Honda RC213V - © Repsol

© Repsol – Honda muss beim RC213V-Projekt ein grundlegendes Manko beseitigen

(Motorsport-Total.com) – Mit einem Blick auf die Ergebnisse der laufenden MotoGP-Saison wird deutlich, dass die Honda RC213V momentan das schlechteste Motorrad im Feld ist.

In der Herstellerwertung liegt Honda auf dem letzten Platz. Marc Marquez, der bestplatzierte Honda-Pilot im Gesamtklassement, wird auf P14 geführt. Aber warum liegt Honda so weit zurück? Was sind die konkreten Probleme der RC213V?

Die beiden Werkspiloten Marc Marquez und Joan Mir sind sich einig: Im Vergleich zu den Motorrädern der Konkurrenz baut die RC213V zu wenig mechanischen Grip auf. Honda hat das Problem bereits adressiert und verschiedene Chassis-Einstellungen getestet. Bisher brachte aber keine Änderung den erhofften Durchbruch.

„Es ist schwierig, die Situation zu verstehen“, bemerkt Marquez. „Wenn ich es wüsste, dann würde ich es beheben. Dann wäre ich bei Honda geblieben. Ich als Fahrer gebe meine Kommentare ab und teile den Ingenieuren mit, wo wir die Zeit verlieren. Ich bin aber kein Ingenieur und kann deshalb nicht konkret sagen, was das Problem ist.“

„Wir probieren verschiedene Dinge, doch die Probleme ändern sich nicht“, verrät der Ex-Weltmeister. „Wir haben auch unterschiedliche Motor-Charakteristiken getestet. Sie arbeiten, sie arbeiten wirklich hart. Doch sie benötigen Zeit, um herauszufinden, was das konkrete Problem ist.“

Beim Beschleunigen ziehen die anderen Bikes der Honda davon
Marquez hat erkannt, dass er beim Beschleunigen nicht mit den Gegnern mithalten kann. „Wir verlieren vor allem am Kurvenausgang“, erklärt er. „Am Kurveneingang hingegen machen wir Zeit gut. Das hängt aber alles zusammen.“

„Die Fahrer denken immer, dass sie die anderen Fahrer auf der Bremse einholen und beim Beschleunigen wieder den Anschluss verlieren. Doch das ist oft eine Konsequenz, denn wenn man schnell in eine Kurve hineinfährt, dann kommt man langsamer aus ihr heraus“, weiß Marquez.

„Wir können aber nicht gut aus den Kurven beschleunigen, weil uns die nötige Traktion fehlt. Das ist der Bereich, an dem gearbeitet wird, um die Situation für die Zukunft zu verbessern“, schildert Marquez und bestätigt damit, dass der Honda der nötige Grip fehlt.

Joan Mir bezweifelt, dass Änderungen am Chassis ausreichen
Auch Teamkollege Joan Mir kritisiert die geringe Haftung der Honda RC213V: „Ich wünsche mir mehr Grip. Das ist unser größtes Problem im Moment. Auf der Bremse probieren wir sehr viel und richten den Fahrstil darauf aus, sanft zu sein. Wenn wir mehr Grip haben, dann verschwinden unsere Probleme nicht sofort, sie werden dann aber deutlich kleiner sein.“

„Das Problem geht nicht nur vom Chassis aus“, ist der Champion der MotoGP-Saison 2020 überzeugt. „Wir haben viele Dinge mit der Geometrie probiert. Doch wir konnten uns nicht verbessern. Das heißt, dass es beim Motor noch Spielraum gibt für Verbesserungen. Es fehlt ein großer Schritt, eine Kombination aus verschiedenen Bereichen.“

Elektronik ist laut Joan Mir nicht für die vielen Stürze verantwortlich
In der Sturzstatistik liegen die beiden Honda-Werkspiloten vorn. Das zeigt, dass es nicht am mangelnden Einsatz des Repsol-Duos liegt. Kritiker behaupten, dass die MotoGP-Honda das unberechenbarste Bike im Feld ist und machen dafür hauptsächlich die Arbeitsweise der Elektronik verantwortlich.

Joan Mir widerspricht: „Wir hatten in diesem Jahr nicht viele Highsider. Das war im vergangenen Jahr noch viel schlimmer. Die Elektronik ist natürlich ein Bereich, an dem wir ständig arbeiten müssen. Ich würde aber nicht behaupten, dass das unser größtes Problem ist.“

„Ich bin überzeugt, dass der fehlende Grip das größte Problem ist. Die Elektronik will diese Probleme nur kaschieren, kann sie aber nicht lösen“, analysiert Mir, der im Gegensatz zu Marquez auch im kommenden Jahr für Honda antreten wird.

Text von Sebastian Fränzschky

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