(Motorsport-Total.com) – Mit der Vertragsverlängerung im Juni beendete Jonathan Rea die Spekulationen über einen möglichen Wechsel in die MotoGP.
Bis mindestens Ende 2020 wird Rea in der Superbike-WM eine Kawasaki pilotieren. Am 2. Februar 2021 feiert der Brite seinen 34. Geburtstag – für den Aufstieg in die MotoGP dürfte es dann eindeutig zu spät sein. Im Exklusiv-Interview mit ‚Motorsport-Total.com‘ spricht Rea über den Verlauf seiner Karriere und vergleicht sich mit Landsmann Cal Crutchlow, der die Chance wahrnahm, in die MotoGP zu wechseln.
„Es ist der richtige Weg. Ich habe das Gefühl, dass ich mich für den besseren Weg entschieden habe“, vergleicht sich Rea mit Crutchlow. „Ich bin viermaliger Weltmeister bei den Superbikes. Zudem bin ich einer der beliebtesten Motorrad-Rennfahrer in Großbritannien. Ich bin sehr zufrieden mit meinem Leben.“
Crutchlow konnte in der MotoGP Rennen gewinnen, kämpft regelmäßig gegen die Werkspiloten von Honda, Ducati und Yamaha und etablierte sich als bester Brite. „Ich respektiere seine Leistungen. Er hat Unglaubliches geleistet. Er ist einer der schnellsten Fahrer in der MotoGP. Er kann mit den Top 3 oder Top 4 mithalten. Manchmal denke ich mir, dass ich das auch kann. Ich bin besser“, schätzt sich Rea selbstbewusst ein.
„Aber ich bin nicht neidisch. Ich bin stolz auf ihn. Ich fuhr gegen Cal und besiegte ihn öfter als er mich besiegen konnte. Nun zeigt er in der MotoGP richtig gute Leistungen“, bemerkt Rea. „Ich bin sehr stolz, weil ich gegen mich mit ihm messen konnte und es jetzt so gut bei ihm läuft.“
Cal Crutchlow und Ben Spies waren die bisher letzten Fahrer, die den Aufstieg von der Superbike-WM in die MotoGP erfolgreich meisterten. „Sie fuhren mit Werksmaschinen in Satelliten-Teams, als sie in die MotoGP kamen. Sie hatten die Maschinen aus den vergangenen Saisons. Tech 3 ist ein gutes Team. Sie bekamen die Maschinen direkt von Yamaha“, nennt Rea die Gründe für die erfolgreichen Aufstiege.
„Die Fahrer, die danach von den Superbikes in die MotoGP kamen, fuhren nicht für gute Teams. Man muss sich nur Eugene Laverty anschauen. Er fährt auf dem gleichen Niveau wie Crutchlow“, so Rea. „Sie waren in der Britischen Meisterschaft Gegner, dann wechselte Cal zu den Superbikes. Eugene wechselte in die 250er-WM. Sie waren in der Supersport-WM erneut Gegner. Sie waren diejenigen, die gegeneinander kämpften.“
„Cal war nicht mein Gegner. Ich war der Gegner von Haslam und Camier. Cal zählte nicht dazu. Er fuhr nicht an der Spitze“, erinnert sich Rea, der bedauert, dass Laverty in der MotoGP nicht die gleichen Vorraussetzungen vorfand wie Crutchlow: „Eugene wechselte in die MotoGP und fuhr die Aspar-Honda, die billige Honda, die so toll sein sollte. Das Motorrad war furchtbar und beendete beinahe seine Karriere. Danach stieg er auf eine drei Jahre alte Ducati. Leider bekam er nie eine Chance. Ich denke, Cal war der letzte Superbiker, der in der MotoGP eine konkurrenzfähige Maschine erhielt.“
Aktuell ist das Interesse der MotoGP-Teams sehr gering, Fahrer aus der WSBK zu verpflichten. Warum sollte ein Team einen Fahrer engagieren, der regelmäßig von Rea besiegt wird? Ex-WSBK-Champion Neil Hodgson sprach im Sommer von einer regelrechten Blockade, die Rea mit seiner Dominanz errichtet hat. Doch das will der Serien-Weltmeister nicht wahrhaben: „Die MotoGP-Teams schauen immer nach Fahrern. Es ist schwierig. Ich weiß nicht so recht“, grübelt Rea, als wir ihn auf Hodgsons These ansprechen.
Im Sommer kursierte das Gerücht, Rea würde doch noch eine ordentliche Chance in der MotoGP erhalten. Aus Spanien war zu hören, dass die Dorna mit Kawasaki verhandelt, um Rea aus seinem Vertrag zu bekommen und ihn im SIC-Petronas-Yamaha-Team unterzubringen, um die WSBK wieder spannender zu machen. „Es gab keine Gespräche“, so Rea.
Text von Sebastian Fränzschky
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