(Motorsport-Total.com) – Als Teammanager in Hondas MotoGP-Programm ist Alberto Puig seit vielen Jahren eine feste Größe.
Er gilt als der Entdecker von Stars wie Dani Pedrosa und nicht zuletzt Marc Marquez, die beide mehr als ein Jahrzehnt lang für das Honda-Werksteam fuhren.
In den TV-Übertragungen der MotoGP-Wochenenden mag Puig oft knurrig rüberkommen. Honda-Werkspilot Luca Marini aber, der seit Jahresbeginn mit ihm zusammenarbeitet, beschreibt ihn ganz anders. Wie sieht sich Puig selber als Teammanager?
„Jeder versteht diesen Posten auf seine eigene Art und Weise. Für mich persönlich ist ein Teammanager jemand, der einen klaren Überblick über das Team haben muss“, sagt Puig im offiziellen MotoGP-Podcast und erklärt: „Es geht darum, zu versuchen in allen Bereichen des Teams involviert zu sein. Damit meine ich nicht, dass es für diese Person eine spezifische Aufgabe in jedem Bereich geben muss, sondern es geht um die Koordination aller Bereiche“
Bevor Puig seine aktuelle Rolle als Manager des Honda-Werksteams angenommen hat, war er selber aktiver Rennfahrer in der Motorrad-WM. Seine Karriere umfasste den Zeitraum 1987 bis 1997. Als Highlight beinhaltete sie den Sieg im 500er-Rennen beim Grand Prix von Spanien 1995 in Jerez.
Über die Rolle des Teammanagers sagt Puig: „Der Schlüssel liegt meiner Meinung nach darin, nicht zu viel verändern zu wollen. Denn wenn du vergisst, wo du herkommst, dann kann es sein, dass das Chaos noch größer wird.“
„Deshalb versuche ich als jemand, der selber Rennen gefahren ist, immer zu reflektieren, was ich in einer bestimmten Situation nicht als Teammanager tun würde, sondern was ich in dieser Situation als Rennfahrer getan hätte“, so der 57-Jährige.
Voraussetzung für die Rolle eines MotoGP-Teammanagers ist laut Puig „dass diese Person ein klares Verständnis vom Rennsport hat. Der Motorsport ist nun mal kompliziert. Deshalb ist das Verständnis davon für mich der Startpunkt. Anders gesagt: Man muss ein klares Verständnis davon haben, was den Rennsport ausmacht und aus welchem Grund wir das machen, was wir machen“.
Als zwingend notwendig für den Teammanager-Posten erachtet Puig eine aktive Rennfahrerkarriere zwar nicht, kann aber auch nichts Negatives daran erkennen: „Ehrlich gesagt sind es nicht so viele Teammanager, die vorher Rennfahrer waren. Ich kann nur sagen, dass es für mich persönlich ein großer Vorteil, eine große Hilfe ist.“
Aktuelle MotoGP-Teammanager, die genau wie Alberto Puig vorher selber Rennfahrer waren, sind Davide Tardozzi (Ducati), Massimo Meregalli (Yamaha), Gino Borsoi (Pramac), Pablo Nieto (VR46) und Lucio Cecchinello (LCR).
„Wenn du ein Teammanager bist, dann arbeitest du normalerweise für einen Hersteller. Und dieser Hersteller hat Fahrer angestellt. Der Teammanager befindet sich da sozusagen in der Mitte“, beschreibt Puig und erklärt, wie es seit Jahren im Honda-Werksteam läuft: „Ich persönlich versuche immer, nah an den Fahrern zu sein, weil ich früher selber ein Fahrer war.“
„Es gibt da aber eine Grenze“, weiß Puig. „An dieser Grenze gilt es abzuwägen, was das Beste für beide Seiten ist, also für das Team und für den Fahrer. Basierend darauf gibt man einen Kommentar ab oder trifft eine Entscheidung. Die ist manchmal richtig, kann aber manchmal eben auch falsch sein.“
Seinen eigenen Stil um Umgang mit den Honda-Werkspiloten beschreibt Puig so: „Ich bin jemand, der viel mit den Fahrern spricht. Und ich bin jemand, der versucht, in der Kommunikation immer sehr direkt zu sein. Ich glaube einfach, dass das den Fahrern hilft.“
Luca Marini, der im Honda-Werksteam seit Jahresbeginn mit Puig zu tun hat, bezeichnet die Zusammenarbeit als „fantastisch“ und stellt seinerseits im offiziellen MotoGP-Podcast heraus: „Wenn die Kameras laufen, dann sieht man die menschliche Komponente von Alberto nicht. Er ist wirklich eine großartige Person, immer auf der Seite der Fahrer. Es ist fantastisch, jemanden wie ihn als Teammanager zu haben.“
In diesem Zusammenhang gibt Marini, der vor seinem Wechsel zu Honda für die Ducati-Kundenteams VR46 und Avintia fuhr, offen zu: „Auch wenn ich jetzt gerade mal ein Jahr hier bin, könnte ich schon jede Menge großartige Storys über Alberto erzählen. Ich muss sagen, dass ich das so nicht erwartet hatte.“
Text von Mario Fritzsche
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