fahrerlager.
„Joan“, sagt Marquez, „ist ein sehr talentierter Fahrer. Er war auf jedem Motorrad in jeder Klasse schnell. Er wird ein starker Teamkollege sein. Hoffentlich hilft das auch mir weiter. Bei Honda hat man immer schnelle Teamkollegen. In der Box müssen zwei Siegfahrer sein.“
„Es ist in jedem Sport so. Es wird immer einen neuen Teamkollegen geben, der schneller als man selbst ist. Es ist klar, dass es Mir für mich schwierig machen wird. Aber ich hoffe, das wird uns beide an die Spitze pushen.“
Mir sieht die Herausforderung Marquez vor dem Saisonstart gelassen: „Jeder Fahrer ist anders. Das heißt nicht, dass er besser oder schlechter ist. Es ist klar, dass es natürlich kompliziert ist, in so ein Team mit ihm als Teamkollegen zu kommen.“
„Aber es ist eine wichtige Herausforderung für mich. Ich bin in einer guten Phase meiner Karriere. Es war schon immer ein Traum für mich, diese Farben zu tragen.“ Repsol ist seit 1995 Hauptsponsor von Honda. Mir ist Jahrgang 1997.
Entscheidend wird, wie gut Honda die RC213V weiterentwickeln kann, damit die Fahrer wieder in die Erfolgsspur finden. Nach dem Wintertest in Sepang gab es noch Fragezeichen. Honda wird erst beim Portimao-Test Anfang März das technische Paket finalisieren.
„Meine Aussagen stimmen mit Marcs Aussagen überein“, berichtet Mir. „Das ist sehr wichtig. Aus meiner Sicht müssen wir an der Beschleunigung arbeiten. Das ist eine unserer Schwächen. Auch die Elektronik können wir verbessern. Ich werde Zeit brauchen, um alles besser zu verstehen und schneller zu werden.“
Text von Gerald Dirnbeck, Co-Autor: Anton Quintia
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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