Für die Mehrheitsanteile an MV Agusta werden Käufer gesucht

Neben den Marken KTM, Husqvarna und GasGas gibt es im Portfolio der Pierer Mobility AG auch MV Agusta.

Im November 2022 beteiligte sich die Pierer-Gruppe mit 25,1 Prozent am italienischen Motorradhersteller. Im März 2024 wurde die Beteiligung auf 50,1 Prozent erhöht.

Die Österreicher hielten somit die Mehrheit am italienischen Unternehmen. Hubert Trunkenpolz übernahm die Geschäftsführung und den Vorsitz des Verwaltungsrats von MV Agusta. In einem ersten Schritt übernahm das KTM-Händlernetz den Vertrieb von MV Agusta in Nordamerika.

Im Zuge des Insolvenzverfahrens der KTM AG werden die Anteile an MV Agusta nun wieder veräußert. Das Management hat Gewerkschaftsvertreter bereits informiert. Bis spätestens März 2025 soll die Produktion wieder komplett an den Stammsitz in Varese zurückverlagert werden.

Nun zeigt sich in der Ediktsdatei der Justiz in Österreich, dass der Insolvenzvertreter die 50,1 Prozent der Geschäftsanteile an MV Agusta zur Veräußerung ausschreibt. Die Bekanntmachung vom Landesgericht Ried im Innkreis erfolgte am 17. Dezember, Aktenzeichen 17 S 56/24b.

Außerdem schreibt der Insolvenzverwalter auch 100 Prozent der Anteile an MV Agusta Services zur Veräußerung aus. Gerüchten zufolge könnte sich Alteigentümer Timur Sardarov für den Rückkauf der Anteile interessieren, um wieder die Kontrolle über MV Agusta zu erlangen.

Auch bei MV Agusta ist es zu einer Überproduktion gekommen. Rund 2.000 bisher unverkaufte Motorräder sollen in den Lagern in Österreich stehen. Die Produktion soll auf die angepasste Nachfrage zurückgefahren werden.

Das betrifft auch die Arbeitnehmer in Italien. Gewerkschaft und Management haben sich bereits auf einen Solidaritätspakt geeinigt. Dieser umfasst auch einen Gehaltsverzicht von 20 Prozent. Wie es in Varese weitergehen wird, ist derzeit völlig offen.

Kapitalsuche: Pierer Mobility beauftragt Citigroup
Zurück nach Österreich. Am 17. Dezember hat die Pierer Mobility AG in einer Ad-hoc Mitteilung bekannt gegeben, dass die Citigroup Global Markets Europe AG mit der Neuordnung der Eigentümerstruktur beauftragt worden ist.

Es heißt: „Die Pierer Mobility AG führt derzeit Gespräche mit möglichen strategischen Investoren und Finanzinvestoren. Einerseits handelt es sich dabei um bestehende Partner, andererseits werden auch Gespräche mit neuen strategischen Investoren und Finanzinvestoren geführt.“

„Um diesen Prozess strukturiert, transparent und im Sinne aller Stakeholder effizient durchzuführen, wurde die Citigroup Global Markets Europe AG heute mit der Begleitung dieses Investmentprozesses beauftragt.“

„Ziel des Investmentprozesses ist es, dass Investoren eine notwendige Barkapitalerhöhung beziehungsweise Finanzinstrumente der Pierer Mobility AG zeichnen. Diese Barmittel sollen zur Stärkung der Pierer-Mobility-Gruppe, insbesondere der KTM AG, verwendet werden.“

Untersuchung der Finanzmarktaufsicht
Allerdings droht auch von anderer Seite Ungemach. Einem Bericht der Oberösterreichischen Nachrichten zufolge, der auch von der Austria Presse Agentur bestätigt worden ist, hat in Österreich die Finanzmarktaufsicht (FMA) eine Untersuchung eingeleitet.

Es wird geprüft, ob der börsennotierte Mutterkonzern Pierer Mobility die Publizitätsvorschriften eingehalten hat. Es geht um den Zeitraum von Mai bis November, in dem die Prognosen der Geschäftszahlen angepasst und eine Veränderung im Vorstand bekannt gegeben worden sind.

Börsennotierte Unternehmen müssen Insiderinformationen sofort veröffentlichen, damit sie allen Marktteilnehmern gleichzeitig zur Verfügung stehen. Es können Strafen verhängt werden. Die FMA hat die Pierer Mobility um Stellungnahme ersucht.

Weitere Kündigungen in Oberösterreich
Am Donnerstag gab es außerdem eine Besprechung zwischen den Betriebskörperschaften von KTM, den Gewerkschaften (PRO-GE, GPA) und der Arbeiterkammer Oberösterreich. Bestätigt sind die Zahlen noch nicht, aber es sollen weitere Kündigungen erfolgen.

Laut einem Bericht des ORF sollen bis zu 50 weitere Personen bis Jahresende ihre Jobs verlieren. Damit wären es seit Bekanntwerden des Insolvenzverfahrens rund 800 Kündigungen bis Jahresende.

Die Arbeiterkammer Oberösterreich spricht von einem weiteren „Vertrauensverlust“, nachdem schon die Dezemberlöhne nicht wie versprochen vor Weihnachten ausbezahlt wurden. Auf Ankündigungen werde man nicht mehr Vertrauen.

„Aufgrund der sich immer wieder ändernden wirtschaftlichen Situation und der unsicheren Rahmenbedingungen vereinbarten AK, Gewerkschaften und Betriebsrat, ab sofort nicht mehr auf Ankündigungen zu vertrauen, sondern nur mehr auf Basis von Tatsachen zu agieren“, heißt es von der AK OÖ.

Am Freitag findet am Landesgericht Ried im Innkreis die erste Gläubigerversammlung statt. Dann wird Insolvenzverwalter Peter Vogel einen ersten Bericht vorlegen. Das Gericht entscheidet, ob die KTM AG und zwei Tochterfirmen, die auch zur Insolvenz in Eigenverantwortung angemeldet worden sind, weitergeführt werden können.

Text von Gerald Dirnbeck

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