Jorge Lorenzo  © FGlaenzel

© FGlaenzel – Yamaha-Star Jorge Lorenzo bereitet seinen Markenkollegen für Kopfschmerzen

Nach einem überraschend starken Saisonauftakt in Katar haderten die Yamaha-Piloten bei den vergangenen drei Rennen in Austin, Jerez und Le Mans. Marc Marquez und Dani Pedrosa holten zuletzt drei Honda-Siege in Folge, während Jorge Lorenzo, Valentino Rossi und Cal Crutchlow zurückstecken mussten.

Lorenzo holte in Austin und Jerez immerhin Podestplätze. Crutchlow stand im Regen von Le Mans nach einem starken Rennen auf dem Podium. Doch Altmeister Rossi schaffte den Sprung die Top 3 nach dem guten Auftaktrennen nicht wieder.

Honda ist Yamaha momentan überlegen. Die Kräfteverhältnisse in der MotoGP sind in etwa mit der zweiten Saisonhälfte 2012 vergleichbar, als Pedrosa nur schwer zu schlagen war. Doch warum fällt es den Yamaha-Piloten zuletzt so schwer, die Hondas hinter sich zu lassen? Hat man sich bei der Entwicklung der M1 vertan? Oder hat man sich einfach zu sehr auf den Fahrstil von Weltmeister Lorenzo konzentriert?

„Jorge hat einen besonderen Fahrstil“, stellt Tech-3-Pilot Crutchlow klar, der dem Spanier zuletzt noch am ehesten folgen konnte. „Er fährt ganz anders als alle anderen Fahrer und anders, als die Yamaha-Fahrer. Wir fahren alle ähnlich – ich, Dovi (Andrea Dovizioso; Anm. d. Red.), Colin (Edwards), Ben (Spies), Bradley (Smith). Doch er fährt komplett anders. Wir können nicht kopieren, was er macht. Ich weiß nicht, warum das so ist, doch wenn irgendwer von uns an irgendeiner Stelle der Strecke seine Schräglage fährt, dann stürzt derjenige.“

Crutchlow rätselt, warum Lorenzo so selten stürzt
„Das Motorrad wurde auf ihn konstruiert und er weiß, wie man es fahren muss. Das muss nicht heißen, dass es der optimale Weg ist, wie man um die Strecke kommt“, betont der Brite. „Er ist aber nicht unschlagbar. Doch wenn das die einzig mögliche Art und Weise ist, das Motorrad um den Kurs zu fahren, dann ist er natürlich an der Spitze. Ich denke, dass er ziemlich besonders ist. Ich garantiere, dass wir alle stürzen würden, wenn wir seine Schräglagen fahren würden. Es ist ein Rätsel, wie er so zeitig bremst, aber auf der Bremse nie überholt wird. Ich weiß nicht, wie das möglich sein kann.“

„Er ist wirklich besonders“, hält Crutchlow fest. „Jorge ist besser als das Paket, mit dem er fährt. Das sage ich nicht, damit wir (die restlichen Yamaha-Piloten; Anm. d. Red.) besser dastehen.“ Lorenzos spezieller Fahrstil macht die Entwicklung der M1 nicht einfacher, solange man sich in Japan am Spanier orientiert. „Wir können nicht einfach zu Yamaha gehen und uns beschweren, solange sie sagen können, dass Jorge doch deutlich schneller ist. Er kann das machen, was niemand anderes kann“, erklärt Crutchlow, der seinen Fahrstil seit dem MotoGP-Debüt vor zwei Jahren stark angepasst hat.

„Ich muss sagen, je mehr man so fährt wie er, desto schneller wird man. Er weiß sicher auch nicht, was er anders macht. Das geschieht sicher im Unterbewusstsein. Alle anderen Fahrer müssen sich Runde für Runde immer wieder erinnern, um anders als gewohnt zu fahren“, schildert der ehemalige Supersport-Weltmeister. „Niemand fährt so wie Jorge. Das kann auch Valentino bestätigen. Für mich ist es noch schwieriger, wie Jorge zu fahren, weil ich von den Superbikes komme.“

Lorenzo lobt Crutchlows Arbeit
Lorenzo selbst ist nicht der Meinung, dass Crutchlow wegen der mangelnden Schräglage meist langsamer ist und schiebt die Zeitenunterschiede auf das Material. „Ich glaube nicht, dass er mit mehr Schräglage fahren muss. Theoretisch hat er das schlechtere Motorrad, weshalb ich glaube, dass er einen tollen Job macht“, lobt der Weltmeister von 2010 und 2012, der in der Fahrerwertung momentan zwar nur Dritter, dafür aber bester Yamaha-Pilot ist.

Noch etwas zurück liegt momentan Rookie Bradley Smith. Die Gewöhnung an die MotoGP-Yamaha bereitet dem Briten, der sich ebenfalls an Lorenzo orientiert, manchmal Kopfschmerzen. „Es wäre sicher einfacher, sich an eine Honda zu gewöhnen, doch ich würde nicht sagen, dass ich damit schneller oder langsamer wäre. Die Yamaha fordert einen gewissen Fahrstil, wie man sie fahren muss. Jorge gibt diesen vor. Wir kopieren ihn alle nur“, gesteht der ehemalige Moto2-Pilot. „Ich kopiere alles, was ich kann und blicke nur auf Jorge.“

Smith betont, dass er momentan im Kurvenscheitel keine Zeit verliert. Doch der Weg bis dahin ist problematisch. „Wir sind am Kurvenscheitel alle am Limit. Doch wie man dorthin kommt, ist das Entscheidende“, hebt der Brite hervor. „In der Moto2 konnte man immer mit dem Hinterreifen in die Kurve rutschen, der einem dabei half. Wenn man etwas weit war, löste man die Kupplung und rutschte quer in die Kurve. Doch hier geht es geregelter zu. Sobald man nicht mehr so geradlinig fährt, verliert man Zeit. Es ist wie bei einer 125er.“

„Es ist eine 250 PS starke 125er, mit der man ordentlich in die Kurve hineinfahren muss“, fasst Smith zusammen. Dass die Moto2 nicht die ideale Vorbereitung ist, bestätigt der Tech-3-Pilot: „Betrachtet man die Yamaha, dann nicht. Der Fahrstil, den die Yamaha fordert, unterscheidet sich stark von der Moto2, doch bei der Honda ist es der Moto2 recht ähnlich. Man ist sehr spät auf der Bremse und tänzelt mit dem Motorrad in die Kurve, stellt es auf und beschleunigt. Die Yamaha geht mehr in die 125er-Richtung, vielleicht auch etwas in Richtung 250er. Das ist der Lorenzo-Stil, er kommt ja von der 250er.“

Text von Sebastian Fränzschky

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