(Motorsport-Total.com) – Nach fast 300 Rennen in der Motorrad-WM, davon allein mehr als 200 in der Königsklasse MotoGP, hat sich Jorge Lorenzo im November 2019 in Valencia zum Rücktritt entschieden.
Der Szene komplett den Rücken gekehrt hat der insgesamt fünfmalige Weltmeister aber nicht. Für Yamaha bekleidet Lorenzo neuerdings die Rolle des offiziellen Testfahrers, was von seinem ehemaligen Arbeitgeber Honda nicht erwartet worden war.
In seiner neuen Rolle fühlt sich Lorenzo sichtlich wohl, kann er doch das Angenehme mit dem Nützlich verbinden. Das ist etwas, woran für ihn während seiner 18-jährigen Karriere als Vollzeit-Rennfahrer in der WM nicht zu denken war.
18 Jahre lang zu 90 Prozent nur Motorräder im Kopf
„Wenn man ein solcher Perfektionist ist, wie ich es bin oder wie ich es war, dann bleibt nicht viel Zeit für Freunde und Familie oder für Reisen, die nicht im Zusammenhang mit Rennen stehen“, bemerkt Lorenzo im Interview mit ‚MotoGP.com‘.
„Für Partys oder all diese Dinge, die normale Leute genießen“, bleibt ebenso kaum Zeit, wie Lorenzo anfügt. Das ist seit seinem Rücktritt anders. „Jetzt bin ich der Lage, all diese Dinge zu tun“, sagt der 32-Jährige sichtlich zufrieden.
Die vom dreimaligen MotoGP-Weltmeister angesprochene Perfektion äußerte sich demnach im Verlauf seiner Karriere als Stammfahrer so: „Wenn ich etwas tue, dann will ich es perfekt machen. Ich will das Maximum herausholen. Und das heißt, dass du den ganzen Tag und jeden Tag zu 90 Prozent nur darauf fokussiert bist und über Motorräder nachdenkst.“
Neue Rolle bei Yamaha als „perfekte Kombination“
Mit seinem Rücktritt Ende 2019 hat für Lorenzo „ein neues Kapitel begonnen“, wie er unterstreicht. Daran ändert auch seine aktuelle Rolle als Yamaha-Testfahrer nichts. Vielmehr bezeichnet er diese Rolle mit nun deutlich weniger Trainings- und Reisestress als „perfekte Kombination“.
Einerseits bleibt Lorenzo der MotoGP-Szene durch seine Arbeit im Yamaha-Testteam eng verbunden. Andererseits hat er nun Zeit für private Dinge, für die er während seiner aktiven Rennkarriere keine Zeit hatte.
„All die negativen Dinge, mit denen man als Fahrer zu tun hat, sind für mich jetzt komplett verschwunden“, spricht der Spanier nicht nur auf den Trainings- und Reisestress an, sondern nicht zuletzt auch auf den Druck während eines Rennwochenendes. Lorenzos Instagram-Profil bildet seine neugewonnene Freiheit sehr gut ab.
„Übrig geblieben sind für mich jetzt nur die guten Dinge. Das heißt, das Fahren des Bikes und die Unterhaltungen mit den Ingenieuren, um das Bike zu verbessern.“ Aus letztgenanntem Punkt zieht Lorenzo besonders große Genugtuung: „Wenn du etwas probierst und das macht das Bike tatsächlich schneller, dann ist das sehr zufriedenstellend.“
Nicht zuletzt Valentino Rossi schätzt Lorenzos Testarbeit sehr, knüpft daran aber auch entsprechende Erwartungen, wie er kürzlich beim Sepang-Test erklärte. Ob es Lorenzo in seiner neuen Rolle womöglich doch irgendwann zu langweilig wird und er sich für Wildcard-Starts auf der Yamaha überreden lässt, bleibt abzuwarten.
Text von Mario Fritzsche
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