(Motorsport-Total.com) – Dass sich Jorge Lorenzo mit nur 28 WM-Punkten aus der MotoGP-Saison 2019 verabschieden würde, hätte zu Beginn des Jahres wohl niemand vermutet.
Ein Herstellerwechsel ist selten einfach, doch immerhin hatte es der Spanier mit Ducati schon einmal geschafft – auch wenn die Erfolge zunächst auf sich warten ließen.
Bei Honda kam es gar nicht erst so weit. Immer wieder warfen Verletzungen den fünffachen Weltmeister in der ohnehin schwierigen Anpassung an die RC213V zurück. „Ich denke, sie haben ihr Bestes versucht“, goutiert Lorenzo die Arbeit von Honda im Interview mit ‚BT Sport‘ – auch wenn sie letzten Endes nicht die gewünschten Früchte trug.
Zudem merkt der 32-Jährige an: „Die Regeln haben nicht geholfen, denn sie schränken uns ein, was den Motor, die Elektronik und all diese Dinge angeht.“ Zur Erinnerung: Lorenzo fehlte beim ersten MotoGP-Test 2019 in Sepang. Die Entwicklung ging ohne ihn weiter. Neue Ideen konnten während der Saison nur begrenzt realisiert werden.
Spielte Lorenzo bei Honda nur die zweite Geige?
„Die Wahrheit ist aber auch, dass sich das Motorrad, als ich zu Yamaha kam, für mich natürlich anfühlte. Dann, einige Jahre später, wechselte Valentino zu Ducati und ich wurde der erste Fahrer. Die Entwicklung, alle neuen Teile folgten meiner Richtung“, erinnert sich der Spanier und zieht einen Vergleich zwischen den Herstellern.
„Nach dem Wechsel zu Ducati war ich auch der erste Fahrer, wieder folgte die Entwicklung mir. Als ich zu Honda kam, war ich nicht der erste Fahrer. Es ist normal, dass Marc mit drei WM-Titeln in Folge die Nummer eins ist. Das Motorrad wurde nach und nach immer mehr an ihn angepasst und damit schwieriger für andere Fahrer wie mich.“
Ihm machte vor allem die fehlende Balance zwischen Power und Handling zu schaffen. „Honda versuchte, den Motor zu verbessern. Aber je leistungsstärker er wurde, desto mehr Probleme traten in den Kurven auf“, erklärt Lorenzo. „Das Gefühl für das Vorderrad litt darunter und wir verloren Kurvenspeed im Vergleich zum Vorgängermotorrad.“
Honda-Teammanager hatte Tränen in den Augen
Das wirkte sich natürlich auch auf sein Selbstvertrauen aus: „Jedes Mal, wenn ich pushte, kam es zum Sturz, ohne zu wissen, was genau passiert war.“ Dass er sich dabei auch noch verletzte und mehrere Grands Prix ausfiel, kam erschwerend hinzu. Der Entschluss, zurücktreten zu wollen, wurde für Lorenzo folglich immer realer.
An seinem guten Verhältnis zu Honda und vor allem Teammanager Alberto Puig ändere die vorzeitige Trennung aber nichts, betont er bei ‚BT Sport‘. „Alberto war derjenige, der mir vertraut hat. Ich rief ihn an, als ich wusste, dass ich bei Ducati nicht weitermachen werde. Ich konnte ihn und er konnte letztendlich Honda überzeugen.“
„Ich erinnere mich noch an eine Unterhaltung beim ersten Test in Montmelo, wo wir über meinen Wechsel verhandelten. Ich sagte Alberto: ‚Mach keine Fehler, indem du den falschen Fahrer unter Vertrag nimmst. Vertraue mir und du wirst es nicht bereuen.‘ Leider habe ich ihn enttäuscht. Aber er hat mich immer unterstützt“, versichert Lorenzo.
Als Ex-Fahrer habe Puig besonders gut nachvollziehen können, „wie schlecht man sich fühlt, wenn man verletzt ist“, weiß der Spanier und verrät: „Als ich ihm in Malaysia meine Entscheidung mitteilte, hatte er Tränen in den Augen. Er sieht von außen taff und stark aus, aber er ist eine sehr sensible und verständnisvolle Person. Das schätze ich sehr.“
Text von Juliane Ziegengeist
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