(Motorsport-Total.com) – Auch die zweite MotoGP-Saison im Honda-Werksteam verläuft für Joan Mir mehr als schwierig. Ein 13. und zwei zwölfte Plätze sind seine Ausbeute nach fünf Rennwochenenden.
Mit Platz neun im Jerez-Sprint sammelte Mir überhaupt zum ersten Mal einen Punkt im Samstagsrennen. Im Vorjahr hat er im Sprint nie angeschrieben.
Obwohl Honda neue Entwicklungen testet, wurden keine deutlichen Fortschritte erzielt. „Ich habe keine Ahnung“, antwortet Mir auf die Frage, wann es vorwärts gehen wird. „Ich sage das und bin komplett ehrlich. Ich hatte keine Ahnung, wie lange mein Körper das aushalten würde.“
„Ich dachte, dass ich es nicht so weit schaffen würde, aber ich bin immer noch hier. Ich versuche die bestmögliche Arbeit abzuliefern und so weit vorne wie möglich zu sein. Ich versuche gute Rennen zu fahren, aber man kann keine Wunder erwarten.“
Im Vorjahr wurden bei Mir 24 Stürze gezählt. Nur sein damaliger Teamkollege Marc Marquez lag noch öfter am Boden. Und dass, obwohl beide gar nicht bei allen Rennen angetreten sind. Aktuell hält Mir bei sechs Stürzen.
Wird er Honda nach diesem Jahr den Rücken kehren? Gerüchte bringen Mir mit Trackhouse-Aprilia in Verbindung, wo er mit Davide Brivio auf seinen ehemaligen Suzuki-Teammanager treffen würde. Seine Zukunft hat Mir momentan noch nicht entschieden.
Er wäre nicht der erste Fahrer, der an der Honda zerbrochen wäre. Jorge Lorenzo, Pol Espargaro, Alex Marquez, Alex Rins und zuletzt Marc Marquez haben entnervt das Handtuch geworfen und den größten Motorradbauer der Welt verlassen.
„Die Realität ist“, sagt Mir, „dass jeder, der Honda in den vergangenen Jahren verlassen hat, schlechter war, als er zu Honda gekommen ist. Das ist die Realität. Es gibt keine Ausnahmen. Niemand verlässt Honda besser als man gekommen ist.“
„Man muss mit dieser Situation so gut wie möglich umgehen. Das ist das Problem. Ich bin überzeugt, dass ich Optionen habe“, sagt der Ex-Weltmeister über seine Zukunft. „Es sind nicht die, die ich gerne hätte, aber wir haben Optionen.“
„Ich bin überzeugt, dass ich mit einem konkurrenzfähigen Motorrad sofort wieder vorne wäre. Ich bin gelassen. Im Vorjahr war die Situation etwas zu viel für mich und ich habe nicht auf dem Level performt, wie ich es könnte.“
„Jetzt ist das Motorrad viel schlechter als im Vorjahr, aber ich fahre schneller. Ich bin in einem besseren Moment. Ich fühle mich körperlich gut und sehe, dass nicht ich die Limitierung bin. Im Gegenteil, im Vorjahr habe ich gezögert und habe nicht auf dem besten Level performt.“
Santi Hernandez positiv von Mir überrascht
Im Winter gab es im Honda-Team eine Veränderung. Mir hat die Marquez-Crew rund um Santi Hernandez übernommen, während seine Mannschaft auf die andere Seite der Box gewechselt ist und Luca Marini betreut.
„Ich muss sagen, dass ich bei der Zusammenarbeit mit Joan positiv überrascht war“, wird Hernandez von Relevo zitiert. „Im Vorjahr habe ich ihn auf der anderen Seite der Box gesehen. Ich sah einen sehr introvertierten Jungen, sehr ernst, aber nicht sehr kommunikativ.“
„Ich möchte nicht sagen, dass er nicht mit seinem Team war, aber das war mein Eindruck, den ich von außen hatte. Ich habe ihn in der Hospitality gesehen. Er hat gegrüßt, mehr aber auch nicht. Ich war dann überrascht, einen sehr offenen Typen zu entdecken, der viel tun möchte.“
„Vor allem war ich davon überrascht, dass er zuhören und Dinge probieren will, die wir ihm gesagt haben, denn wir haben die Erfahrung mit Marc. Er ist sehr offen eingestellt. Funktioniert es, oder funktioniert es nicht? Das ist eine andere Sache, aber er ist offen, um alles auszuprobieren.“
Als Mir im vergangenen Jahr zu Honda gestoßen ist, war Marquez der Teamleader. Nach dessen Abschied zu Gresini-Ducati ist Mir der Veteran, der nun mehr Einfluss auf das Projekt bekommen hat und die Richtung mitbestimmen kann.
„Das gibt dir etwas mehr Freiraum“, sagt Hernandez, „welchen Weg man nehmen möchte. Aber ich kann es nicht vergleichen, denn wir machen es mit ihm genauso wie mit Marc. Wenn wir essen gehen, ist er immer dabei.“
„Wir haben zu ihm nicht gesagt, dass wir immer mit Marc essen waren und er das nun auch tun muss. Nein, das kam von ihm. Es könnte natürlich auch sein, weil er jetzt in einer spanischen Gruppe ist.“
„Wenn jemand introvertiert ist, dann ist es vielleicht schwieriger, sich in einer anderen Sprache auszudrücken. Dass wir in unserer Muttersprache sprechen, hat ihm vielleicht geholfen. Wichtig ist, dass am Jahresende Joan sagt, dass die Arbeit mit uns erfolgreich war und wir es gut gemacht haben.“
Text von Gerald Dirnbeck
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