(Motorsport-Total.com) – In Abwesenheit des verletzten Marc Marquez hat Honda keines der 14 MotoGP-Rennen gewonnen.
Zum ersten Mal seit Honda 1982 in die Königsklasse zurückgekehrt ist, blieb der japanische Motorradgigant in einer Saison sieglos. Hat man sich zu sehr auf Marc Marquez verlassen und zu wenig auf den Nachwuchs gesetzt?
Alex Marquez steuerte immerhin zwei zweite Plätze bei und hätte mit etwas Glück in Le Mans und Aragon 1 auch gewinnen können. Takaaki Nakagami eroberte in Aragon 2 die Pole-Position und hatte theoretisch gute Chancen auf ein Topergebnis.
Auch in Spielberg 2 war der Japaner bis zum Abbruch auf Kurs zu einem Podestplatz. Aber selbst wenn Alex Marquez mit besseren Startplätzen eines dieser beiden Rennen gewonnen und auch Nakagami einen Podestplatz beigesteuert hätte, wäre es für Honda ein enttäuschendes Jahr gewesen.
Angebot nicht nach Wunsch: Mir wählt Suzuki statt Honda
Livio Suppo glaubt die These, dass das Honda-Management es verschlafen hat, im Schatten von Marc Marquez junge Fahrer aufzubauen. Suppo wechselte 2010 von Ducati zu Honda. Zunächst war er Marketing-Direktor, ab 2013 übernahm er die Rolle des Teamchefs.
Bei ‚GPOne.com‘ verrät Suppo interessante Details: „Als ich noch bei Honda war, habe ich mit Mir gesprochen, weil Nakamoto und ich dachten, dass er der Erbe von Dani Pedrosa sein könnte.“ 2017 dominierte Joan Mir die Moto3-Klasse und wurde souverän Weltmeister.
Im November 2017 gab Suppo beim Valencia-Test seinen Abschied von Honda bekannt. Wenig später wurde Alberto Puig als Nachfolger vorgestellt. „Nachdem ich weg war und soweit ich weiß, hat Puig zu Mir gesagt, dass er für Honda unterschreiben kann – aber ohne Garantie für welches Team.“
„Joan wollte aber in ein Werksteam. Deshalb hat er Suzuki gegenüber einem Honda-Satellitenteam bevorzugt. Wenn sie Mir statt Lorenzo genommen hätten, dann hätten sie um den WM-Titel gekämpft und ihre Zukunft gesichert gehabt“, ist Suppo überzeugt.
Plan für die Zukunft? Alex Marquez nur Notlösung
Im Winter 2017/18 interessierte sich auch Suzuki für Mir. Am 11. Juni 2018 gab Suzuki bekannt, dass man 2019/20 auf Mir setzt. Mittlerweile wurde sein Vertrag bis Ende 2022 verlängert. Am 6. Juli 2018 verkündete Honda, dass man Jorge Lorenzo für 2019/20 engagiert hat.
Honda setzte auf einen dreimaligen MotoGP-Weltmeister, doch die Zusammenarbeit war nicht von Erfolg gekrönt. Nach einem Jahr trat Lorenzo zurück. Honda musste kurzfristig Ersatz finden und setzte auf den damals frischgebackenen Moto2-Weltmeister Alex Marquez.
„Was die Zukunft betrifft, so versuchen sie es mit Alex Marquez. Aber das ist nur passiert, weil Jorge zurückgetreten ist“, nennt Suppo die Fakten. Neben Marc Marquez soll ab dem nächsten Jahr Pol Espargaro für das Honda-Werksteam um Siege kämpfen.
Honda hat auch nicht auf Miller und Morbidelli gesetzt
Diese Entscheidung wundert Suppo: „Die Wahl von Espargaro sieht für mich nicht nach Puig aus. Er war jemand, der so wie ich und Nakamoto die Beförderung von Miller von der Moto3 in die MotoGP unterstützt hat.“
Aber das Projekt Miller hat Honda nach drei Jahren aufgegeben. Das war Ende 2017. Seither hat sich der Australier in der Ducati-Familie etabliert und sich bis ins Werksteam nach oben gearbeitet. Es gibt aber noch einen dritten Namen, den Honda fallengelassen hat.
„Dann gab es noch den Fehler mit Morbidelli“, sagt Suppo. „Ich habe ihn damals zu Marc VDS gebracht, aber die Japaner wollten nie an sein Potenzial glauben.“ 2018 fuhr der Italiener eine Kunden-Honda im Satellitenteam. 2019 verabschiedete er sich zu Petronas-Yamaha.
In diesem Jahr gewann Morbidelli drei Rennen und wurde Vizeweltmeister. Laut Suppo hatte Honda also die Möglichkeit gehabt, mit Mir, Miller und Morbidelli drei junge, talentierte Fahrer im Schatten von Marc Marquez aufzubauen.
Text von Gerald Dirnbeck
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