(Motorsport-Total.com) – In der MotoGP-Klasse als Königsklasse der Motorrad-Weltmeisterschaft hat es nun zwei der neuen Sprintrennen gegeben.
Nach der Premiere, die am 25. März in Portimao (Portugal) stattfand, lautete der Tenor im Fahrerfeld, dass das Zwölf-Runden-Rennen am Samstag „verrückt“ war, es zu viele Berührungen und Unfälle gab, man dem Ganzen aber auch Zeit geben solle, um sich fahrerisch darauf einstellen zu können.
Am Samstag des Argentinien-Wochenendes in Termas de Rio Hondo gab es die zweite Auflage eines MotoGP-Sprints. Wieder standen zwölf Runden auf dem Programm. Wieder rückte das komplette Feld mit weicheren Reifen aus als man es bei vergleichbaren Bedingungen über eine Grand-Prix-Distanz tun würde. Und wieder gab es zahlreiche Berührungen im ganzen Feld.
Unfälle wie in Portimao, als etwa Ducati-Werkspilot Enea Bastianini von Luca Marini (VR46-Ducati) abgeräumt wurde, gab es in dieser heftigen Form in Termas aber nicht. Wie ist der Eindruck im MotoGP-Fahrerfeld nach jetzt zwei Sprints?
„Wenn du mit weichen Reifen in ein Rennen gehst, das nur zwölf Runden dauert, dann ist es nur logisch, dass es im Feld enger zugeht und es Berührungen gibt“, sagt der aktuelle MotoGP-Weltmeister Francesco Bagnaia und erinnert: „Im vergangenen Jahr gab es Beschwerden, dass zu wenig überholt wird. Jetzt sieht man, dass es nicht an den Motorrädern lag.“
Qualifying wichtiger denn je?
Aprilia-Pilot Maverick Vinales, der im Argentinien-Sprint von Startplatz fünf losfuhr, zählte im Verlauf der zwölf Runden „mindestens sieben Berührungen mit anderen Motorrädern“ und hält fest: „Wenn du nur einen kleinen Fehler machst, verlierst du direkt zwei Positionen. Wenn du die Tür nur ein bisschen offen lässt, wirst du sofort von jemandem gerammt.“
Was lernt Vinales daraus? „Wir müssen es einfach besser machen, indem wir von weiter vorne starten. Dann können wir dieser Hektik hoffentlich besser entgehen.“ Je weiter hinten im Feld, desto chaotischer. Das ist auch Augusto Fernandez aufgefallen. „Die ersten Runden sind verrückt!“, sagt der MotoGP-Rookie in Diensten von Tech-3-GasGas.
Einer der größten Kritiker des Sprintformats, seit dieses am Wochenende des Grand Prix von Österreich 2022 für die komplette MotoGP-Saison 2023 bekanntgegeben wurde, ist Fabio Quartararo. In Portimao fühlte sich der Ex-Weltmeister in seiner Kritik bestätigt und warnte: „Es wird bald einen schweren Unfall geben. […] Wir sitzen nicht in Autos, mit denen man sich problemlos berühren kann.“
Nach dem Sprint in Termas de Rio Hondo klingt Quartararo ein bisschen entspannter. „Das war jetzt gerade mal die zweite Ausgabe, aber wenigstens war es nicht so ein Desaster wie in Portimao. Schauen wir mal, wie die nächste Ausgabe [in Austin] läuft.“
Überholen schwierig – Berührungen zuhauf
Für Aleix Espargaro, mit mehr als 200 Rennen der erfahrenste Teilnehmer im diesjährigen MotoGP-Feld, ist das Überholen eines der größten Probleme in den kurzen Samstagsrennen: „Es ist schwierig, in diesen Rennen zu überholen, weil jeder den Vorderreifen bis ans Limit ausreizt. Alle bremsen extrem spät, weil man sich keine Gedanken über den Verschleiß machen muss. Deshalb ist das Überholen schwierig. Umso wichtiger ist das Qualifying.“
Wie Aprilia-Teamkollege Vinales, so sieht auch Espargaro in besseren Startpositionen den Schlüssel, um dem Chaos in den Sprintrennen einigermaßen entgehen zu können. Denn dass er seinen Fahrstil für die Samstagsrennen komplett umstellen kann und wird, das glaubt Espargaro nicht.
„Ich könnte ein bisschen aggressiver sein, aber letzten Endes ist es eine Frage der DNS. Ich war in meiner Karriere nie ein überaus aggressiver Fahrer. Ein bisschen mehr ist wahrscheinlich möglich. Aber es ist nicht so, dass ich einfach einen Schalter umlegen und aggressiver fahren könnte“, erklärt Espargaro.
„Das intensivste Abschlusstraining, das man sich vorstellen kann“
Für Jack Miller ist der Sprint, den es in der laufenden MotoGP-Saison an allen 21 Rennwochenenden gibt, „im Grunde ein Training für Sonntag. Der Unterschied ist halt, dass du die Reifen am Sonntag nicht so stark beanspruchen kannst“. Aufgrund der regelmäßigen Berührungen im Feld bezeichnet Miller den Sprint als „das intensivste Abschlusstraining, das man sich vorstellen kann“.
Um im Zeitplan am Samstag Platz für den Sprint zu schaffen, hat man das bis einschließlich 2022 ausgetragene Abschlusstraining (FT4) gestrichen. Im Grunde ist jetzt das einzige Samstagstraining das Abschlusstraining. Aber: In dieser am Morgen stattfindenden Trainingssitzung über 30 Minuten können aufgrund der abweichenden Streckenbedingungen kaum Erkenntnisse für Sprint und Grand Prix (jeweils nachmittags) gesammelt werden.
Alex Rins merkt an: „Es steht jetzt natürlich weniger Zeit zur Verfügung, um Dinge auszuprobieren und zu testen. Das soll aber keine Entschuldigung sein. Es ist schließlich für alle so.“ Und Aleix Espargaro hält abschließend fest: „Ich hoffe, dass allen das neue Rennformat gefällt. Ich finde, für die Show ist es gut. Für das Fernsehen ist die Qualität der Show wirklich fantastisch. Ich mag es [als Fahrer] aber eigentlich nicht.“
Text von Mario Fritzsche, Co-Autor: Federico Faturos
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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