In der ersten Saisonhälfte hatte Jorge Lorenzo mit der Umstellung auf die für ihn neue Ducati zu kämpfen.
Was viele nach Bekanntwerden des Wechsels vermutet hatten, wurde Realität: Der sonst so erfolgsverwöhnte Spanier dümpelte im Mittelfeld oder noch weiter hinter herum. Und das ausgerechnet, während Teamkollege Andrea Dovizioso sich zum ernstzunehmenden Kandidaten auf den WM-Titel mauserte und die Tabelle kurzzeitig sogar anführte.
Lorenzo hingegen blickt mit 65 Punkten und WM-Platz neun – noch hinter Ducati-Privatier Danilo Petrucci – auf ein mehr als durchwachsenes erste Halbjahr zurück. Der 30-Jährige gibt mittlerweile offen zu: „Ehrlich gesagt hatte ich nicht mit solchen Ergebnissen gerechnet. Ich hatte bessere Resultate erwartet. Das ist wahr. Und ich erwartete eine schnellere Gewöhnung an das Motorrad. Das war wirklich nicht einfach.“
Für die zweite Saisonhälfte erwartet er daher keine Wunder. Denn bisher stellten sich die Fortschritte nur sehr langsam ein. „Abgesehen von den letzten beiden Rennen wurden wir besser und besser. Aber die Schritte waren sehr klein. Ich kam nicht von einem Rennen zum nächsten und plötzlich gab es für alles eine Lösung. Es ging nur langsam voran“, weiß Lorenzo. Zwischen Hochs wie dem Podium in Jerez und Platz vier in Barcelona mischten sich immer wieder Tiefs.
Lorenzo: „Uns fehlen ein bis drei Zehntelsekunden“
„Im Moment sind wir weiter weg, als es mir lieb ist“, hält der Ducati-Pilot fest, „aber wir sind auch nicht so weit weg, als dass die Situation ausweglos wäre.“ Gute Ergebnisse seien nicht unmöglich, betont er und verweist auf seinen Podesterfolg und eine nur knapp verpasste Pole-Position beim Großen Preis von Katalonien. „Auf einigen Strecken führte ich das Rennen sogar an“, erinnert sich Lorenzo. Doch letztlich musste er meist deutlich abreißen lassen.
Trotzdem ist Lorenzo der Überzeugung, dass nicht viel fehlt, um ins Spitzenfeld vordringen zu können: „Wir brauchen nur ein bis drei Zehntelsekunden, um mit um den Sieg kämpfen zu können. So weit weg, wie es scheinen mag, sind wir nicht.“ Die Leistungsdichte sei gestiegen, die Königsklasse noch unberechenbarer geworden. Tatsächlich geht es in der WM sowohl an der Spitze als auch im Mittelfeld äußerst eng zu.
„Wir haben 22, vielleicht 24 Motorräder, die in der Lage sind, Rennen zu gewinnen“, stellt der Spanier fest und zieht einen Vergleich: „Vor sieben Jahren bist du mit 40 Sekunden Rückstand auf den Sieger Fünfter geworden. Jetzt wirst du damit 15. oder 20. Das ist der Unterschied. Dann muss man noch in Betracht ziehen, dass wir einen anderen Reifenhersteller haben und die Reifen für die Fahrer schwer zu verstehen sind.“
Neuer Ducati-Verkleidung für mehr Vertrauen
Mit den diesjährigen Pneus von Michelin tun sich bisher viele Piloten schwer, das richtige Arbeitsfenster zu finden. Das macht die Sache für Ducati-Neuzugang Lorenzo nicht leichter: „Es ist schwierig, von einer Rennstrecke zur anderen dasselbe Gefühl zu bekommen, dieselbe Performance und dasselbe Selbstvertrauen zu haben. Das erklärt auch die vielen Wechsel in den Positionen und Ergebnissen. Jeder Fahrer hat damit zu kämpfen“, weiß er.
In Brünn werden die Reifen einem besonderen Härtetest unterzogen – nicht nur der Hitze wegen. Lorenzo hofft dennoch auf einen Schritt nach vorn. Dabei soll auch eine neue Verkleidung helfen, die Ducati in Brünn erstmals zum Einsatz bringen will. „Wir hoffen, dass die Lösung Jorge am Kurveneingang hilft. Das große Ziel ist es, ihm Vertrauen für das Vorderrad zu schenken“, schildert Riding-Coach Michele Pirro.
Text von Juliane Ziegengeist & David Emmett
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