In Brünn ist die Siegesserie von Marc Marquez gerissen. Zehnmal hatte der Spanier in den ersten zehn Rennen ganz oben auf dem Podium gestanden, in Tschechien reichte es dann lediglich zu Rang vier.
Der amtierende MotoGP-Champion ist darüber allerdings nicht traurig, sondern verrät im Interview, dass er sogar erleichtert ist, dass die Fragen, ob er möglicherweise alle 18 Saisonrennen gewinnen könnte, nun endlich ein Ende haben. Sein Lachen hat der Honda-Pilot auch bereits wiedergefunden.
Frage: „Marc, wie war das Rennen aus deiner Sicht?“
Marquez: „Es war heute ein schwieriger Tag. Es war einer der Sonntage, an denen man sich nicht perfekt fühlt. Wir hatten auch nicht die beste Abstimmung gefunden. Ich bin den gleichen Rhythmus wie im vierten Freien Training gefahren. Am Ende wurde ich etwas langsamer, weil ich keine Chance mehr auf das Podest gesehen habe. Ich versuchte ihnen zu folgen, aber es war nicht möglich. Gestern habe ich zwar die Pole-Position erobert, aber ich wusste, dass ich mit gebrauchten Reifen Mühe habe. Es war wichtig zu verstehen, dass es heute nicht möglich war. Es war sehr intelligent, diese Punkte für die WM zu sammeln.“
Frage: „Bist du überrascht, dass du heute nicht auf dem Podium standest?“
Marquez: „Es ist jetzt zum ersten Mal passiert, dass ich ein MotoGP-Rennen beende und nicht auf dem Podium stehe. Ich bin zehn Sekunden dahinter ins Ziel gekommen. Wenn ich gepusht hätte, wäre ich sieben Sekunden hinter dem Sieger ins Ziel gekommen. Das ist zu viel und das habe ich nicht erwartet. Aber so war es eben. Die Punkte für den vierten Platz sind gleich, wenn du drei Sekunden oder 20 Sekunden hinter dem Sieger ins Ziel kommst.“
Frage: „Letztes Jahr hast du hier gewonnen. Was war dieses Jahr anders?“
Marquez: „Das Motorrad und das Chassis haben sich geändert. Dani verwendet das Chassis des vergangen Jahren. Vielleicht wäre das eine Option gewesen, aber ich bevorzuge dieses Chassis. Wir haben damit zehn Rennen gewonnen und es ist schon in Ordnung. Wir dürfen nicht vergessen, dass dieses Motorrad bis jetzt perfekt war.“
„Ich spürte den Druck“
Frage: „Wie erleichtert bist du, dass deine Siegesserie zu Ende gegangen ist? Fällt jetzt Druck von dir ab?“
Marquez: „Jetzt fühle ich mich besser als zuvor, denn ich spürte den Druck. Jeder sprach über den elften Sieg und ob ich alle Rennen gewinnen kann. Ich sage immer, dass mein Ziel der WM-Titel ist. Bis jetzt habe ich mir einen Vorsprung aufgebaut. Wenn es weitere Sonntage wie heute gibt, müssen wir es verstehen und den Vorsprung zu unserem Vorteil nutzen.“
Frage: „Da du diesen Druck nicht mehr hast, werden Siege von jetzt an einfacher?“
Marquez: „Der Druck war natürlich vorhanden, aber er hat mich nicht stark beeinflusst. Ich hoffe, dass alles gut weiterläuft. Silverstone gefällt mir etwas besser als Brünn, obwohl das Wetter dort immer eine Rolle spielen kann. Morgen haben wir einen Test, wo wir unsere Probleme lösen müssen. In Silverstone werden wir dann sehen, wie die Situation ist.“
Frage: „Macht es einen Unterschied, dass du von deinem Teamkollegen geschlagen wurdest, beziehungsweise wären dir Lorenzo oder Rossi lieber gewesen?“
Marquez: „Heute haben mich ja alle drei geschlagen, nicht nur Dani (lacht; Anm. d. Red.). Mir ist es egal, wer Erster wird. Das Entscheidende ist für mich, dass wir in der Meisterschaft etwas von unserem Vorsprung verloren haben. Aber wir haben noch immer 77 Punkte Vorsprung, das ist nicht so schlecht. Wir werden versuchen, das über die Runden zu bringen.“
Durchdrehender Hinterreifen und wenig Grip
Frage: „Wo hattest du heute die größten Probleme?“
Marquez: „Bei der Beschleunigung habe ich am meisten verloren. Der Hinterreifen hat stark durchgedreht. Dadurch verlor ich zu viel und versuchte, auf der Bremse aufzuholen. Für zwei, drei Runden war es okay, aber nicht über die Renndistanz. Ich wäre beinahe mehrmals gestürzt. Deshalb sagte ich mir, dass ich relaxen muss. Ich wollte Valentino folgen, aber das war nicht möglich. Dann war der Zeitpunkt gekommen, als ich an die WM denken musste.“
Frage: „Wie war das enge Duell mit Iannone?“
Marquez: „Ich hatte ein tolles Duell mit Iannone. Ich habe dort vielleicht eine halbe bis eine Sekunde verloren. Das war aber nicht ausschlaggebend, denn später habe ich Lorenzo etwas eingeholt. Als dann der Reifen abbaute, wurde es sehr schwer für mich. In den ersten acht Runden konnte ich mit frischen Reifen pushen, aber dadurch bauten die Reifen ab. Ich wusste, dass ich am Ende Mühe bekommen würde, denn der Reifen baute noch stärker ab.“
Frage: „Konntest du nicht mit Hilfe der Traktionskontrolle die Schwierigkeiten mit dem nachlassenden Grip in den Griff bekommen?“
Marquez: „Ich habe alle Mappings probiert, aber es war unmöglich. Am Anfang war es schwierig, die anderen Fahrer zu überholen. Normalerweise ist das für mich in der Beschleunigung einfach. In der Bremszone hat sich das Motorrad dann sehr stark bewegt. Ich bremste auch zu spät und überhitzte den Vorderreifen. Mit jeder Runde wurde es schlechter, weshalb ich am Ende große Mühe hatte.“
Frage: „Hätte es einen Unterschied gemacht, wenn du das Rennen in der ersten Kurve angeführt hättest?“
Marquez: „Nein. Heute war der vierte Platz meine Position. Mein Start war nicht so gut, aber mit einem guten Start wäre mein Endergebnis gleich geblieben. Vielleicht wäre ich mit einem guten Start näher an Valentino gewesen. Heute waren wir aber nicht bereit, dieses Rennen zu gewinnen.“
Schon am ganzen Wochenende kein gutes Gefühl
Frage: „Was hattest du nach dem Warmup für ein Gefühl?“
Marquez: „Im Warmup testeten wir ein anderes Setup. Das bedeutet, dass wir mit dem Motorrad nicht zufrieden waren, denn normalerweise probieren wir da nichts aus. Aber dieses Mal haben wir das gemacht, denn wir waren uns nicht sicher und es war sehr kalt. Wir wussten, dass wir in der ersten Rennhälfte konkurrenzfähig sein würden, aber der zweite Teil machte uns Sorgen. Dani und Jorge hatten heute einen hohen Rhythmus, auch im zweiten Teil des Rennens. Deshalb konnte ich ihnen nicht folgen. Ich hatte mehr oder weniger den gleichen Rhythmus wie im vierten Training, aber sie waren schneller.“
Frage: „Zu welchem Zeitpunkt an diesem Wochenende hast du dich beim Setup verschätzt?“
Marquez: „Ich fühlte mich von Anfang an nicht gut. Wir haben damit angefangen, was wir auch beim Test verwendet hatten. Aber von Anfang an haben wir es immer geändert. Ich hatte zwar manchmal das Gefühl, dass ich noch nicht bereit für das Rennen war, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass ich im Rennen so weit weg sein würde. Im Rennen war ich viel zu weit weg, aber manchmal ist das eben so. Solche Sachen passieren und heute ich vielleicht nicht das beste Setup, aber ich fühlte mich auf dem Motorrad auch nicht perfekt. Wir werden versuchen, uns zu verbessern. Es war eine Erfahrung für die Zukunft.“
Frage: „Wäre es keine Möglichkeit gewesen, das Setup von Dani zu verwenden?“
Marquez: „Nein, das Setup nicht. Trotzdem ist es wichtig, die Daten zu vergleichen, damit man sieht, wo man etwas verliert. Aber das weiß ich sowieso schon. Während des Wochenendes habe ich bei jeder Beschleunigung ein Zehntel verloren. Beim Bremsen war ich stärker, aber bei der Beschleunigung habe ich verloren. Es ist schwierig, das Setup während des Wochenendes grundlegend zu verändern. Morgen werden wir das versuchen, allerdings wird unser Hauptfokus dann darauf liegen, das neue Motorrad zu testen. Wenn wir da kein gutes Setup finden, dann haben wir in Silverstone die Chance dazu (lacht).“
Text von Christian Nimmervoll & Ruben Zimmermann
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