Jonathan Rea - © Kawasaki

© Kawasaki – Der aktuelle Vertrag von Jonathan Rea bei Kawasaki läuft Ende 2024 aus

(Motorsport-Total.com) – Nach sechs WM-Titeln in Folge ging es für Kawasaki und Jonathan Rea Schritt für Schritt abwärts.

Kämpfte der Rekord-Champion in der WSBK-Saison 2021 noch bis zum Saisonfinale um den Titel, so war er im Vorjahr schon deutlich eher kein WM-Anwärter mehr. Und in diesem Jahr hat Rea noch kein Rennen gewonnen und wird laut aktuellem Stand bestenfalls WM-Dritter.

Mit 36 Jahren zählt Rea zu den ältesten Fahrern der Superbike-WM. Es drängt sich die Frage auf, wie viele Jahre der Brite noch in der WSBK fahren wird? „Ich habe keine Ahnung. Das ist eine wirklich gute Frage im Moment“, bemerkt er im Exklusiv-Interview mit ‚Motorsport-Total.com‘.

Im Gespräch mit der offiziellen Website der Superbike-WM gesteht Rea, dass ihm Gedanken ans Ende seiner Karriere durch den Kopf kreisten: „Ich habe ans Aufhören gedacht. Ich habe mich selbst gefragt, weil es so schwierig geworden ist, konkurrenzfähig zu sein. Es ist wirklich schwierig. Die Leute hinterfragen, warum ich noch hier bin.“

„Doch ich glaube an das Programm, an dem ich beteiligt bin“, stellt sich Rea hinter Kawasaki. „Hoffentlich finden wir einen Weg. Ich bin so motiviert, wieder zu gewinnen. Ich will wieder gewinnen. Mein Gefühl ist, dass ich noch viel zu geben habe. Meine Form ist besser als je zuvor.“

Rennsport als Lebensinhalt: Jonathan Rea „hat nicht viel anderes im Leben“
Rea ist sich bewusst, dass das Ende der Karriere ein großes Loch hinterlassen würde. „Ich habe nicht viel anderes in meinem Leben. Klar, ich habe meine Familie, meine Frau und meine Kinder. Doch Motorradrennen sind mein Leben. Es ist mein Lebensinhalt, seitdem ich ein Kind bin“, erklärt er.

„Ich habe mir noch keine Gedanken gemacht, was eines Tages folgt. Wenn ich nicht mehr konkurrenzfähig bin oder es nicht mehr genieße, dann werde ich eines Tages an den Rücktritt denken. Wenn man nicht mehr gewinnt, dann muss man sich seine Freude bei anderen Dingen holen. Man setzt sich kleinere Ziele, um motiviert zu sein“, so der langjährige Kawasaki-Pilot.

Kawasaki wurde laut Jonathan Rea Opfer des eigenen Erfolgs
Jahrelange dominierte Kawasaki die Superbike-WM. Die ZX-10RR war das Superbike mit der besten Balance. Die Gegner bissen sich von 2015 bis 2020 die Zähne aus. Doch mittlerweile ist Kawasaki nur noch dritte Kraft. Ducati liegt deutlich und Yamaha spürbar voraus.

„Das größte Problem ist die Entwicklung. Die Basis unseres Motorrads ist seit vielen Jahren unverändert“, stellt Rea mit Blick auf seine Kawasaki fest. „Wir wurden in gewisser Weise zu den Opfern unseres eigenen Erfolgs. Wenn man viele Jahre lang gewinnt, dann hat man nicht viele Gründe, um sich zu verbessern.“

„Wir haben kleine Verbesserungen erzielt, benötigen jetzt aber einen großen Schritt“, ist sich Rea bewusst. Doch es ist unwahrscheinlich, dass Kawasaki für die WSBK 2024 ein revolutionär neues Motorrad präsentiert, denn die Nachfrage nach Sportmotorrädern ist rückläufig.

Podestplätze sind für Kawasaki schwieriger geworden als früher die Siege
Das wären schlechte Nachrichten für Rea. Aktuell muss der sechsmalige Champion hart um Podestplätze kämpfen. „Das Niveau der Superbike-WM befindet sich jetzt auf einem sehr hohen Niveau. Unsere Rundenzeiten kommen teilweise nah an die der MotoGP heran. Wir müssen hart arbeiten, um wieder zu alter Stärke zu finden. Wir waren bereits vorn“, bemerkt er.

„Mein Ziel ist es, im restlichen Saisonverlauf regelmäßig auf dem Podium zu stehen. Ein Podium ist eine kleine Belohnung. Es signalisiert, dass man etwas Positives erreicht hat“, schildert der erfolgsverwöhnte Brite, der im Juli in Donington sein 250. WSBK-Podium feierte.

„Mein großes Ziel ist es, wieder ein Rennen zu gewinnen. Ich will unbedingt wieder gewinnen! Ich denke, dass wir bei einigen Rennen in diesem Jahr noch eine Chance haben. Wir können es aber nicht mehr bei jedem Wochenende erwarten, weil unsere Gegner uns so weit voraus sind“, bedauert Rea.

Text von Sebastian Fränzschky

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