(Motorsport-Total.com) – Die MotoGP hat in ihrer Geschichte schon einige spannende Titelduelle erlebt. Dabei fand die Rivalität nicht immer nur auf der Strecke statt.
Hin und wieder waren sich die Konkurrenten auch abseits davon spinnefeind. Doch bei Francesco Bagnaia und Jorge Martin kann davon keine Rede sein.
Die beiden Kontrahenten betonen selbst, dass der Respekt zwischen ihnen das Wichtigste sei und sie keine Feinde sein müssten, um im Rennen gegeneinander zu kämpfen.
Ex-MotoGP-Pilot Jorge Lorenzo sieht darin einen großen Unterschied zu seiner aktiven Zeit: „Heutzutage sind alle Fahrer fast wie Brüder, doch die Fans wollen Rivalität, zwei Fahrer, die sich sportlich hassen“, sagt er im Gespräch mit GPOne.com.
Zu viel Kuschelkurs in der MotoGP?
Diese Dynamik hat der Spanier selbst oft durchlebt, besonders während seiner intensiven Rivalität mit Valentino Rossi, die MotoGP-Fans weltweit elektrisierte. Lorenzo betont, dass diese Art von Konkurrenzkämpfen die Show auf der Strecke belebe.
Zwar zeigt er sich vom heutigen Wettkampflevel in der MotoGP begeistert und findet die Rennserie an sich spannend, da die Herausforderungen so anspruchsvoll und die Konkurrenz sehr stark sei. Doch ohne Erzfeinde wie früher fehle die Würze.
Auch technisch wünscht er sich Änderungen: „Wenn die Motorräder mehr Wheelies machen würden und weniger Aerodynamik, dann gäbe es noch mehr Spektakel“, sagt er.
Im Hinblick auf die MotoGP-Saison 2024 und den Titelkampf zwischen Martin und Bagnaia zeigt der fünffache Weltmeister Verständnis für die Fehler, die beide Fahrer gemacht haben, „weil das Niveau so hoch und der Druck immens war“.
Doch er schätzt Martin insgesamt als konstanter ein. „Diese Weltmeisterschaft wird letztendlich durch die Sprints entschieden, da Jorge mehr aufholen konnte als Pecco. Letztes Jahr hatte Martin vielleicht mehr Speed als Bagnaia, aber er machte einige wichtige Fehler wie in Indonesien“, analysiert Lorenzo.
„Dieses Jahr war er jedoch in der Lage, konstant zu fahren, und das hat den Unterschied ausgemacht.“ Deshalb geht Martin auch mit 24 Punkten Vorsprung ins Finale.
Lorenzo: Verletzung schränkt Marquez ein
Angesprochen auf Marc Marquez, der aktuell auf dem dritten WM-Platz liegt und Martin ab 2025 im Ducati-Werksteam beerben wird, sagt Lorenzo: „Ich habe erwartet, dass er gut abschneidet, auch wenn sein Motorrad der GP24 unterlegen ist.“
„Mit dem gleichen Motorrad wie Bagnaia wird er stärker sein, aber es wird kein Spaziergang für Marc. Es wird für beide schwierig sein, zu gewinnen, und wir werden auch sehen, was die anderen Hersteller machen“, blickt er auf die Saison 2025 voraus.
Der Spanier, der sich mit Marquez 2019 als Honda-Teamkollege eine Box teilte, weiß, dass der sechsfache MotoGP-Champion seit seiner Verletzung nicht mehr derselbe ist.
„Die Verletzung von Jerez (2020; Anm. d. R.) brachte ihm ein körperliches Handicap, das ihn heute noch beeinträchtigt. Die Einschränkungen seines rechten Arms sieht man beim Bremsen. Dadurch muss er mehr Balance mit seinem Körper suchen, um weniger zu kämpfen und all das nimmt ihm etwas den Komfort.“
„Damit will ich nicht sagen, dass er den Titel nicht gewinnen wird“, betont Lorenzo, „aber er hat eine Einschränkung mehr im Vergleich zu vor vier Jahren“, hält er fest.
Gleichzeitig sieht er jetzt einen „bewussteren Marquez“. Während der Spanier früher sorgloser gewesen sei und keine Angst vor Stürzen gehabt hätte, denke er heute mehr darüber nach. „Wir werden also sehen, ob sein Kopf oder seine Physis den Unterschied ausmachen wird“, sagt Lorenzo abschließend.
Text von Juliane Ziegengeist
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