Am 2. April 2012 stürzte Kawasaki-Pilot Joan Lascorz beim Test in Imola schwer. Nachdem er das Vorderrad seiner ZX-10R verlor, rutschte der Spanier mit hohem Tempo von der Strecke und schlug mit seinem Kopf gegen eine Mauer.
Seitdem ist er ab der Brust abwärts gelähmt, kann seine Arme und Fäuste aber bewegen. Unfälle gehören im Motorrad-Sport dazu. Doch die Verletzung, die Lascorz erlitt, hätte sicher vermieden werden können.
„Es muss Investitionen geben, um Strecken sicherer zu machen, weil wir Motorräder fahren, die 240 PS haben und nicht 160, wie vor zehn Jahren. Der Kurs war nicht bereit für solch leistungsstarke Motorräder“, kritisiert Lascorz im Gespräch mit ‚Motor Cycle News‘. „Ich hatte Zeit, um nachzudenken und bin der Meinung, dass man den Druck auf die Promoter, die Streckenbetreiber und die FIM erhöhen sollte, damit sich einige Dinge ändern.“
„Ich bin mir sicher, meine Verletzung hätte vermieden werden können. Stürze kommen vor, wenn man ans Limit geht, doch Zusammenstöße mit Mauern bei 200 km/h sollte es nicht geben“, betont der Spanier, dessen Karriere an jenem Tag in Imola vorzeitig endete. Obwohl er mit dem Kopf in die Mauer flog, zog er sich keine Schäden am Kopf zu. Die Erinnerungen an den verhängnisvollen Sturz sind da.
„Ich erinnere mich an alles. Ich erinnere mich, wie ich die Front verlor, ohne zu wissen, warum, und wie ich geradeaus rutschte. Ich krachte mit meinem Kopf in die Wand und beim Einschlug spürte ich einen starken Schmerz. Dann überschlug ich mich und hatte kein Gefühl für meinen Körper. Ich dachte mir, ‚das kann nicht wahr sein‘. Ich erinnere mich an Dr. Costa, den ich zum ersten Mal sah“, blickt Lascorz zurück. Bis dahin kannte er den langjährigen Arzt vieler Motorrad-Piloten nur aus dem Fernsehen.
Die Telemetriedaten hat sich der ehemalige Teamkollege von Tom Sykes noch nicht angesehen. Sein Team hat ihm aber mitgeteilt, was passiert ist. „Es scheint, als ob der Vorderreifen die Strecke nicht berührte, als ich beschleunigte. Er war immer einige Zentimeter in der Luft“, beschreibt Lascorz. „Als ich in die Kurve bog, betrug die Geschwindigkeit des Vorderreifens 15 km/h, weil er durch den Kontakt der Bremsbeläge mit den Bremsscheiben abgebremst wurde. Die Geschwindigkeit des Hinterreifens betrug beinahe 200 km/h.“
„Dieser große Unterschied und der Fakt, dass ich in die Kurve einbog, waren die Gründe, warum ich die Front verlor und direkt in die Wand krachte“, fügt der ehemalige Superbike-Pilot hinzu. Lascorz‘ Zeit als Motorrad-Profi ist seit dem 2. April 2012 vorbei. „Ich plane mein Leben langfristig und verstehe, wie es weitergeht. Ich gehe drei Tage pro Woche für je zwei Stunden ins Fitnessstudio“, berichtet er. „Vor zwei Monaten begann ich, etwas über den Aktienmarkt zu lernen. Ich arbeite jeden Tag von acht Uhr morgens bis Mittag daran.“ Ob er in Zukunft im Aktiengeschäft arbeiten möchte, hält sich Lascorz aber noch offen.
Text von Sebastian Fränzschky
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