Für Jorge Lorenzo verlief der Einstand bei Ducati alles andere als erfreulich.
Nach einem Platz elf in Katar und einem Sturz in Kurve 1 des Argentinien-Rennens fehlen dem Spanier nicht nur gute Ergebnisse, sondern auch reichlich Kilometer, um sich weiter an die Desmosedici zu gewöhnen. „Ich bin nur eine Kurve gefahren, dabei brauchte ich dringend mehr Kilometer, um meine Eindrücke zu bestätigen“, blickt der Spanier enttäuscht zurück.
Im Gespräch mit ‚gpone.com‘ gibt er sich vor dem Großen Preis der USA an diesem Wochenende dennoch kämpferisch: „Ich werde mich hier weiter anpassen. Es ist zwar nicht die beste Strecke für meinen Fahrstil, aber für Ducati.“ So konnte Teamkollege Andrea Dovizioso in Austin 2014 und 2015 Podestplätze einfahren und lag im vergangenen Jahr auf Podiumskurs, als er im Zweikampf mit Dani Pedrosa (Honda) stürzte.
Wenn auch nicht in Austin glaubt Lorenzo, dass ihm ein Top-Ergebnis in diesem Jahr noch gelingen kann: „Es gibt nicht die eine Sache, die dir eine Sekunde bringt, aber es gibt viele kleine Dinge, die dir eine halbe Sekunde verschaffen. Damit könnte ich in die Top 5 fahren und vielleicht – am richtigen Tag – um das Podium kämpfen.“ Sein Team stärke ihm trotz der Probleme weiter den Rücken. Diese Loyalität wisse er zu schätzen.
Lorenzo bereut, dass er die Ducati fallen ließ
Und er will sie bald mit Ergebnissen zurückzahlen: „Ich versuche, mich der Ducati schnell anzupassen, aber es dauert länger als erwartet. In diesen Zeiten brauche ich einfach mehr Kilometer, aber ich gebe nicht auf. Tatsächlich glaube ich noch immer, dass ich eine Chance haben, in diesem Jahr zu gewinnen“, sagt der 29-Jährige mit viel Optimismus. Aktuell steht er mit fünf WM-Punkten auf Gesamtrang 18.
Doch nicht nur dafür muss Lorenzo Kritik einstecken. Dass er seine Ducati nach dem Sturz in Argentinien erst aufhob und dann scheinbar verärgert fallen ließ, sorgte für Empörung. „Darauf bin ich nicht stolz“, räumt Lorenzo ein. „Es wird nicht mehr passieren. Manchmal hat man als Sportler diesen Moment des Ärgers, wie wenn ein Tennisspieler seinen Schläger wegwirft. Aber das heißt nicht, dass ich den Sport nicht respektiere. Ich war einfach sauer auf mich.“
Zuspruch erhält Lorenzo von Ducati-Testfahrer Michele Pirro, der die GP17 in dieser Woche in Mugello testete, um am Set-up und insbesondere der Elektronik zu arbeiten. Er weiß, wie schwer sich der Neuzugang tut: „Jorges Hauptproblem ist, sich an die Ducati zu gewöhnen. Das hat sich für einen Fahrer, der von Yamaha kommt, schon immer als kompliziert erwiesen“, spielt Pirro auf Valentinos Rossi Jahre bei Ducati und die Unterschiede der Bikes an.
Testfahrer Pirro sicher: Lorenzo wird sich steigern
Wie Lorenzo selbst glaubt auch der Testpilot, dass es vor allem eine Frage der Zeit ist, bis der Knoten platzt: „Er braucht Zeit, wenngleich wir wissen, dass es in der MotoGP nie viel Zeit gibt und die Erwartungen hoch sind. Jorge ist ein großartiger Champion und ich bin mir sicher, dass er dort hinkommen wir, wo wir alle ihn sehen wollen“, sagt Pirro bei ‚gpone.com‘. Mit seiner Erfahrung auf der Ducati will ihm der Italiener dabei helfen.
„Momentan ist es schwierig zu sagen, wo wir stehen. Wir brauchen einfach ein paar mehr Rennen, um Kilometer zu machen. In Argentinien konnte er (Lorenzo; Anm. d. R.) das Rennen wegen des Problems in Kurve 1 nicht fahren. In Katar sind ihm wiederum einige Fehler passiert, weshalb er neben der Strecke war. Diese Umstände versperren den Blick darauf, ob wir einen Schritt nach vorn gemacht haben oder nicht“, fasst Pirro den Status Quo zusammen.
Dennoch ist er sich sicher, dass das Motorrad bereit ist, ein Top-Ergebnis einzufahren. In Austin erwartet der Ducati-Testfahrer mit Blick auf die Vorjahre daher einen Kampf an der Spitze, insbesondere von Dovizioso. „Er hat bestätigt, dass das Paket stark ist, auch in Katar, wo er mit Vinales bis zum Schluss gekämpft hat“, betont Pirro. Auch bei Lorenzo sieht er das Potenzial, in Austin in jene Positionen vorzudringen, „die er verdient“.
Sicher ist, dass Lorenzo dann mit jener Sitzanpassung starten wird, die er in Argentinien noch als großen Durchbruch feierte, die aber im Rennen aus bekannten Gründen nicht wirklich zum Tragen kam. Privatier Danilo Petrucci, der bei Pramac ebenfalls eine GP17 pilotiert, erklärt: „Ich weiß, dass er zum Standardsitz zurückgekehrt. In Valencia hatte er um eine Anpassung gebeten. Aber in Argentinien ist er zum Standard zurück, den auch Dovi und ich nutzen.“
Text von Juliane Ziegengeist
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