(Motorsport-Total.com) – MotoGP-Champ Jorge Lorenzo sitzt auf Motorrädern seitdem er drei Jahre alt ist. Mit nur vier Jahren nahm das Ausnahmetalent aus Spanien an seinem ersten Rennen teil. In der Saison 2002 führte ihn der Weg schlussendlich in die Motorrad-Weltmeisterschaft.
Da er bei den ersten zwei Saisonrennen noch zu jung war, musste er bis zum Samstag des dritten Laufs der Saison warten, bis er endlich 15 Jahre alt war und ins Geschehen eingreifen konnte. Valentino Rossi schrieb in dieser Saison als erster MotoGP-Weltmeister Geschichte.
2008 war es dann endlich soweit: Lorenzo stieg als Yamaha-Werkspilot und zweifacher 250er-Weltmeister in die MotoGP auf und traf auf Rossi. Damals hatte der auf Mallorca geborene Youngstar den Ruf als aggressiver und zu allem bereiter Pilot weg. Mit der Pole-Position beim ersten MotoGP-Rennwochenende setzte Lorenzo zeitig eine Duftmarke. Doch es dauerte nicht lange, bis er durch viele aufeinanderfolgende Stürze erkennen musste, dass die Brechstange in der MotoGP meist zu Schmerzen führt.
Gedanken an Rücktritt
„In der Vergangenheit war ich ein aggressiver Fahrer. In meinem ersten MotoGP-Jahr war ich immer noch ein aggressiver Fahrer. Ich bin oft gestürzt. Ich habe mich oft verletzt“, blickt der Yamaha-Werkspilot im Gespräch mit ‚CNN‘ zurück. „2008 hatte ich in Katalonien meinen fünften aufeinanderfolgenden Sturz. Ich bin bei einem Sturz mit meinen Kopf zwei oder drei Mal aufgeschlagen.
„Ich konnte mich zwei oder drei Tage lang an nichts mehr erinnern“, erklärt Lorenzo, der damals sogar an Rücktritt dachte. „Deshalb habe ich mir damals gesagt, dass ich was ändern muss. Oder dass ich meinen Fahrstil ändern muss. Ich wurde ruhiger, cleverer und dachte intensiver nach, wie ich was auf dem Motorrad mache. Andernfalls hätte ich aufhören müssen.“ In der Saison 2009 ging Lorenzo deutlich weniger zu Boden. Ein weiteres Jahr später holte er sich seinen ersten Titel in der Königsklasse.
„Nun unterscheide ich mich deutlich. Ich bin anders und stürze normalerweise nicht so viel. Im vergangenen Jahr bin ich vielleicht zwei Mal gestürzt“, betont der Weltmeister von 2010 und 2012, der spätestens seit 2010 deutlich reifer agiert. Seit einigen Jahren ist der Spanier das Musterbeispiel für einen runden und unhektischen Fahrstil. Er prägte den sogenannten „Mantequilla-Stil“ und gleitet mit seiner M1 wie ein Messer über die Butter.
Der Tanz mit der M1
Doch bis dahin war es ein langer Weg. „Zu viele Schmerzen, zu viele Verletzungen. Ich habe nun seit bereits knapp 20 Jahren Verletzungen und Stürze. Das ist normal, wenn man ein Fahrer ist“, schildert er. Den Ritt mit seiner etwa 250 PS starken Yamaha M1 vergleicht Lorenzo am liebsten mit einem Tanz, bei dem man nach einer gewissen Übungszeit auch nicht mehr nachdenken muss, wann man welchen Schritt macht.
„Es ist wie beim Tanzen. Wenn man mit einem Mädchen tanzt, dann denkt man nicht nach. Man hört die Musik und bewegt sich einfach“, beschreibt der 25-Jährige. „Zu Beginn, wenn man nicht weiß, wie man tanzten muss, denkt man nach, wohin man treten und wie man seinen Körper bewegen soll. Doch wenn man es öfter macht, denkt man nicht mehr nach. Man lässt sich einfach führen. Genauso ist es mit dem Motorrad, wenn man ein Profi ist.“
Als Vorbereitung für die anstrengenden psychischen Belastungen in der MotoGP setzt Lorenzo auf Yoga. Dadurch tankt der zweifache MotoGP-Weltmeister die nötige Energie, um gegen Konkurrenten wie Dani Pedrosa oder auch Teamkollege Rossi bestehen zu können. „Ich meditiere, mache ein bisschen Yoga. Ich entspanne, konzentriere mich aufs Atmen und denke fünf Minuten nicht nach. Danach bin ich vollkommen entspannt.“
In der neuen Saison strebt der Yamaha-Werkspilot den dritten MotoGP-Titel an. „Ich möchte mich bei meinen Schwächen steigern und die guten Dinge erhalten. Doch zu wachsen, als Person und als Fahrer, das ist am wichtigsten“, so Lorenzo.
Text von Sebastian Fränzschky
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