© Ducati - Valentino Rossi blickt der zweiten Saisonhälfte optimistisch entgegen

Ducati-Pilot Valentino Rossi kam beim Grand Prix der USA knapp vor Teamkollege Nicky Hayden als Sechster ins Ziel. Trotz der des erneut großen Rückstands auf die Spitze betrachtet der „Doktor“ das Wochenende insgesamt als Fortschritt gegenüber den vergangenen Wochen.

Im Interview spricht Rossi über sein Rennen in Laguna Seca, seine Ziele für die zweite Saisonhälfte und seine Einschätzung der WM-Chancen von Casey Stoner und Jorge Lorenzo.

Frage: „Valentino, wie lief das Rennen in Laguna Seca aus deiner Sicht?“
Valentino Rossi: „Wir haben das gesamte Wochenende über hart gearbeitet. Der Startplatz in der dritten Reihe war nicht so schlecht. Mein Ziel war es, einen guten Start hinzulegen und von Beginn an mit den ersten Sechs zu kämpfen. Dazu fehlte mir allerdings die Geschwindigkeit. Ich konnte vier, fünf Runden lang mithalten, doch dann bin ich zwei oder dreimal fast über das Vorderrad gestürzt.“

„Wir müssen ganz klar unsere Performance verbessern und versuchen, schneller zu werden. Unser Ziel ist es jetzt, näher an die zweite Gruppe heranzukommen, um mit Dovi (Andrea Dovizioso), Marco Simoncelli; Anm. d. Red.) und Spies mithalten zu können. Diese Jungs haben uns heute zehn Sekunden abgenommen. Wir haben also noch einiges aufzuholen. Dabei konzentrieren wir uns auf verschiedene Bereiche: die Elektronik, den Grip am Hinterrad und auch das Problem mit dem mangelnden Grip am Vorderrad, das uns nach wie vor beschäftigt.“

„Wir gehen die Sache nun Schritt für Schritt an. Ich habe jetzt nach zehn Rennen 108 WM-Punkte auf dem Konto. Wenn es uns gelingt, in der zweiten Saisonhälfte einige Verbesserungen zu erzielen, sollten 200 Punkte am Ende der Saison möglich sein.“

Frage: „Du hast erwähnt, dass das erste Ziel zunächst die zweite Gruppe ist. Wie viel fehlt Ducati noch, um ganz an die Spitze vorstoßen zu können?“
Rossi: „Dani (Pedrosa; Anm. d. Red.) und vor allem Lorenzo und Stoner sind derzeit deutlich schneller als wir. Speziell Lorenzo und Stoner sind körperlich in einer besseren Verfassung als ich und daher schneller. Das zweite Problem ist das Motorrad. Uns ist klar, dass wir noch einen weiten und beschwerlichen Weg vor uns haben. Ich glaube nicht, dass wir die ersten beiden noch vor Saisonende einholen können. Wenn es uns gelingt, am Ende der Saison auf einem Level mit der zweiten Gruppe zu fahren, können wir reichlich Champagner trinken (lacht; Anm. d. Red.).“

Frage: „Es scheint derzeit keinen großen Unterschied zwischen der GP11 und der GP11.1 zu geben. Sowohl in Deutschland als auch hier war Nicky im Rennen genauso schnell wie du. Bereitet dir das Sorgen in Bezug auf das Potenzial der GP11.1?“
Rossi: „Natürlich haben wir erwartet, mit der neuen Maschine einen Schritt nach vorn machen zu können. Leider haben wir zunächst eher einen Schritt zurück gemacht. Dennoch geht es voran, denn an diesem Wochenende war ich immer in der Nähe von Nicky. In Assen, Mugello und auf dem Sachsenring hatte ich deutlich mehr Probleme. Jerry (Crewchief Burgess; Anm. d. Red.) hat gute Arbeit geleistet. Außerdem haben wir inzwischen mehr Erfahrung mit diesem Bike. Man muss bedenken, dass Nicky auf dieser Strecke immer sehr schnell ist.“

„Der Bereich, in dem wir ganz klar noch Zeit verlieren, ist die Front. Wir haben am Vorderrad einfach nicht genügend Grip. Was das betrifft, unterscheiden sich die beiden Bikes nicht voneinander. Dieses Problem müssen wir lösen.“

Frage: „Im Verlauf der Saison wurde schon mehrfach darüber gesprochen, ob Ducati nicht das Konzept des Bikes ändern müsse. Glaubst du, dass ein konventionelles Chassis (ein Aluminium-Rahmen; Anm. d. Red.) die Probleme am Vorderrad lösen könnte?“
Rossi: „Das kann ich nicht beurteilen. Ich bin nur der Fahrer.“

Frage: „Hast du schon eine Wiederholung des Überholmanövers von Stoner gegen Lorenzo gesehen?“
Rossi: „Ja, ich fand das Manöver großartig. Es spielte sich bei hoher Geschwindigkeit ab und ging sehr eng zu. Dazu brauchst du eine Menge Mut. Genau so sollte der Motorradsport sein. Auch Stoners Überholmanöver gegen Pedrosa im Corkscrew war gut. Das zeigt, dass all die Bedenken bezüglich des Überholens zu Beginn der Saison unbegründet waren.“

Frage: „Du konntest bis jetzt im Laufe deiner Karriere in jeder Saison mindestens ein Rennen gewinnen. Glaubst du, dass die Serie auch in diesem Jahr weitergeht?“
Rossi: „Ich glaube, in diesem Jahr ist das zum ersten Mal nicht möglich. Ich habe mich mit diesem Problem bereits auseinandergesetzt, da ich seit dem Jahr 1996 immer mindestens ein Rennen gewinnen konnte und das natürlich auch in diesem Jahr gern tun würde. Das wird aber sehr schwierig werden. Ich bin ein sehr realistischer Mensch. Ich mag es nicht, über Träume zu sprechen. Wenn es uns gelingt, mit der zweiten Gruppe mithalten zu können, wäre ich zufrieden, da dies früher oder später auch einen Kampf ums Podium bedeuten würde. Stoner und Lorenzo sind in diesem Jahr einfach zu stark. Gleichzeitig hoffe ich natürlich, dass ich Unrecht behalte (lacht; Anm. d. Red.).“

Frage: „Die Hälfte der Saison ist gefahren und Stoner hat die Hälfte der bisherigen zehn Rennen gewonnen. Was sagst du zur Situation an der Spitze der WM-Tabelle?“
Rossi: „Meiner Meinung nach ist die Weltmeisterschaft nach wie vor offen. Ich glaube, Stoner ist einen Tick schneller, aber Jorge ist auch schnell und vor allem mental sehr stark. Auf einem Stop-and-Go-Kurs wie hier hat Honda gegenüber Yamaha mit Sicherheit einen Vorteil. Auf schnelleren, flüssigeren Strecken kann die Yamaha hingegen gut mit der Honda mithalten. 20 Punkte Vorsprung für Stoner sind nicht viel. Ich glaube, wir werden in der zweiten Saisonhälfte noch einen tollen Kampf zwischen den beiden erleben.“

Frage: „Welcher der beiden Fahrer ist deiner Meinung nach mental der Stärkere, Stoner oder Lorenzo?“
Rossi: „Das ist schwer zu sagen. Ich würde sagen, dass Stoner der Schnellere der beiden ist, während Lorenzo der Stärkere ist. Es kommt allerdings immer darauf an, welche von beiden Eigenschaften gerade wichtiger ist. Unterm Strich sind beide wichtig.“

Text von Maximilian Kroiss

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