(Motorsport-Total.com) – Vor dem Großen Preis von San Marino, dem zweiten MotoGP-Wochenende nach Jorge Lorenzos Verletzungspause, bleibt die Fitness des Honda-Piloten ein Fragezeichen.
Das Rennen in Silverstone hatte er zwar unter Schmerzen mit einem 14. Platz beendet, den darauffolgenden MotoGP-Test in Misano aber vorzeitig abgebrochen.
„Ich hätte bleiben und den Test beenden können“, erklärte Lorenzo am Donnerstag im Misano-Paddock, „aber nur vier Tage nach dem Rennen in Silverstone hatte die Verletzung nicht genug Zeit, um sich zu erholen. Ich spürte mehr Schmerzen als im Rennen, deshalb machte es keinen Sinn weiterzumachen. Es war ja nur ein Test.“
Zudem habe er sich nicht stark genug gefühlt, um konkurrenzfähig zu sein: „Ich fuhr etwa drei Sekunden langsamer als der Schnellste. Für das Team und für mich hatte es keinen Sinn weiterzumachen. Deshalb haben wir beschlossen, die Verletzung nicht noch weiter voranzutreiben und uns für dieses Wochenende gut zu erholen.“
Lorenzo: Renncomeback in Silverstone war richtig
Wie fit fühlt sich der Spanien vor dem Rennwochenende in Misano? „Ich bin in einer besseren Verfassung als vor drei Wochen“, versichert er, „aber bis ich auf das Motorrad steige und spüre, wie ich mich darauf fühle, werde ich es nicht wissen. Mir geht es besser, aber immer noch nicht perfekt. Das braucht noch etwas mehr Zeit.“
Dass er zu früh nach der Verletzung zurückgekehrt sein könnte, will Lorenzo nicht verneinen, sagt aber: „Das ist die Fahrermentalität. Das hat jeder Fahrer in sich, wenn man in der Geschichte des Motorsports zurückblickt. Ich habe schon verrücktere Dinge getan.“ Etwa 2013, als er mit frisch operiertem Schlüsselbein in Assen fuhr.
„Diesmal war ich zu einer zweimonatigen Pause gezwungen. Ich musste früher oder später zurückkommen. Für mich war es in Brünn zu früh, auch in Österreich. Aber in Silverstone konnte ich so fahren, wie ich es tat – sehr langsam und weit weg von der Spitze. Aber es fühlte sich wie der richtige Moment für ein Comeback an.“
Honda-Pilot betont: Bin auch Risiken eingegangen
Auch wenn Lorenzo hinterherfuhr, konnte er zumindest langsam wieder ein Gespür für die Pace und den Rhythmus bekommen. Drei Monate ohne einen einzigen Kilometer auf der Honda wären einfach zu viel gewesen, meint der Spanier. Auf die jüngsten Kommentare seines Teammanagers Alberto Puig reagiert er diplomatisch, aber bestimmt.
„Er ist der Chef und eine Person, vor der ich viel Respekt habe, weil ich denke, dass er viel über Motorräder und über diese Welt weiß. Aber niemand kann sagen, dass ich es nicht versucht habe und mit diesem Motorrad kein Risiko eingegangen bin, weil ich riesige Stürze hatte, immer weil ich versuchen wollte, gute Ergebnisse zu erzielen.“
Lorenzo mutmaßt: „Wahrscheinlich war das das Problem. Ich pushte zu viel, bevor ich das Motorrad genau kannte, und deshalb stürzte ich und verletzte mich. Das macht alles viel schwieriger. Ohne die Verletzungen bin ich sicher, dass ich vielleicht keine Rennen gewinnen kann, aber manchmal auf dem Podium und in den Top 5 landen würde.“
Debüt-Jahr bei Ducati mit heute nicht vergleichbar
Stattdessen schaffte es Lorenzo in seiner bisherigen MotoGP-Saison bei Honda nicht ein einziges Mal in die Top 10. Sein bestes Ergebnis war ein elfter Platz in Le Mans. Damit schneidet er noch deutlich schlechter ab als in seinem Debüt-Jahr mit Ducati. Dort gelangen ihm nach dem Weggang von Yamaha 2017 sogar erste Podestplätze.
Vergleichen könne man das mit der jetzigen Situation bei Honda aber nicht, findet Lorenzo. „Damals hatte ich keinerlei Verletzung“, betont er. „Zwar musste ich auch im ersten Jahr bei Ducati kämpfen, aber diesmal ist es schlimmer, weil ich bereits vor Beginn der Saison zwei schwere Verletzungen hatte, am Fuß und am Handgelenk.“
„In der Vorsaison brach ich mir dann das Kahnbein, in Katar eine Rippe. In Assen kam es dann richtig dicke. Folglich war ich noch nie hundertprozentig fit, um die Honda zu fahren, also konnte ich nie mein Maximum geben. Auf diese Weise ist es in der MotoGP schwierig, wenn man sich auf dem Motorrad nicht wohl fühlt“, weiß Lorenzo.
Momentan fehle ihm noch immer die nötige Sicherheit auf dem Motorrad, „besonders was das Gefühl fürs Vorderrad angeht“, sagt der Spanier weiter. Die schweren Stürze taten ihr Übriges. „Einige schwierige Umstände, besonders die Verletzungen, haben dazu geführt, dass meine Situation und alle meine Ergebnisse so schlecht sind.“
Text von Juliane Ziegengeist, Co-Autor: Oriol Puigdemont
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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