Alvaro Bautista - © Ducati

© Ducati – Alvaro Bautista war auf eine Runde stark und auf eine Renndistanz überragend

(Motorsport-Total.com) – Weltmeister Alvaro Bautista (Ducati) beendete die Vorsaisontests mit einer Bestzeit.

Am Dienstag ließ Bautista seine Gegner auf eine schnelle Runde hinter sich und hinterließ im Renntrimm einen noch stärkeren Eindruck. Kein Fahrer konnte konstant so schnelle Rundenzeiten fahren, ohne die Reifen zu stark zu fordern.

Mit der 2023er-Version der Ducati Panigale V4R dürfte Bautista noch dominanter sein als im Vorjahr, als er ein Wochenende vor dem Saisonfinale den Titel sicherstellte und Ducatis längste Durststrecke in der Superbike-WM beendete.

„Wir waren ab dem ersten Tag schnell und konstant“, blickt Bautista auf die Tests im Winter zurück. „Ich würde sagen, dass diese Vorsaison eine der besten meiner Karriere war. Ich kenne das Motorrad und bin stark. Ich weiß, dass ich jederzeit eine schnelle Runde und das nötige Renntempo abrufen kann.“

Mit einem Alleingang rechnet der Titelverteidiger nicht, doch Toprak Razgatlioglu (Yamaha) und Jonathan Rea (Kawasaki) waren bei den Wintertests nicht ansatzweise so stark wie Bautista. Auf eine Runde konnten sie das Tempo mitgehen, doch bei den Longruns fuhr Bautista meist in einer eigenen Liga.

„Toprak und Jonathan werden die gesamte Saison über stark sein. Aber auch Rinaldi hat ein beeindruckendes Level erreicht bei den Tests. Locatelli ist auch sehr schnell, vor allem hier auf Phillip Island“, erwartet Bautista, der vor dem ersten WSBK-Event 2023 der große Favorit ist.

Bautista laut Teamkollege Rinaldi im Moment „unantastbar“
Ducati-Teamkollege Michael Rinaldi erlebte ebenfalls eine sehr erfolgreiche Vorsaison. In den Wertungen lag der Italiener oft in Schlagdistanz zu Bautista. Doch die Zeitenabstände auf eine Runde sind laut Rinaldi kein klares Abbild der Kräfteverhältnisse.

„Auf eine Runde sind viele Fahrer schnell. Beim Renntempo sieht es nicht so aus. Es gibt nicht viele Fahrer, die über ein komplettes Rennen schnell sind. Jonathan, Toprak und Locatelli haben ein gutes Renntempo, doch alle liegen hinter Alvaro. Im Moment ist Alvaro unantastbar“, ist Rinaldi überzeugt.

„Wenn wir uns am Rennwochenende nicht weiter verbessern, dann wird er davonfahren“, erwartet Rinaldi, der zu den potenziellen Top-3-Anwärtern zählt. „Ich absolvierte eine Rennsimulation, die ziemlich gut lief. Wir haben jetzt Informationen für das Rennwochenende. Ich habe noch etwas Luft nach oben, bin aber happy.“

„Alvaro ist hier sehr schnell. Im Vergleich zu ihm gibt es noch eine Lücke, die ich schließen muss. Doch im Vergleich zum Rest sieht es gut aus“, gibt sich Rinaldi zuversichtlich.

Locatelli schneller als Razgatlioglu: Verkehrte Welt bei Yamaha?
Ex-Weltmeister Toprak Razgatlioglu erlebte am Dienstag keinen besonders versöhnlichen Ausklang der Vorsaison. Der Türke war als Sechster nur drittbester Yamaha-Pilot. Sowohl Teamkollege Andrea Locatelli als auch Neuling Dominique Aegerter waren schneller.

Razgatlioglu testete einige Ideen für mehr Grip, doch Yamaha schlug den falschen Weg ein. Für das Rennwochenende wird Razgatlioglus Crew voraussichtlich zur Abstimmung vom Montag zurückkehren.

„Wir testeten viele verschiedene Teile und Abstimmung an diesen beiden Testtagen, um mehr Haftung am Hinterrad zu erzeugen und das Motorrad für die Rennen abzustimmen. Ich bin heute nicht besonders zufrieden, weil wir nicht die optimale Antwort gefunden haben“, gesteht Razgatlioglu.

„Wir gehen vermutlich wieder zurück zur Abstimmung vom Vortag“, grübelt der Türke, der davon ausgeht, dass am Wochenende viele Fahrer in der Spitzengruppe mitmischen können. Entschieden werden die Rennen dann in den finalen Runden. Doch kann Razgatlioglu seine Reifen schonen, um dann noch Angriffe starten zu können?

Teamkollege Andrea Locatelli war beim Test zumindest auf eine Runde der schnellste Yamaha-Pilot. „Ich bin mit diesem Test sehr zufrieden. Wir waren vom ersten Tag an schnell und konnten unseren Speed in jeder Session zeigen. Das Gefühl für das Motorrad war in allen Sessions richtig gut“, freut sich der Italiener.

„Wir sind sehr gut vorbereitet und haben ein sehr gutes Paket. Jetzt müssen wir nur noch daran glauben. Ich konnte ein besseres Vertrauen für das Motorrad aufbauen. Ich denke, wir sind bereit für den Kampf!“, so Locatelli.

Kawasaki: Jonathan Rea stürzt bei seiner Rennsimulation
Im vergangenen Jahr konnte Jonathan Rea in Australien seine bisher längste sieglose Phase als Kawasaki-Pilot beenden. Auch am bevorstehenden Wochenende zählt der Brite zu den potenziellen Sieganwärtern, doch der Favorit ist Rea nicht.

Sowohl am Montag als auch am Dienstag stürzte der Rekord-Champion in Kurve 4 und deutete damit an, dass er am absoluten Limit fährt. Die kleinen Detailänderungen, die Kawasaki für die WSBK-Saison 2023 entwickelt hat, überzeugen das Team noch nicht restlos.

„Wir machten am Nachmittag Vergleiche mit der 2022er-Maschine und der 2023er-Version. Es gibt Vorteile und Nachteile, doch wir machen mit dem 2023er-Bike weiter“, erklärt Rea, der den Test auf der vierten Position beendete und 0,444 Sekunden Rückstand hatte.

„Leider stürzte ich in der 14. Runde meiner Rennsimulation in Kurve 4. Der Wind war sehr stark und wehte vom Meer. Ich fuhr am Limit“, berichtet Rea. „Ich hatte während dieses Longruns ein gutes Gefühl und fuhr konstant 1:31er-Zeiten. Das ist das Tempo, das man fahren muss, wenn man auf das Podium möchte.“

Teamkollege Alex Lowes kämpfte in der Vergangenheit oft um das Podium und um die Siege. Bei seinem Kawasaki-Debüt vor drei Jahren gewann der Brite sein bisher einziges Rennen mit der ZX-10RR. Doch beim Test hatte Lowes große Probleme. Als 15. lag er 1,277 Sekunden zurück.

„Wir haben ein bisschen zu kämpfen. Es sieht so aus, als ob die Neuerungen aus dem Winter hier nicht so gut funktionieren. In der finalen Session machten wir Fortschritte, doch wir haben noch Arbeit vor uns“, bemerkt Lowes.

„Ich verzichtete auf eine Zeitenjagd. Doch in der Wertung liege ich dennoch viel zu weit zurück“, ärgert sich Lowes. „Ich habe nicht tiefgestapelt. Doch 2020 war ich beim Test auch nur auf P15 und konnte dann ein Rennen gewinnen. Das könnte also ein gutes Zeichen sein.“

Text von Sebastian Fränzschky

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